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Künstlicher oder echter Tannenbaum: Welcher Weihnachtsbaum ist besser?

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Der künstliche Baum, die Bio-Tanne oder die mit Wurzeln – es gibt mehrere Optionen. Bild: Unsplash / Chris Benson
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Fake-Tanne oder echter Baum: Wie sinnvoll ist welcher Weihnachtsbaum?

09.12.2023, 12:33
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Weihnachten ohne Baum ist für viele Menschen undenkbar. Etwa 27 Millionen Tannen werden in Deutschland jährlich verkauft. Doch im Trend ist auch die künstliche Tanne: Wie sinnvoll ist welcher Weihnachtsbaum?

Der künstliche Baum: teuer und nicht per se gut für die Umwelt

Grundsätzlich ist Plastik schlecht für die Umwelt. Denn das beim künstlichen Weihnachtsbaum enthaltene PVC oder Polyethylen wird nicht biologisch abgebaut. Dennoch kann sich auch ein Kunstbaum lohnen, wenn er lange zum Einsatz kommt. Nach Berechnungen des Ellipsos-Instituts in Montreal (Kanada) müsste er mindestens 16 bis 17 Jahre genutzt werden, damit die Ökobilanz der eines Naturbaums entspricht.

Der durchschnittliche Baum aus Plastik kommt aus Asien und verursacht nach Angaben der kanadischen Wissenschaftler bei Herstellung, Transport und Entsorgung rund 48 Kilogramm Kohlenstoffdioxid (CO₂). Dem stehen 3,1 Kilogramm CO₂ beim Naturbaum gegenüber. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch das britische Unternehmen Carbon Trust.

Der künstliche Weihnachtsbaum von "Gärtner Pötschke" kostet knapp 500 Euro.
Der künstliche Weihnachtsbaum von "Gärtner Pötschke" kostet knapp 500 Euro.bild: poetschke.de

Die Anbieter werben oft damit, dass ihre künstlichen Tannenbäume im Schnitt acht bis zehn Jahre aufgestellt werden können. Die Plastik-Variante landet also regelmäßig auf dem Müll, bevor ihr CO₂-Fußabdruck gegenüber dem eines natürlichen Baums ausgeglichen ist. Dazu kommt: Wenn man nicht gleich sehen soll, dass der Baum aus Kunststoff ist, muss man tief in die Tasche greifen. Kosten: 200 Euro und aufwärts, so Rudolf Fenner von der Umweltorganisation Robin Wood.

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Die echte Tanne

Der Klassiker unter den Weihnachtsbäumen in Deutschland ist und bleibt die Nordmanntanne mit über 80 Prozent Marktanteil. Waldexperte Fenner kennt ihre Vorzüge: "Weil sie so schön grün und weich ist und nicht nadelt." Dahinter liegen Blaufichte, Rotfichte und andere Arten.

"Der echte Weihnachtsbaum schlägt seine künstlichen Konkurrenten um Längen", sagt Denny Ohnesorge, Geschäftsführer beim Hauptverband der Deutschen Holzindustrie (HDH). Die natürlich gewachsenen Bäume sind dem Verband natürlicher Weihnachtsbaum zufolge in der Regel klimaneutral.

"Während des Wachstums verarbeiten sie klimaschädliches CO₂ aus der Atmosphäre. Bei der späteren Verwertung des Baumes wird aber weniger CO₂ freigesetzt, als vorher gespeichert wurde", lautet die Argumentation. Nach dem Fest würden die Bäume meist kompostiert oder zur Energieerzeugung genutzt.

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Die Nordmanntanne ist der Klassiker unter den Weihnachtsbäumen.bild: IMAGO / localpic

Wirklich klimafreundlich ist aber nur der Weihnachtsbaum, der aus der Region kommt und dessen Holz oder Holzspäne nach dem Fest für Möbel oder Baumaterial verwendet werden kann. Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) rät beim Kauf zudem zu Fichten, Kiefern und Weißtannen aus Durchforstungsmaßnahmen oder von forstlichen Sonderstandorten wie unter Hochspannungstrassen. Denn diese in der Regel unbehandelten Bäume müssten sowieso gefällt werden.

Die Umweltschutzorganisation Robin Wood weist darauf hin, dass die meisten der in Deutschland verkauften Christbäume aus Plantagen stammen, die gedüngt und mit Pestiziden gespritzt werden – mit entsprechender Belastung für Böden, Gewässer und Tiere. Eine unmittelbare Gefahr für den Nutzer durch Ausdünstungen in der Wohnung soll es einer Studie zufolge aber nicht geben.

Die Bio-Tanne: Das sind die Vorteile

Wer nicht plant, seinen Plastikbaum ewig zu verwenden, sollte also zum Naturprodukt aus der Region greifen. Noch besser ist die Tanne mit Bio-Siegel. Was sich bei Lebensmitteln zügiger durchgesetzt habe, brauche bei den Weihnachtsbäumen länger, sagt Fenner.

Etwa 0,7 Prozent der in Deutschland verkauften Bäume tragen nach Angaben des Experten von Robin Wood ein Bio- oder Öko-Siegel. "Noch muss man nach Anbietern suchen." Wer einen der Verkäufer mit Bio-Baum gefunden hat, den erwartet eine gute Nachricht: Teurer als herkömmliche Bäume sind sie nicht.

Bio-Weihnachtsbaeume auf dem Dottenfelder Hof in Bad Vilbel bei Frankfurt am Main Foto vom 05.12.2019. In fast zwei Drittel der 40 Millionen deutschen Haushalte steht ueber die Feiertage eine Tanne, F ...
Diese Siegel kennzeichnen die Bio-Qualität bei Weihnachtsbäumen.bild: IMAGO / epd

Der Verband natürlicher Weihnachtsbaum erwartet bei Nordmanntannen einen Laufmeterpreis von etwa 20 bis 27 Euro. Fenner gibt für den gleichen Baum in der Bio-Variante 20 bis 26 Euro an. "Bio-Bäume müssten eigentlich teurer sein", sagt er. Obwohl es durch den Mehraufwand gerechtfertigt wäre, traue sich aber kein Anbieter, mehr Geld zu nehmen als für einen konventionellen Baum.

Das Umweltbundesamt empfiehlt folgende Siegel als vertrauenswürdig: Bio, Bioland, Naturland, Demeter- oder FSC. Entscheidend sei, dass keine Chemie eingesetzt werden darf – weder beim Düngen noch bei der Schädlingsbekämpfung, erklärt Fenner.

Der Baum mit Wurzel

Ginge es noch umweltfreundlicher? Ja, wenn der Baum das Weihnachtsfest überleben würde. Die Idee, statt eines gefällten Weihnachtsbaumes ein Exemplar mit Wurzeln zu kaufen, hört sich theoretisch nachhaltig und gut an. Das Problem: In der Praxis erleben viele Bäume kein zweites Fest mehr.

Bäume, die erst kurz vor Weihnachten mit ihren Wurzeln aus dem Boden geholt und in einen Topf gepresst werden, würden zwar das anstehende Fest überleben, "aber kein zweites", warnt Fenner. Anders verhält es sich seinen Angaben zufolge bei Weihnachtsbäumen, die von Anbeginn in einem Topf aufgezogen und über die Jahre mehrfach in größere Behälter umgetopft wurden.

Diese kleine Tanne mit Wurzel kostet beim "Weihnachtsmann Guru" 24 Euro.
Diese kleine Tanne mit Wurzel kostet beim "Weihnachtsmann Guru" 24 Euro.bild: weihnachtsmann.guru.de

Aber auch diese Bäume leiden nach Fenners Worten, weil sie im Dezember von Natur aus im Winterschlaf sind. "Und wenn sie in das warme Haus kommen, werden sie aus dem Winterschlaf geweckt und verlieren ihren Frostschutz", warnt Fenner. Später könnten die Bäume "nach zwei Wochen im warmen Wohnzimmer draußen sehr leicht erfrieren".

Eine Ausnahme: Der Baum samt Wurzeln wird in einer regionalen Baumschule, Gärtnerei oder Försterei gemietet und dorthin zurückgebracht. Eine 1,75 Meter hohe Nordmanntanne kostet dann aber etwa 80 bis 100 Euro Leihgebühr.

Interessenten sollten außerdem beachten, dass große Bäume mit großen Wurzeln oft gegossen werden müssen, weil sonst schnell Trockenschäden entstehen. Zudem brauche "ein 1,5 Meter hoher Weihnachtsbaum einen Topf, in dem etwa 50 Kilogramm Erde sind", erklärt Fenner und fragt: "Wer soll den schleppen?"

Hinweis der Redaktion: Diesen Artikel haben wir erstmals an Weihnachten 2022 veröffentlicht. Da er besonders beliebt war, haben wir ihn wo nötig aktualisiert und jetzt erneut publiziert. Viel Spaß damit. Und natürlich: schöne Weihnachtszeit!

(sb/dpa)

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