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Gillette empört mit Video zu Suizid-Prävention – Konzern äußert sich

Ein Werbe-Video von Gillette steht derzeit massiv in der Kritik.
Ein Werbe-Video von Gillette steht derzeit massiv in der Kritik. Bild: Instagram / Gillette
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"Widerlich": Gillette verärgert User mit Video zu Suizid-Prävention – Konzern äußert sich

14.11.2023, 17:28
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Es ist Movember! Der Monat im Jahr, in dem Awareness für Männer-Krankheiten geschaffen wird. Prostatakrebs und andere Gesundheitsprobleme von Männern rücken im November auf besondere Weise in den Fokus. Weltweit lassen sich Männer Jahr für Jahr Schnurrbärte wachsen, um auf den Aktionsmonat aufmerksam zu machen. Dadurch sollen Spenden zugunsten der Erforschung und Vorbeugung von Prostatakrebs und anderer Gesundheitsprobleme des "starken Geschlechts" gesammelt werden.

Auch Unternehmen nutzen soziale Aktionen und Projekte gerne, um Gutes zu tun und sich gleichzeitig in ein positives Licht zu rücken. So derzeit auch von Gillette, unter anderem mit mehreren Beiträgen auf Social Media. Schließlich ist die Movember-typische Rasier-Aktion perfekt dafür geeignet, um die Rasierer der Marke zu bewerben.

An sich nichts Ungewöhnliches. Allerdings ist Gillette mit einem Video auf Social Media zu weit gegangen, findet die Community. Es hagelt heftige Kritik. Der Vorwurf: Profitgier auf "widerliche" Weise. Nun meldet sich der Konzern zu Wort.

Gillette verkauft Produkte und bewirbt diese mit Suizid-Prävention

Das besagte Video ging auf der Instagram-Seite des Unternehmens bereits Anfang des Monats online. "Männer, wir müssen reden!", sagt der Protagonist darin. Er steht mit freiem Oberkörper und mit Bart vor einem Waschbecken in einem Badezimmer. Er fährt fort mit den Worten: "Wusstest du eigentlich, dass drei Viertel der Suizide in Deutschland von Männern begangen werden?"

Der Protagonist im Werbevideo von Gillette spricht über Suizid und rasiert sich währenddessen für den Movember.
Der Protagonist im Werbevideo von Gillette spricht über Suizid und rasiert sich währenddessen für den Movember.Bild: Instagram / gillette_de

Während der Mann sich in dem Video mit einem Gillette-Rasierer den Bart rasiert, macht er auf die gemeinnützige Organisation Movember aufmerksam. Was an sich wie eine gute Sache klingt, stößt derzeit auf immense Kritik. Unter dem Video sammeln sich vor allem negative Kommentare von Menschen, die sich fassungslos zeigen. Der Grund ist aber nicht etwa das Thema an sich, sondern wie Gillette damit umgeht.

In dem Text zum Beitrag heißt es etwa:

"Wir spenden für jeden verkauften Rasierer einen Euro an die Movember Foundation. Mit den Spendengeldern werden wegweisende Projekte für die Männergesundheit finanziert. Themen wie psychische Gesundheit und Suizidprävention, Prostatakrebs und Hodenkrebs werden in den Fokus gestellt."

Nach Suizid-Talk und Vorstellung der Aktion: User gehen auf die Barrikaden

Die Reaktionen sind eindeutig, der Tenor in den meisten Kommentaren der gleiche: Als "unterste Schublade" oder "einfach widerlich" bezeichnen User:innen das Vorgehen des Konzerns. Der Vorwurf: Mit Profitgier wolle Gillette "Kohle machen". Eine Person, die offenbar selbst in der Vergangenheit mit psychischen Problemen zu kämpfen hatte, macht ihrem Ärger unter dem Beitrag ebenfalls Luft:

"Das Letzte, was ich brauchte, war ein Unternehmen, das auf dem Leid von Personen versucht, Profite zu machen, die suizidgefährdet sind oder waren. Als Betroffener hinterlässt das eine Spur von widerlichem Gefühl."

Gilette reagiert auf Kritik

Gillette hat sich auf Anfrage von watson zu den Vorwürfen geäußert und möchte klarstellen: "Gillette unterstützt die gemeinnützige Organisation 'Movember' seit vielen Jahren." Es gehe bei den Beiträgen darum, auf sensible Themen im Bereich "Männergesundheit" aufmerksam zu machen. "Um Missverständnissen entgegenzuwirken, haben wir den Gesamtzusammenhang in der Caption zum Post nun auch nochmal genauer dargelegt." "Movember" setze sich weltweit für die Verbesserung der Männergesundheit ein und spreche insbesondere die Themen Prostata- und Hodenkrebs sowie mentale Gesundheit und "darunter insbesondere Suizidprävention" an.

Rentner muss wegen 95 Cent ein halbes Jahr ins Gefängnis

In Deutschland leiden immer mehr Menschen unter Altersarmut. Wie das Statistische Bundesamt ermittelte, sind in der Altersgruppe über 65 Jahren 20,3 Prozent von Armut betroffen, bei Männern derselben Kohorte liegt die Quote bei 15,9 Prozent. In keiner Altersklasse ist die Armut seit 2005 so stark gestiegen wie bei den über 65-Jährigen.

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