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1. FC Union Berlin: Der etwas andere Umgang mit einer Krise – Zündstoff droht

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Der 1. FC Union Berlin um Nationalspieler Robin Gosens hat neun Spiele in Folge verloren. Bild: imago images / MatthiasxKoch
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Union Berlin und der andere Umgang mit einer Krise – Zündstoff droht dennoch

25.10.2023, 12:17
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Der 1. FC Union Berlin rühmt sich seit seinem Aufstieg in die Fußball-Bundesliga im Sommer 2019 damit, der etwas andere Bundesliga-Klub zu sein. Die Fans haben das stimmungsvolle Stadion an der Alten Försterei mit aufgebaut, in Berlin-Köpenick steht kein Spieler über dem Verein und bis zu diesem Sommer und der Qualifikation für die Champions League wurde eher in Steine, statt in teure Stars investiert.

Doch die seit Wochen bestehende sportliche Negativserie der Köpenicker setzt sich weiter fort. Mit der 0:1-Heimniederlage am Dienstagabend in der Champions League gegen die SSC Neapel verloren die Unioner das neunte Spiel in Folge. Einerseits bleiben die Berliner ihrer Linie auch in der sportlich prekären Situation treu und handeln entgegen der gängigen Mechanismen im Fußball.

Doch auf der anderen Seite droht aktuell einiges an Zündstoff, der den Verein vor eine Zerreißprobe stellen könnte und richtungsweisend für die weitere Entwicklung des Klubs ist.

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1. FC Union Berlin: Um Trainer Urs Fischer gibt es keine Diskussion

Denn während bei allen anderen Erst- und Zweitligaklubs – vielleicht mit Ausnahme des SC Freiburg – spätestens nach der neunten Niederlage der Trainer entlassen worden wäre, sitzt Urs Fischer bei Union Berlin fest im Sattel. "Das war ein guter Auftritt. Wenn wir so weitermachen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis wir wieder gewinnen", lobte Kapitän Christopher Trimmel nach dem Spiel sein Team.

Auch Urs Fischer betonte auf der Pressekonferenz nach der Partie: "Ich glaube schon, dass wir innerhalb des Klubs die Ruhe behalten und das Ganze erwachsen angehen." Dass aktuell eine gewisse Dynamik entstehe, sei logisch, aber etwas, womit er als Trainer leben müsse: "Aber damit kann ich gut umgehen."

Präsident Dirk Zingler verfolgte die Pressekonferenz nach dem Spiel als stiller Beobachter aus der letzten Reihe und konnte sich bei Fischers Reaktionen zumindest einen Schmunzler nicht verkneifen.

Trainer und Team geben sich aktuell noch die volle Rückendeckung. Und bekommen diese auch von den Fans. Während der Partie sorgten die über 70.000 Zuschauer im ausverkauften Olympiastadion wieder für eine wahnsinnige Stimmung und bauten die Mannschaft nach dem Abpfiff zudem noch auf. Nach neun Pleiten am Stück haben sich landesweit schon ganz andere Szenen zwischen Anhängern und ihrer Mannschaft abgespielt.

Zudem berichtete Rani Khedira über den positiven Austausch nach der Partie und dass es laut den Fans trotz Niederlage genau die richtige Antwort auf die 0:3-Heimpleite gegen den VfB Stuttgart am vergangenen Wochenende war.

1. FC Union Berlin: Viel Unruhe durch internationale Stars

Doch zum ersten Mal seit ihrem steilen Aufstieg bröckelt bei den Berlinern ein wenig die Fassade. Bisher schaffte es der Schweizer Trainer immer, die Mannschaft zu einer verschworenen Einheit zu formen, aus der nichts nach Außen dringt. Interna rund um das Team wurden nie öffentlich.

Das änderte sich schlagartig mit dem Spielbeginn am Dienstagabend. Und neben der sportlichen Situation ergeben sich für Fischer noch zwei weitere Nebenschauplätze, die für viel Zündstoff sorgen könnten.

Italienische Medien berichteten, dass Europameister Leonardo Bonucci alles andere als glücklich sei, gegen Neapel nur auf der Bank zu sitzen und in einem Gespräch mit dem Trainer am Mittwoch von ihm wissen wolle, ob er noch an ihn glaube.

Urs Fischer reagierte auf der Pressekonferenz über die vermeintliche Unzufriedenheit "überrascht", denn er hätte mit dem 36-Jährigen zu Beginn der Woche gesprochen. "Natürlich ist er unzufrieden, ich hoffe, dass alle spielen wollen", versuchte der Schweizer die Diskussion nicht größer werden zu lassen.

Ungehaltener reagierte er da noch im Spiel, als Angreifer David Fofana aus Unzufriedenheit über seine Auswechslung den Handschlag mit ihm verweigerte. Fischer kündigte auf der Pressekonferenz ein Gespräch an, der Ivorer entschuldigte sich noch in der Nacht auf Instagram für seine Reaktion.

Kapitän Trimmel wollte diese Situation im Nachhinein nicht überbewerten und unterstrich, dass die Stimmung im Team trotz der Niederlagenserie gut sei. "Wenn wir schlechte Stimmung intern hätten, würden wir nicht so einen Auftritt hinlegen, deswegen passt es absolut noch. Aber wir wissen, wir sind im Fußball und müssen langsam Ergebnisse erzielen."

1. FC Union Berlin: Khedira enthüllt geheimen Leitsatz aus der Kabine

Es sind Diskussionen wie diese, die Fischer in der aktuellen Situation überhaupt nicht gebrauchen kann und im Rückblick auf die vergangenen Jahre alles andere als Union-like sind.

Denn er selbst unterstrich, wie wichtig die Partie am Samstag gegen Werder Bremen ist, um in der Bundesliga nicht noch weiter in den Tabellenkeller abzurutschen. Aktuell stehen beide Teams mit sechs Punkten auf Rang 14 und 15. Die Partie gegen Neapel machte auch Rani Khedira optimistisch, der auf einen speziellen Satz aus der Kabine verwies.

"Wir haben ein Plakat in der Kabine und ein Leitsatz ist auch: Die Stimmung und die Kabine lebt, egal zu welcher Zeit. Aktuell ist es eine sehr stürmische und negative Zeit für uns, aber wir sind da gemeinsam als Team hereingekommen und daher kommen wir da als Team wieder raus."
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