Barcelona ist eine der am meisten besuchten Städte Europas. Kein Wunder, denn neben Sonne, Strand und Meer hat die Stadt auch noch jede Menge Kultur, traditionelle Märkte und leckeres Essen zu bieten. Entsprechend beliebt ist die Stadt auch unter deutschen Tourist:innen.
Doch so schön ein Urlaub in der katalanischen Hauptstadt auch sein könnte, solltest du in diesem Jahr vielleicht eher auf eine Reise in die dortige Region verzichten. Der Grund: In Katalonien haben die Behörden nach monatelangen Warnungen den Dürrenotstand ausgerufen. Schon seit Februar herrscht im Stadtgebiet von Barcelona die höchste Alarmstufe.
Die Region befindet sich inmitten der schlimmsten Dürre seit Beginn der Wetteraufzeichnung, was zum einen an ausbleibenden Niederschlägen liegt, aber auch der fehlenden Schneeschmelze. Und das hat gravierende Folgen für die Menschen und das Leben vor Ort, die der Tourismus weiter verschlimmern könnte.
Katalonien trocknet aus. Wasser ist kaum noch vorhanden. Weder, um die schon seit Jahren vertrockneten Grünflächen und Bäume zu bewässern. Noch für Springbrunnen oder Pools. Die Stauseen der beiden Zulieferflüsse Barcelonas sind praktisch leer. Und diese Situation dürfte sich weiter verschärfen, wenn der Sommer kommt. Auch für Tourist:innen.
Anfang der Woche wurde bereits der Druck in den Wasserleitungen in sechs Gemeinden im Großraum Barcelona gesenkt. Die Strandduschen, an denen man Meer und Sand von sich abduschen sollte – außer Betrieb. Je knapper das Wasser wird, umso mehr drängt sich eine Frage auf: Wer bekommt das verbleibende Wasser? Die Landwirtschaft und die Menschen vor Ort – oder die Tourist:innen? Das Konfliktpotenzial ist enorm.
Schon jetzt verbrauchen die Einwohner:innen Barcelonas nur rund 103 Liter Wasser pro Tag. Zum Vergleich: In anderen spanischen Städten wie Madrid sind es etwa 140 Liter. Das geht mit einigen Sparmaßnahmen einher. Überall in der Stadt hängen Plakate mit der Aufschrift: "Notfall. Das Wasser fällt nicht vom Himmel."
Für die Landwirtschaft gelten ebenfalls Einschränkungen: Um mehr als 80 Prozent mussten Landwirt:innen ihren Wasserverbrauch reduzieren – ein enormer Einschnitt für Bauern. Diese leiden bereits seit Jahren unter Trockenheit und damit einhergehenden Ernteausfällen. Doch wer gegen die Regelungen verstößt, muss tief in die Tasche greifen: Bis zu 150.000 Euro Strafe kostet ein Verstoß, wie der "Focus" berichtet.
Auch Tourist:innen werden laut dem "Tagesanzeiger" bereits dazu aufgerufen, Wasser zu sparen. Doch während die Einwohner:innen knapsen, verbrauchen Tourist:innen rund 500 Liter Wasser pro Tag. Ein Teil dessen ist zwar dem Hotelbetrieb geschuldet. Hotelpools dürfen befüllt sein, während es aus den Duschen der einheimischen Haushalte nur noch tröpfelt.
Und als wäre all das nicht schon schlimm genug, geht so langsam auch das Trinkwasser zur Neige. Zahlreiche Tankwagen sind in der Stadt unterwegs – voll beladen mit Wasser. Einem immer kostbarer werdenden Gut.
Die Meerwasser-Entsalzungsanlagen laufen auf Hochtouren und produzieren Trinkwasser. Doch ihre Kapazität ist begrenzt, weitere Entsalzungsanlagen sind schon in Planung. Doch bis sie fertig gebaut sind, dauert es noch bis Ende 2027 und 2028. Der Notfallplan, der schon bald zur Realität werden könnte: Tankschiffe, die Trinkwasser nach Barcelona bringen, wie zum Beispiel aus Palma de Mallorca oder sogar dem französischen Marseille. Doch auch das ist teuer – und löst das Problem nicht vollends.
Die Wasserknappheit und anhaltende Dürre fördern ein neues Problem zutage: Verteilungskonflikte. Denn natürlich ist Barcelona trotz der Dürre und trotz der Wasserknappheit auf den Tourismus angewiesen.
Wer also eine Reise nach Katalonien plant, der sollte diese Probleme im Hinterkopf behalten – und vielleicht auch die eigene Duschdauer ein bisschen verkürzen. Die Einwohner:innen werden es danken.