Ein Windpark in Deutschland.Bild: Getty/iStockphoto / tora1983
Nachhaltigkeit
Inmitten der Corona-Krise hat
Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) gute Neuigkeiten: Deutschland
ist im Klimaschutz im vergangenen Jahr besser vorangekommen als
erwartet.
Der Treibhausgas-Ausstoß sank 2019 im Vergleich zum Vorjahr
nach ersten amtlichen Schätzungen um 6,3 Prozent – vor allem, weil
weniger Strom aus Kohle und mehr aus Gas, Wind und Sonne gewonnen
wurde. Vor allem in zwei Bereichen mahnte die SPD-Politikerin Schulze
aber mehr Mühe an. Beim Heizen und im Verkehr stiegen die Emissionen
den Angaben zufolge nämlich, weil Heizöl relativ günstig war und mehr
und größere Autos auf den deutschen Straßen unterwegs waren.
Hat Corona positiven Effekt?
Im Vergleich zu 1990 hat Deutschland seinen Treibhausgas-Ausstoß
bis 2019 um 35,7 Prozent gedrückt. Damit komme man dem 2020-Ziel von
40 Prozent "deutlich näher" als gedacht, sagte Schulze. Als Folge der
Coronavirus-Epidemie, die Wirtschaft und Flugverkehr ausbremst,
dürfte noch weniger Kohlendioxid (CO2) in die Atmosphäre gelangen.
"Wir werden eine Reduzierung der Emissionen durch Corona erleben"
Präsident des Umweltbundesamts (UBA), Dirk Messner
Doch seien dies keine strukturellen Effekte, die das Problem
auf Dauer lösen. Der "Corona-Effekt" könne im Gegenteil die
Notwendigkeit überdecken, die Wirtschaft klimafreundlich umzubauen.
Trotzdem hofft der Chef des Umweltbehörde auf einen langfristigen
Effekt: "Ich kann mir vorstellen, dass die Krisensituation Corona uns
dabei hilft, zu verstehen, dass unsere Gesellschaften erschüttert
werden können in ihren Grundfesten." Die Sensibilität dafür wachse,
dass man sich vorbereiten müsse.
Krisen sind gut für die Umwelt
Der Treibhausgas-Ausstoß sei 2019 um 54 Millionen Tonnen auf 805
Millionen Tonnen gesunken, teilten Ministerium und Umweltbundesamt
mit – verwiesen aber auf Unsicherheiten, da noch Daten fehlten. Es
war demnach der zweitgrößte Rückgang von einem Jahr auf das andere
seit 1990. Stärker sanken die Emissionen nur im Jahr 2009, als die
Wirtschaft unter den Folgen der Finanzkrise litt.
Hauptgründe für den Rückgang beim klimaschädlichen Kohlestrom
war, dass der EU-weite CO2-Preis für die Energiewirtschaft gestiegen
ist, sowie der relativ niedrige Gaspreis, aber auch der Ausbau von
Windkraft und Solaranlagen in Deutschland. Erneuerbaren Energien
hatten laut UBA 2019 einen Rekordanteil von 42,1 Prozent am Strom,
der Anteil am gesamten Energieverbrauch stieg auf 17,1 Prozent.
"Klimakrise ist nicht einfach weg"
"Dieser Ausbau muss dringend weitergehen", mahnte Schulze mit
Blick auf den Koalitionsstreit über Abstandsregeln für Windräder. Im
Verkehr und bei den Gebäuden seien zusätzliche Maßnahmen nötig. Zwar
habe der Kampf gegen den Corona-Virus "absolute Priorität", sagte
Schulze, aber: "Auch die Klimakrise bleibt wichtig, sie ist
bedrohlich, sie geht nicht einfach weg, auch nicht in Corona-Zeiten."
Umweltverbände wie Greenpeace und BUND forderten ebenfalls mehr
Klimaschutz-Ehrgeiz.
Konkret empfahl Umweltamt-Chef Messner etwa, die Sanierung und
Dämmung von Häusern für mehr Klimaschutz komplett von der Steuer
absetzbar zu machen und eine Elektroauto-Quote von 30 Prozent bis
2025 einzuführen. Auch das Dauer-Streitthema Tempolimit auf
Autobahnen brachte er erneut auf: Damit ließe sich "kostengünstig und
sofort" CO2 einsparen. Auch Schulze will ein Tempolimit. Über die
E-Auto-Quote sagte sie, das sei eine "sinnvolle weitere
Maßnahme".
(dpa/lin)
Die Gebrüder Grimm lebten und wirkten hauptsächlich im 19. Jahrhundert. Dass sie wohlbekannt und erfolgreich waren und sind, ist keine Neuheit. Was mir persönlich allerdings neu war: wie tiefgreifend ihr Einfluss auf Regierungspolitik und Berichterstattung im 21. Jahrhundert in Deutschland noch ist. Aber von vorn.