Wer die Nachrichtenlage um das tödliche Bus-Unglück in Venedig verfolgt, kann nur erahnen, was Betroffene und Menschen vor Ort Schreckliches durchstehen mussten. Am Dienstagabend stürzte dort ein Reisebus von einer Brücke und riss mindestens 21 Menschen in den Tod.
Der Bus sollte insgesamt 40 Tourist:innen aus Venedig zurück zu ihrem Campingplatz bringen. Aus noch ungeklärten Gründen kam er dabei von der Fahrbahn ab und stürzte 15 Meter tief neben die Gleise der Eisenbahnstrecke zwischen Mestre und Marghera. Dort fing das mit Methangas betriebene Fahrzeug Feuer, was die Rettungsarbeiten immens erschwerte.
Der Fahrer war laut dem Transportunternehmen "La Linea" vor dem Unglück 90 Minuten unterwegs gewesen. Auch das Fahrzeug soll in gutem Zustand gewesen sein. "Es war ein neuer Bus, noch nicht einmal ein Jahr alt. Er war ein guter Fahrer, fünf oder sechs Jahre bei uns", sagte Firmenchef Massimo Fiorese.
Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen zum Tathergang aufgenommen. Laut Italiens Verkehrsminister Matteo Salvini kommt ein plötzliches Unwohlsein oder ein Krankheitszustand des Fahrers infrage. Medienberichten zufolge waren am Unfallort keine Bremsspuren zu sehen, was diese Theorie verstärken würde.
Derweil berichtet das italienische Portal "today.it" von dem mutigen Einsatz zweier Passanten, die den Menschen vor Ort unmittelbar nach dem Unfall geholfen haben.
Das Portal zitiert einen gambischen Arbeiter, der gerade seine Schicht in der naheliegenden Fabrik des italienischen Schiffsbauunternehmens Fincantieri beendet hatte. Zusammen mit einem Kollegen wurde er laut dem Bericht am Dienstagabend zum Helden.
Der 27-jährige Boubacar Toure erzählte, dass er der Feuerwehr, die als erste am brennenden Bus war, half, vier Personen, darunter ein kleines Mädchen, aus dem Wrack zu befreien und sie den Rettungsdiensten zu übergeben. "Außer ihnen konnte ich auch einen kleinen Hund befreien", sagte der junge Mann.
Toure berichtete zudem, welcher Anblick sich ihm und seinem Kollegen bot, als sie sich dem brennenden Bus näherten. "Ich sah den Fahrer im Führerhaus des Busses, aber er war bereits tot", erzählte er. "Der Feuerwehrmann sagte mir dann, dass wir an die Lebenden, die Verletzten, denken müssten, und so half ich ihm, diese Menschen herauszuholen und nach draußen zu bringen", sagte er.
Der Regierungschef der Region Venetien, Luca Zaia, teilte am Mittwoch mit, von den insgesamt 15 Verletzten befänden sich fünf in einem "sehr ernsten Zustand". Bei mehreren Verletzten sei die Identität noch ungeklärt. Ein Angestellter der Stadtverwaltung von Venedig teilte der Nachrichtenagentur AFP mit, unter den Verletzten seien ein Deutscher, ein Franzose, ein Kroate und drei Ukrainer. Die österreichische Nachrichtenagentur APA berichtete zudem von zwei Verletzten aus Österreich.
(mit Material von dpa und afp)