Nach einem schweren Busunglück im norditalienischen Venedig haben örtliche Behörden mindestens 21 Todesopfer vermeldet, 15 weitere wurden teilweise schwer verletzt. Am Dienstagabend war ein Bus von einer Brücke gestürzt. Der Bürgermeister Venedigs sprach von einer "Tragödie" und einer "apokalyptischen Szene".
Nach Angaben italienischer Behörden waren unter den Toten auch ein einjähriges Kind, ein Teenager, drei Ukrainer sowie ein deutscher Staatsbürger. Ein weiterer soll verletzt worden sein. Das Auswärtige Amt in Berlin hat am Nachmittag bestätigt, dass auch Deutsche von dem schweren Busunglück in Venedig betroffen sind. Nähere Angaben machte eine Sprecherin am Mittwoch allerdings nicht.
Der Regierungschef der Region Venetien, Luca Zaia, teilte mit, von den insgesamt 15 Verletzten befänden sich fünf in einem "sehr ernsten Zustand".
Laut der Feuerwehr von Venedig stürzte der Bus von einer Brücke über eine Eisenbahnlinie zwischen Mestre und Marghera, zwei auf dem Festland gelegene Stadtteile Venedigs. "Das Ausmaß war schrecklich, weil er aus mehr als zehn Metern Höhe stürzte", schilderte Venedigs Feuerwehr-Chef Mauro Luongo. Erschwerend hinzugekommen sei, dass es sich um einen Elektrobus gehandelt habe und seine Batterien Feuer gefangen hätten.
Innenminister Matteo Piantedosi hatte von einem mit Erdgas betriebenen Bus gesprochen und gesagt, durch die Methangaszufuhr habe sich das Feuer "schnell ausgebreitet". Der Bus befand sich zum Zeitpunkt des Unglücks gegen 19.30 Uhr auf dem Rückweg vom historischen Zentrum Venedigs zu einem Campingplatz.
Italiens Verkehrsminister Matteo Salvini sprach im Fernsehsender Rete4 von der "Hypothese", dass der Unfall womöglich auf ein plötzliches Unwohlsein oder einen Krankheitszustand des Fahrers zurückzuführen sein könnte.
Die Staatsanwaltschaft hat derweil Ermittlungen in der Sache aufgenommen. 90 Minuten vor dem Unglück hatte der Busfahrer laut seinem Arbeitgeber "Martini Bus" den Dienst angetreten. Die Firma hatte den Bus an "La Linea" vermietet, ein Transportunternehmen, das Touren von Campingplätzen nach Venedig anbietet. "Es war ein neuer Bus, noch nicht einmal ein Jahr alt. Er war ein guter Fahrer, fünf oder sechs Jahre bei uns", sagte Massimo Fiorese, Boss der Firma "La Linea".
Um den Unfallhergang zu rekonstruieren, werteten Ermittler die Bilder von Überwachungskameras aus. "Der Bus prallte fünfzig Meter vor dem Sturz von der Überführung gegen die Leitplanke", sagte der venezianische Staatsanwalt Bruno Cherchi am Mittwoch. "Es gibt keine Anzeichen für eine Bremsung oder einen Zusammenstoß mit anderen Fahrzeugen", fügte er hinzu.
Geschäftsführer Massimo Fiorese sagte nach Angaben der italienischen Agentur La Presse hingegen: "Niemand weiß genau, was passiert ist, allerdings gibt es eine Videokamera auf der Überführung. Auf den Bildern habe ich gesehen, wie der Bus mit einer Geschwindigkeit von weniger als 50 km/h ankommt, man sieht die Bremslichter, er hat also gebremst. Dann ist zu sehen, wie sich der Bus förmlich an die Leitplanke lehnt und abstürzt."
Ministerpräsidentin Giorgia Meloni drückte "ihr tiefstes Mitgefühl" aus. "Ich bin mit dem Bürgermeister Luigi Brugnaro und dem Verkehrsminister Matteo Salvini in Kontakt, um die Nachrichten über diese Tragödie zu verfolgen", erklärte sie. "In dieser Nacht der Trauer sind meine Gedanken mit den Opfern, ihren Familien und Freunden", schrieb Bundesaußenministerin Baerbock.
Ähnlich äußerte sich Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und EU-Ratspräsident Charles Michel sprachen den Verletzten und den Angehörigen der Opfer ihr "aufrichtiges Beileid" aus.
(nik/mit Material von dpa und AFP)