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Bayern München: Neuer hat die beste Verhandlungsposition – Klub in Torwart-Bredouille

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Manuel Neuer, Nummer eins im Tor von Bayern München und in der Nationalmannschaft.Bild: imago images/kolbert-press/Burghard Schreyer
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FC Bayern in der Torwart-Bredouille: Neuer hat die beste Verhandlungsposition

03.04.2020, 17:3103.04.2020, 17:39
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Die Bundesliga pausiert aufgrund der Corona-Krise, doch irgendwann muss es ja mal weitergehen mit dem Fußball. Und so laufen im Hintergrund natürlich die Kaderplanungen der Klubs trotzdem weiter: Wer kommt, wer geht, wer bleibt, wer verlängert?

Beim FC Bayern gibt es mehrere Verträge, die im Sommer 2021 auslaufen werden. Darunter zum Beispiel die der langjährigen Leistungsträger David Alaba und Thomas Müller. Und besonders spannend: Auch das Arbeitspapier von Kapitän Manuel Neuer, der beim Rekordmeister seit 2011 die Nummer eins im Tor ist, läuft im kommenden Jahr aus. Bei diesen Spielern stellt sich also nun schon die Frage: Vertrag verlängern oder in diesem Sommer eine Ablöse kassieren.

2021 laufen die Verträge von Neuer (l.), Müller (2.v.l.) und Alaba (r.) aus. Lewandowskis Vertrag läuft noch bis 2023.
2021 laufen die Verträge von Neuer (l.), Müller (2.v.l.) und Alaba (r.) aus. Lewandowskis Vertrag läuft noch bis 2023.Bild: imago images/Passion2Press / Markus Fischer

Bei Manuel Neuer gibt es schon länger intensive Gespräche. Wie "Kicker" und "Bild" übereinstimmend berichten, war Thomas Kroth, der Berater des 34-jährigen Nationaltorwarts, vor kurzem an der Säbener Straße. Er soll dort mit Vorstandsmitglied Oliver Kahn und Sportdirektor Hasan Salihamidzic über eine Vertragsverlängerung seines Klienten verhandelt haben. Eine Einigung gab es demnach nicht, vielmehr stocke die Verhandlung über einen neuen Kontrakt "massiv".

FC Bayern: Verlängert Manuel Neuer? Es geht vor allem um die Laufzeit

Es geht ums Geld und vor allem um die Laufzeit. Laut Berichten bietet der Klub seinem langjährigen Schlussmann zwei weitere Jahre bis 2023 bei gleichem Gehalt. Das sei Neuer aber zu wenig, finanziell und vor allem, was die Vertragsdauer angeht. Um fünf weitere Jahre wolle er verlängern, um dann seine Karriere im Jahr 2026 nach 15 Jahren FC Bayern in München zu beenden. Wenn der Klub darauf nicht eingehe, Neuer seinen letzten großen Vertrag seiner Karriere anzubieten, droht ein ablösefreier Abgang des Torwarts zu einem anderen europäischen Spitzenklub.

Alexander Nübel saß beim FC Schalke 04 zuletzt nur auf der Bank, das droht ihm beim FC Bayern künftig auch.
Alexander Nübel saß beim FC Schalke 04 zuletzt nur auf der Bank, das droht ihm beim FC Bayern künftig auch.Bild: imago images/RHR-FOTO/Tim Rehbein

Die Personalie Neuer ist insofern pikant, da Bayern München mit Alexander Nübel vom FC Schalke bereits einen ambitionierten Torwart für die kommende Saison verpflichtet hat. Ab dem 1. Juli 2020 ist Nübel für fünf Jahre Angestellter beim FCB. Platzhirsch Neuer allerdings möchte dem 23-Jährigen aber nicht einfach den Stammplatz im Kasten oder ihm eine bestimmte Anzahl an Spielen überlassen. Das teilte er nach dem feststehenden Transfer von Nübel auch mit einer großen Portion Irritation öffentlich mit: Freiwillig werde er auf keine Einsätze im Bayern-Tor verzichten.

FC Bayern: Neuer und Nübel bringen den Klub in die Torwart-Bredouille

Die Bayern geraten dadurch nun etwas in die Torwart-Bredouille. Neuers Forderungen nach einem derart langfristigen Vertrag sind im Hinblick auf Nübel laut "Bild" ein "echtes Problem" für den Klub: Der Plan, dass Nübel mit Neuer als eine Art Mentor in den kommenden zwei Jahren zur neuen Nummer eins beim FCB aufsteigt, ginge nämlich so nicht auf. Beide Keeper hätten dann einen Vertrag bis 2025. Schlimmstenfalls säße Nübel während seiner gesamten Vertragslaufzeit auf der Bayern-Bank, wenn Neuer weiter auf Topniveau spielt, wie er das vor der Corona-Krise tat. Das wäre ein Nackenschlag für den Noch-Schalker.

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So lang soll der Vertrag laufen, wenn es nach Manuel Neuer geht.Bild: imago images / kolbert-press/Burghard Schreyer

Neuer hingegen befindet sich in einer super Verhandlungsposition, was einen neuen Vertrag angeht. Denn der FC Bayern kann es sich eigentlich nicht erlauben, mit Neuer, einem verdienten Spieler, mit dem er auf Vereinsebene alle wichtigen Titel gewonnen hat, nicht zu verlängern. Wenn Neuer München verließe, wäre die Fallhöhe groß. Neuer ist Kapitän, viermaliger Welttorhüter, hat sich in über 370 Pflichtspielen für Bayern Respekt bei Freund und Feind erarbeitet.

Was man an Neuer hat, weiß der Klub. Oliver Kahn betonte in der "Sport Bild" am Mittwoch, Neuer gehöre zu den "Identifikationsfiguren des Clubs, die für Erfolg und Kontinuität stehen", außerdem nannte er ihn "den besten Torwart der Welt". Er warnte aber auch, dass es schwierig sei, als Ü30-Keeper dieses Niveau zu halten. Konkret zum Stand der Verhandlung äußerte sich der ehemalige Torhüter, damals selbst einer der Weltbesten, nicht.

Nübel hat noch nicht so viel vorzuweisen wie Neuer

Nübel hat unbestritten großartige Qualitäten im Tor, gehört aber noch nicht zur Weltspitze. Im Vergleich mit Neuer hat er bisher nichts vorzuweisen, er ist noch lange nicht so weit. Das haben auch seine vergangenen Spiele für Schalke gezeigt, er hat oft gepatzt, verlor vorerst seinen Stammplatz. Kurzum: Nübel ist noch lange nicht auf Neuer-Niveau.

Fussball: Bundesliga, 25. Spieltag, FC Bayern Muenchen - 1. FC Augsburg. Torwart Manuel Neuer FC Bayern Muenchen in Aktion. // DFL regulations prohibit any use of photographs as image sequences and/or ...
Hat noch viel vor beim FC Bayern: Manuel Neuer.Bild: imago images / Tom Weller / Eibner-Pressefoto

Anfang März stichelte Neuer beim Pay-TV-Sender Sky, angesprochen auf Nübel und seinen Vertrag: "Mein Plan ist, dass ich weiter Fußball spiele für den FC Bayern. Ab Sommer 2020 ist Alexander Nübel da und dann geht's weiter. Und für mich geht's bis 2021 weiter." Damit dürfte Neuer in etwa gemeint haben: An mir führt kein Weg vorbei, das werdet ihr dann sehen, und wenn ihr nicht mit mir verlängert, habt ihr ja schon euren Ersatz, von dem ihr glaubt, dass er mich ersetzen kann. Neuer geht es wohl vor allem um Wertschätzung im Klub.

Durch die nun offenbar stockenden Verhandlungen mit Neuer zeigt sich abermals: Der FC Bayern hat sich mit dem Ex-U21-Nationalkeeper Nübel ein echtes Problem ins Haus geholt, mit dem anscheinend gar niemand gerechnet hat. Beziehungsweise haben sie die Rechnung ohne Platzhirsch Neuer gemacht.

Der ehemalige Bayern-Profi Thomas Helmer brachte es bei "Sport1" auf den Punkt: "Für die Bayern ist es eine Zwickmühle. Eine Baustelle, die man derzeit nicht braucht. Ob sie mit Neuer wirklich nochmal vier Jahre verlängern? Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass sich Nübel vier Jahre auf die Bank setzt."

Lothar Matthäus kritisiert Neuer für seine Forderungen
Ex-Bayern-Star Lothar Matthäus erwartet von Manuel Neuer im Vertragspoker mit Bayern München ein Entgegenkommen. Der Kapitän solle "sich vor allem in diesen Zeiten daran erinnern, dass Dankbarkeit und Wertschätzung keine Einbahnstraßen sind", schreibt der deutsche Rekordnationalspieler in seiner Kolumne bei "Sky". Auf einen Kontrakt zu pochen, "den er in dieser Länge und vor allem in seinem Alter so gut wie nirgendwo mehr angeboten bekommt, wäre frech", meint der frühere Münchner.
sid

(as)

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