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Maria Ehrich über Nachhaltigkeit beim Film: "Früher sind wir alle geflogen"

Schauspielerin Maria Ehrich
Maria Ehrich ist seit 2021 für den Deutschen Filmpreis als Nachhaltigkeitsbotschafterin tätig.bild: Puria Safary
Interview

Schauspielerin Maria Ehrich: "Früher sind wir alle für Jobs von Berlin nach München geflogen"

28.04.2024, 15:12
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Maria Ehrich ist seit Jahren als Schauspielerin erfolgreich. Mit der Buchverfilmung "Rubinrot" wurde sie deutschlandweit bekannt, aktuell sieht man sie als Prinzessin Amalia in "Chantal im Märchenland" in den Kinos.

Seit 2021 erfüllt Ehrich noch eine zweite Rolle: Der Deutsche Filmpreis, der am 3. Mai 2024 in Berlin verliehen wird, hat sie zu einer von drei Nachhaltigkeitsbotschafter:innen berufen. Als Filmschaffende setzt sie sich für mehr Nachhaltigkeit an Sets und umweltbewusste Entscheidungen in der Filmbranche ein.

Watson hat mit Maria Ehrich über Ökowindeln, Jetsetter:innen und Wegwerfprodukte am Filmset gesprochen.

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watson: Maria, du bist seit 2021 Nachhaltigkeitsbotschafterin des Deutschen Filmpreises. Was war dein Schlüsselmoment, der dein Interesse für Nachhaltigkeit geweckt hat?

Maria Ehrich: Ich bin auf dem Dorf aufgewachsen. Meine Eltern haben mir schon immer mitgegeben, nachhaltiger zu leben. Es war ganz klar, dass man keinen Müll in die Natur schmeißt und dass man das Licht ausschaltet, wenn man aus dem Raum geht. 2018 war ich sieben Monate lang auf einer großen Weltreise mit meinem Freund. Dabei haben wir viel gelernt und uns einiges angeeignet. Parallel ging die Fridays-for-Future-Bewegung los und hat ein großes Bewusstsein in der Gesellschaft geschaffen. Seitdem bin ich ab und zu auf Demos.

Und jetzt soll Nachhaltigkeit auch am Filmset einen höheren Stellenwert bekommen.

Ich war froh, als der Filmpreis das Thema aufgegriffen hat. Das ist mein Arbeitsbereich, in dem wir etwas verändern können. Am Anfang ging es hauptsächlich um das grünere Drehen. Also: Wie gelangt man zum Drehort? Früher ist man geflogen, auch innerhalb Deutschlands. Es gab viele Wegwerfsachen am Set und beim Catering – das ändert sich gerade. Inzwischen gibt es vegetarische Tage. Nachhaltigkeit im Bereich der Natur muss Hand in Hand gehen mit der persönlichen und menschlichen Nachhaltigkeit.

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Maria Ehrich (M.) drehte zuletzt "Chantal im Märchenland" mit Gizem Emre (l.) und Jella Haase.Bild: Constantin Pictures / Gordon Timpen

Wie lebst du Nachhaltigkeit privat?

Seit der Geburt meiner Tochter ist es leichter und schwerer geworden, nachhaltig zu leben. Man muss Entscheidungen treffen. Will man Plastikwindeln, Ökowindeln oder überhaupt keine Wegwerfwindeln benutzen? Wenn ich mit meiner Tochter unterwegs bin und sie unbedingt Bananen haben möchte, brauche ich natürlich keine Plastiktüte. Aber wenn es Beeren sein sollen und ich nichts dabei habe, um die einzupacken, dann nehme ich auch die Plastiktüte mit. Wir dürfen nicht aus den Augen verlieren, dass kleine Veränderungen zwar wichtig sind, aber das große Ganze in der Politik passieren muss.

"Was ich verwerflich finde, sind Jetsetter, die alle paar Tage woanders sind. Das ist nicht nachhaltig."

Was hat die Geburt deiner Tochter noch verstärkt?

Ich denke mehr darüber nach, wie ich ihre Zukunft gestalten möchte. Ich möchte noch mehr Druck ausüben und versuchen, im großen Stil etwas zu verändern. Aber ich will auch dazu beitragen, dass sie überhaupt eine Zukunft hat. Das erfordert eine Balance. Ich kann ihr einen Urlaub ermöglichen, aber wie? Muss es das Auto sein oder kann ich mit dem Zug fahren? Fliegen werden wir wahrscheinlich eher nicht. Es ist mehr Abwägen nötig als früher. In manchen Punkten bin ich heute kompromissbereiter, in anderen kompromissloser.

Kann man überhaupt noch guten Gewissens für eine Filmproduktion um die Welt fliegen?

Ich sehe das ambivalent. Es ist halt der Job. Wenn dieser Job sich in einem anderen Land abspielt, bist du als Schauspieler:in nicht das Problem. Ich finde es auch nicht verwerflich, alle paar Jahre mal mit dem Flugzeug in den Urlaub zu fliegen, wenn man lange vor Ort bleibt und sich das Land anschauen möchte. Was ich verwerflich finde, sind Jetsetter, die alle paar Tage woanders sind. Das ist nicht nachhaltig. Wir haben so viele schöne Ecken ringsherum, die man mit dem Zug erkunden kann. Früher sind wir alle für Jobs von Berlin nach München geflogen, auch das finde ich blöd.

Schauspielerin Maria Ehrich
Maria Ehrich legt auch privat viel Wert auf nachhaltiges Leben.bild: privat

Welche Missstände an Filmsets gibt es noch, bei denen du Veränderungen bewirken möchtest?

Die letzten Produktionen, in denen ich dabei gewesen bin, wollten grün drehen. Dazu gehören kleine Schritte, wie beim Catering. Es gibt keine Plastikteller mehr, sondern richtiges Geschirr – das ist auch für die Gesundheit besser. Man achtet darauf, dass alle einen eigenen Becher haben, der mit dem Namen beschriftet ist, sodass nicht permanent etwas weggeworfen wird. Wichtig sind auch die Fragen: Wo kommt der Strom her? Kann man darauf einwirken? Muss jeder sein eigenes Auto haben? Aus versicherungstechnischen Gründen dürfen wir oft nicht selbst anreisen. Es gibt Nachhaltigkeitsbeauftragte in fast jeder grünen Produktion, mit denen man sich darüber unterhalten kann – das finde ich wichtig. Ich verstehe aber, dass nicht alles sofort funktioniert und man hohe Ideale nicht einfach durchdrücken kann.

Werden Set, Kostüme und Bühnenausstattung auch wiederverwendet?

Ja, auf jeden Fall. Bei meiner letzten Produktion wurde einiges gekauft, aber darauf geachtet, ob man die Sachen secondhand bekommen kann. Bei der Theaterkunst, einem Fundus, kann man Sachen ausleihen. Dinge, die die Kostümabteilung gekauft hat, kann das Team später abkaufen.

Trägst du bei Presseveranstaltungen und Filmpremieren auch mal secondhand?

Ja. Wir sind dabei, das noch weiter voranzutreiben. Für Teppichauftritte kriegt man sowieso meist Samples von den Brands, die später nochmal auf dem Laufsteg oder für Fotoshootings getragen werden. Es gibt Online-Plattformen, bei denen man sich Kleidung ausleihen kann. Wenn man das Privileg hat, für einen Look mit Brands zusammenzuarbeiten, sollte man auf Nachhaltigkeit achten. Was sind das für Firmen? Welche Stoffe nutzen die? Wie produzieren sie? Kennen sie ihre Lieferkette?

Lea van Acken, Lucas Reiber, Maria Ehrich Deutscher Filmpreis 2021 im Palais am Funkturm Messe Berlin in Berlin am 01.10.2021 *** Lea van Acken, Lucas Reiber, Maria Ehrich German Film Award 2021 at th ...
Lea van Acken, Lucas Reiber und Maria Ehrich sind Nachhaltigkeitsbotschafter des Filmpreises.Bild: IMAGO / Gartner

Wie möchtest du das Leben am Set noch nachhaltiger gestalten?

Ich fänd’s total schön, wenn man bei Entscheidungen alle Gewerke miteinbeziehen würde. Zum Beispiel die Maskenbildner:innen, die sich damit auseinandersetzen, welche nachhaltigen Produkte es gibt, die auch hormonell auf die Schauspieler:innen keine Auswirkungen haben. Wenn man alle mit einbezieht, kann man mit Kraft und Willen viel erreichen. Weil jeder die Möglichkeit bekommt, etwas beizutragen.

"Wir kaufen so gut wie keine Sachen für unsere Tochter oder für uns neu."

Welche Vorbildfunktion hast du und wie setzt du sie um?

Ich würde mich weniger als Vorbild und mehr als öffentlich Suchende bezeichnen. Auch ich mache wahnsinnig viele Fehler. Wenn Leute meinen Instagram-Feed angucken, dann sehen sie nicht nur mein wahres Ich. Ich versuche deshalb, meine Niederlagen und das, was nicht so gut läuft, auch zu zeigen. Es ist nicht nachhaltig, vorzuleben, man sei perfekt. In unserer Art und Weise zu leben, können wir nicht vollkommen nachhaltig sein. Aber es ist wichtig, dass wir voneinander lernen. Du kannst mich kritisieren – mach's aber bitte respektvoll, sodass ich etwas lernen kann.

Hast du einen Lifehack, um Nachhaltigkeit in deinem Alltag umzusetzen?

Das Nachhaltigste, was ich habe, ist mein Hund. Wenn man etwas nicht aufisst, ist er zur Stelle. (lacht) Wir kaufen so gut wie keine Sachen für unsere Tochter oder für uns neu. Wenn, dann, sind es nachhaltige Sachen aus hochwertigen Materialien, die man noch weitergeben kann. Fast Fashion ist nicht zeitgemäß und obwohl mir klar ist, dass es für viele Menschen Gründe gibt, warum sie eher dazu greifen als zu nachhaltigen Marken, muss auch da ein Wandel stattfinden. Es gibt so viele schöne Sachen, die man secondhand kaufen, und Plattformen, auf denen man stöbern kann. Ich mag den Leitsatz der Genügsamkeit: Es macht einen Unterschied, auch mal Nein zu sagen. Probiert das mal aus. Es macht einem das Leben in vielen Bereichen leichter.

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