Noch vor wenigen Jahren hatten nur zwei Arten von Menschen Coaches: Reiche und die, die unbedingt reich werden wollten. Heute ist das anders. Heute kann jeder via Instagram Hunderte Accounts um sich versammeln, die einen dann coachen.
Mit starken Bildern, noch stärkeren Sprüchen und noch viel stärkeren Angeboten pushen sie AUCH DICH zum Erfolg. Zumindest behaupten sie das. Manche mit Hilfe eines ausgeklügelten Geschäftsmodells, andere "just for fun". Ja, das Feld der virtuellen Lebens-Changer ist riesig.
Christopher Strutz sagt über seinen Parodie-Coaching-Account: "Das Problem daran ist, dass man immer zuerst erklären muss, über was man sich lustig macht." Denn im Vergleich zu Lifestyle-Influencern sind die "Moneycoaches" auf Instagram noch nicht so weit verbreitet.
Deshalb hat Christopher fünf Seiten empfohlen, die das Feld der Coaches ganz gut beschreiben:
Da ist der Lebenscoach Christian Bischoff. Der ging früher sogar in Schulen. Mit rotem Stirnband und zu dickem Mikro an der Wange peitschte er die Schüler dann mit komischen Pyramiden-Diagrammen und Gymnastikübungen an, mit dem Ziel, aus ihnen bessere Versionen ihres Ichs zu machen.
Christian Bischhoff ist heute nach eigenen Angaben Millionär, vertickt online Beratungen und mittels exklusiver Camps bringt er "dich in deine Kraft". Was immer das bedeuten mag.
Vor allem, wenn die Lawine schon auf dich zurollt: Bleib ruhig. Der Account "Entrepreneurs.Germany" hat jedoch noch ganz andere Lebensweisheiten am Start:
Wir fassen zusammen: Über 890 Menschen gefällt, dass jemand älter geworden ist. Immerhin. Jetzt nimmt er mit "seinem" roten Porsche hoffentlich die nächste Hürde: Die deutsche Grammatik.
Diese Seite dient natürlich nicht nur dazu, dein Mindset aufzupolieren. Sie empfiehlt auch Bücher. Zum Beispiel das von Bodo Schäfer.
Der verkauft vor allem Exemplare, die Namen wie "Der Weg zur finanziellen Freiheit" tragen. Für den Money-Coach hat Glück System und das kann man lernen, von ihm – natürlich. Dank eines Spiegel-Interviews (2002) wissen die Leser auch, dass es für Schäfer pures Glück ist, vor seinem Tresor zu sitzen und Scheine zu streicheln.
Von schiefen Quotes bis zum Erfolg liegen nur wenige Klicks, will uns vermutlich Schäfers Account sagen. Solche Botschaften sind natürlich ein gefundenes Fressen und ein klarer Fall für den Business-Lion:
Besucht man die Webseite von Marc Galal, dem Coach mit den roten Schuhen, fühlt man sich doch sehr an die Bilder bei Christian Bischoff erinnert: Ein Mann im Anzug steht auf der Bühne und peitscht eine hysterisch wirkende Menge an. Immer dabei: das Headset.
Doch Marc hat noch mehr zu bieten: Eine brandaktuelle Strategie mit der Verkäufer noch besser ihre Kunden beeinflussen können. Sie heißt "nls®" und ist "die Beeinflussung des Geistes durch die Sprache". Seine Kunden reichen von Adidas bis zu Axa-Versicherungen – zumindest steht das auf seiner Webseite. Das alles bewirbt er mit sehr eigenwilligen Sprüchen – was wiederum den Business-Lion auf den Plan ruft:
So zum Beispiel bei Julien Backhaus. Er ist Verleger, Unternehmer, Lobbyist und vor allem: jung. Sein aktuelles Buch heißt "Erfolg" – sein Magazin auch. Seine Posts wirken wie aus einem BWL-Klischee-Generator: Julien im Privatjet/Hubschrauber/Luxusauto, Julien mit Handy, Julien mit Promi, Julien mit Julien. Und das immer mit Hemd, Mikro und Robotergesichtsausdruck. Klickt man in den Link in einer Bio kommt eine Fehlermeldung. Aber auch dieser kleine Fehler wird ihn nur stärker machen. Ganz sicher.
Gestartet hat der Business-Lion Christopher Strutz seinen Account Anfang Januar dieses Jahres. Die Spruchbilder baut er, wenn der Spruch steht, in zehn Minuten mit seinem Handy.
Die Abneigung gegen die Haltung, die diese Seiten vermitteln, stand allerdings nicht am Anfang. Vielmehr schickten Christopher und sein Kumpel sich zunächst platte Sprüche zu und lachten darüber. Irgendwann dachten sie: "Lass das auch mal machen".
Doch der Business-Lion beschäftigt sich auch mit anderen Themen: Zum Beispiel mit den Frauenbildern, die einige dieser Accounts verbreiten:
Pläne hat der Business-Lion auch. Er würde gerne einen Abreißkalender herausbringen. Das sei dann aber auch genug. "Ich weiß nicht ob es so gesund ist, sich da reinzusteigern", sagt er. Und wahrscheinlich hat er recht. Sonst findet man sich eines Tages noch auf einer Bühne wieder und faselt etwas von Erfolg, Gewinnern und Formeln, die das alles ermöglichen – und das will ja nun wirklich niemand...