Es ist ein warmer Samstagabend in Montgomery, viele Menschen tummeln sich am Hafen der 200.000-Einwohnerstadt. Noch sind Sommerferien im Bundesstaat Alabama im Süden der USA und viele nutzen den Tag, um eine Bootsfahrt auf dem Fluss zu machen.
Doch friedlich bleibt es an diesem Samstag nicht in Montgomery – der Stadt, die vor allem für ihre Rolle in der Bürgerrechtsbewegung der USA bekannt ist. Eine Schlägerei entfacht am Wochenende erneut die Debatte um Rassismus in den Südstaaten und lässt die Welt über Social Media an absurden Szenen teilhaben.
Zunächst wirkt die Situation am Steg des Riverboat Park fast lächerlich, ein weißer Mann rennt wütend auf einen schwarzen Security-Beamten zu und beginnt, ihn gewaltsam wegzuschubsen. Medienberichten zufolge soll der Hafenarbeiter ihn zuvor gebeten haben, sein Boot umzuparken, damit das bekannte Schiff Harriott II anlegen kann.
Anschließend eskaliert die Situation, der Beamte beginnt sich zu wehren und immer mehr Menschen rennen auf die Szenerie zu. Von der Harriott II sind laute Schreie zu hören: "Kick his ass" ertönt es von den Passagieren des Schiffes, viele Menschen filmen den Vorfall mit ihren Smartphones.
Bedeutend ist das Ereignis vor allem, weil sich durch die anfangs kleine Schlägerei eine riesige Massenprügelei zwischen mehreren PoC und weißen Bootsbesitzer:innen entfacht. Ein weiteres Video auf Twitter zeigt Szenen, in denen Menschen teils mit Plastikstühlen aufeinander einschlagen und sich gegenseitig ins Wasser schubsen.
Nach wenigen Minuten sind auch Polizeibeamt:innen vor Ort und versuchen, die Situation unter Kontrolle zu bringen. US-Medien berichten von insgesamt vier Haftbefehlen, Ermittlungen zu dem Vorfall seien in Gange. Über mögliche Verletzte gibt es bisher keine Informationen.
Auch der Bürgermeister der Stadt Montgomery, Steven Reed, veröffentlichte auf Twitter in der Nacht ein Statement zu dem "bedauerlichen Vorfall". "Diejenigen, die sich für Gewalt entscheiden, werden von unserem Strafrechtssystem zur Rechenschaft gezogen", erklärte er.
Die Videos auf Social Media hingegen zeigen, dass die Prügelei auch von den umstehenden Gästen am Pier und auf dem Schiff weiter angeheizt wurde. "Er hat die Dinge selbst in die Hand genommen, ich lieb's", kommentiert etwa eine Frau in ihrem Facebook-Video.
"Y’all help that brother!", fordern auch andere Menschen aus der Menge, als der Beamte angegriffen wird. Ein 16-Jähriger, der kurzerhand ins Wasser springt, um dem Mitarbeiter "zur Hilfe zu eilen" wird im Netz als absoluter Held gefeiert.
In Montgomery erinnern zahlreiche Gebäude und Gedenkstätten an die bedeutende Rolle der Stadt während der US-Bürgerrechtsbewegung in den 1950er Jahren. Aktivistin Rosa Parks startete hier einst den sogenannten "Busboykott von Montgomery" gegen die verachtenden Gesetze der Rassentrennung.