Der Nahost-Konflikt spaltet die Welt. Zwischen den Kriegsparteien herrscht teils tiefe Feindseligkeit, ungeachtet dessen, dass bestimmte Entscheidungen und geschichtliche Hintergründe immer aus mehr als einer Perspektive zu betrachten sind.
Einmal mehr entlud sich nun der Hass auf einen der tragenden Akteure im Nahost-Krieg: Ein Aktivist hat in einem Museum in Mexiko eine Wachsfigur des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu zerstört. Ein Video der Aktion verbreitete sich am Dienstag auf Social Media und erregt jetzt weltweit Aufmerksamkeit.
Die Figur befand sich in einem Museum in Mexiko-Stadt, das bedeutende Staatsoberhäupter ausstellt. "Mit großem Respekt für die jüdische Gemeinde [mache ich das] für Hind Rajab", sagte der Demonstrant.
Hind Rajab war ein fünfjähriges palästinensisches Mädchen. Sie wurde am 29. Januar 2024 zusammen mit ihren Cousins, ihrer Tante und ihrem Onkel ermordet, angeblich von den israelischen Verteidigungsstreitkräften. Das ist jedoch nicht belegt, Israel hat die Vorwürfe zurückgewiesen.
Die Aufnahmen zeigen, wie der Mann anschließend eine Wachsfigur von Netanjahu mit roter Farbe überschüttet, mit einem Hammer auf das Gesicht des israelischen Staatsoberhauptes einschlägt und sie zu Boden wirft.
Vor der Statue liegt eine Palästina-Flagge.
Das Video wurde von der Gruppe BDS (Boykott, Desinvestitionen, Sanktionen) Mexiko auf Social Media geteilt. Diese Bewegung setzt sich weltweit dafür ein, Druck auf Israel auszuüben, hauptsächlich im Kontext des Nahost-Konflikts.
Ein Vertreter von BDS Mexiko sagte zur unabhängigen Kunst- und Kultur-Nachrichtenseite aus Brooklyn, "Hyperallergic", dass es infolge der Aktion keine Festnahmen gegeben habe. Wer dahinter steckt, ist aktuell unklar.
Die israelische Botschaft in Mexiko verurteilte die Aktion in einer Stellungnahme scharf: "Der Angriff auf die Statue von Premierminister Benjamin Netanjahu ist ein abscheulicher Akt, der eine gefährliche Botschaft von Gewalt, Intoleranz und Hass vermittelt, die jede legitime Kritik überschreitet", hieß es in der Erklärung.
Weiter erklärte die Botschaft: "Israel führt einen gerechten Kampf gegen eine terroristische Organisation, deren brutale Aktionen viele zivile Opfer gefordert haben." Man hoffe, dass kulturelle Institutionen Maßnahmen ergreifen, um solche Akte des Vandalismus zukünftig zu verhindern und die ausgestellten Kunstwerke zu schützen.
Zur Wahrheit gehört aber: Gegen Netanjahu liegt ein Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs vor. Ihm wird vorgeworfen, Kriegsverbrechen im Gazastreifen begangen zu haben.
Zum Hintergrund des aktuellen Krieges: Am 7. Oktober 2023 verübte die islamistische Hamas einen Angriff im südlichen Israel, bei dem nach offiziellen Angaben 1208 Menschen getötet und 251 weitere entführt wurden. Unter den Entführten befinden sich laut israelischer Armee noch immer 96 Geiseln in Gaza, von denen 34 für tot erklärt wurden.
Als Reaktion auf den Angriff leitete Israel eine militärische Offensive gegen Gaza ein, mit teils äußerster Brutalität. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums des Gazastreifens kamen dabei bisher mehr als 45.900 Menschen ums Leben, die Mehrheit davon Zivilist:innen. Netanjahu hatte Ende vergangenen Jahres behauptet, die Armee habe im Gazastreifen bisher "fast 20.000 Terroristen getötet". Die Angaben beider Seiten lassen sich kaum unabhängig überprüfen.
Was hingegen unbestreitbar ist: Der Krieg dauert weiter an und bringt extremes Leid. Im Gazastreifen wünschen sich die allermeisten Menschen, dass es bei den indirekten Verhandlungen zwischen der Hamas und Israel über eine Waffenruhe endlich einen Durchbruch gibt.
"Wir hoffen, dass es den Vermittlern gelingt, eine Einigung zu erzielen, damit unser Leid aufhört und uns weitere Zerstörung erspart bleibt", sagte Raschid Matar, der eigenen Angaben zufolge aus der Stadt Gaza vertrieben wurde, der Deutschen Presse-Agentur.
In Katar läuft derzeit eine weitere Verhandlungsrunde über eine Waffenruhe sowie die Freilassung der noch immer von islamistischen Extremisten im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln.