
In Neumünster sollen Bürger:innen dem Ordnungsamt beim Kampf gegen falsch geparkte Autos helfen. Bild: IMAGO images/Michael Gstettenbauer
Panorama
13.03.2024, 13:0213.03.2024, 13:02
Seit vor rund zwei Wochen der "Anzeigenhauptmeister" bei "Spiegel TV" aufgetreten ist, ist er allgegenwärtig. Der 18-Jährige, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, in Warnweste Verkehrssünder zu jagen und in seiner Heimatstadt in Sachsen-Anhalt schon über 4000 Autofahrer:innen aufgeschrieben hat, ist zum Meme geworden – und hat neben vielen Lachern auch für eine neue Diskussion über deutsches Denunziantentum gesorgt.
In diese Diskussion hinein, hatte die Stadt Neumünster am Wochenende auf ihren Social-Media-Kanälen einen Beitrag geteilt, der hohe Wellen schlug.
Darin forderten sie die Bürger:innen auf, falsch geparkte Autos über ein Formular auf der Website zu melden. "Lasst uns gemeinsam für mehr Verkehrssicherheit in unserer Stadt sorgen", lautete der Appell.
In den Kommentaren war die Aufregung groß. Von einer Aufforderung zum Anschwärzen war die Rede und von einer Spaltung der Gesellschaft. "Geht's noch?", fragt ein User. "Euch vom Stadtrat hat man in der Schule auch regelmäßig das Mittagsgeld abgezockt, oder?", schreibt ein anderer.
Natürlich blieb auch den Verfasser:innen der Wirbel um den Beitrag nicht verborgen. Am Dienstag ist die Stadt deshalb in einer Stellungnahme zurückgerudert.
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Darin heißt es, die Stadt Neumünster bedauere die Irritationen, die der "missverständliche" Beitrag ausgelöst habe. "Wir stellen fest: Die Überwachung des ruhenden Verkehrs und die Feststellung von Ordnungswidrigkeiten ist grundsätzlich Sache der Polizei oder des städtischen Ordnungsdienstes und nicht die Aufgabe der Bürger*innen", schreibt die Kommune.
Neumünster entschärft Falschparker-Beitrag
Keineswegs wolle die Stadt dazu animieren, "dass sich ihre Bürger:innen gegenseitig überwachen und anschwärzen". Neumünster verweist dennoch auf den Link zum Melden der Verstöße, wenn jemand selbst unmittelbar blockiert oder behindert wird oder den Eindruck hat, dass zum Beispiel Feuerwehrzufahrten oder Rettungswege versperrt werden.
Bei der Bewertung der Stellungnahme sind sich die User:innen uneins. Während viele den ursprünglichen Post sowie das Zurückrudern wahlweise "peinlich", "traurig" oder "beschämend" fanden, ergriffen einige wenige auch Partei für die Stadt.
"Genauso und nicht anders hatte ich es auch verstanden", schreibt ein User. "Einfach richtig parken, ist nicht so kompliziert und keiner muss weinen", urteilt ein anderer. Dem entgegen hält eine andere: "Vielleicht mal vorher nachdenken, bevor man die Leute zum Denunzieren anderer auffordert. Traurig sowas."
Wie zu erwarten, gefällt dem echten "Anzeigenhauptmeister" das Vorgehen Neumünsters. Er hat laut "Bild" bereits angekündigt, noch in diesem Monat nach Neumünster kommen zu wollen. Es ist nämlich sein erklärtes Ziel, in jeder deutschen Stadt Parksünder:innen anzuzeigen.
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