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WM 2022: Was der DFB nach dem erneuten Vorrunden-Aus von Spanien lernen kann

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Dani Olmo (l.) und der spanische Fußball sind Thilo Kehrer und dem DFB überlegen. Bild: imago images / Nordphoto
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WM 2022: Was der DFB nach dem Vorrunden-Aus von Spanien lernen kann

02.12.2022, 11:2302.12.2022, 11:25
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Die deutsche Nationalmannschaft ist bei einer WM in der Gruppenphase zum zweiten Mal in Folge ausgeschieden. Und das, obwohl Spieler und Trainer vor dem Turnier den Titelgewinn als Ziel ausgaben.

Die Blamage ist perfekt. Wieder einmal.

Vier Jahre nach dem Desaster von Russland, als man in einer Gruppe mit Schweden, Mexiko und Südkorea Letzter wurde, waren in diesem Jahr Japan, Costa Rica und Spanien zu stark. Die Nationalelf und große Turniere: das passt einfach nicht mehr zusammen.

DFB rennt aktuellen Entwicklungen hinterher

Deutschland ist keine weltweit gefürchtete Mannschaft mehr, die in den entscheidenden Momenten wacher und besser ist als ihr Gegner. Viel mehr stagniert der deutsche Fußball seit dem EM-Halbfinale 2016. Trends werden verschlafen und aktuellen Entwicklungen rennt man bis heute immer wieder hinterher – und das sind nur die Probleme auf sportlicher Ebene.

Lange Zeit war das Duell mit Spanien der Gradmesser. Die Iberer sind nach einer eigenen kleinen Schwächephase dem deutschen Fußball aber längst wieder enteilt. Doch von ihnen lässt sich für die Zukunft so einiges lernen.

DFB: Top-Talente gibt es, eine Spielidee nicht

Die ehemaligen Nationalspieler und TV-Experten Sami Khedira und Michael Ballack forderten auch mit Blick auf das Vorbild Spanien wieder einen stärkeren Fokus auf die Ausbildung und Entwicklung der eigenen Talente im Land.

Für die kommende Heim-EM 2024 und die WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko sollten die bisher entwickelten Talente noch ausreichen. Das offensive Grundgerüst um Spieler wie Musiala (19 Jahre), Havertz (23), Gnabry (27), Sané (26), Karim Adeyemi (20), Youssoufa Moukoko (18) und dem nicht nominierten Florian Wirtz (19) steht und sieht vielversprechend aus.

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Jamal Musiala war mit seinen Aktionen eine der wenigen Lichtblicke im DFB-Team.Bild: iMAGO/nordphoto GmbH

Doch was passiert dann? Und vor allem: was passiert auf den Problemposititonen in der Defensive? Und die noch viel größere Frage: Schafft man es, diese Talente unter einer gemeinsamen Spielidee zu vereinen?

FC Bayern hat gleiche Probleme wie der DFB – kaschiert sie aber besser

Für Bundestrainer Hansi Flick sind es die gleichen Probleme wie zu seiner Zeit als Trainer des FC Bayern.

In gewisser Weise sind die Probleme des FC Bayern auch die des deutschen Fußballs und andersherum. Der Vorteil für die Münchner: gibt es in Deutschland nicht die passenden, international konkurrenzfähigen Spieler, können die Verantwortlichen auf ausländische Profis setzen. Das geht bei Nationalmannschaften nicht.

Deshalb spielt beim FC Bayern hinten links Alphonso Davies (Kanada), die Innenverteidigung bilden die Franzosen Dayot Upamecano, Lucas Hernández, Benjamin Pavard und der Niederländer Mathijs de Ligt. Auf der rechten Seite verteidigt der Marokkaner Noussair Mazraoui. Und als vorderster Stürmer befindet sich Eric-Maxim Choupo-Moting (Kamerum) seit Wochen in Top-Form. Das unterstrich er bisher auch bei der WM.

Hansi Flick hat diese Problemzonen im DFB ebenfalls erkannt und fand nach dem Aus deutliche Worte in Richtung seines Arbeitgebers. "Wir müssen in der Ausbildung besser werden. Wir reden seit Jahren über Neuner, die wir brauchen, über spielstarke Außenverteidiger. Uns hat über Jahre hinweg das Verteidigen ausgezeichnet. Wir brauchen wieder die Basics."

Ballack fordert bessere Analyse als nach dem WM-Aus 2018

Für Michael Ballack bedeutet das, dass nun jeder Stein beim DFB umgedreht werden müsse. "Und nicht den gleichen Fehler wie 2018 zu machen, indem der Präsident sich hinstellt und sagt, der Jogi und sein Trainerteam analysieren das jetzt mal und dann macht er weiter", sagte er am Donnerstagabend aufgebracht bei Magenta TV.

Damals stellte man fest, dass man es mit dem Drang nach Ballbesitz auf die Spitze getrieben hat und bei aller mannschaftlichen Geschlossenheit die Individualkünstler ausgebremst wurden. Der DFB änderte seine Herangehensweise an das Spiel und predigte fortan die Unterstützung der Bolzplatzmentalität. Mit bisher mäßigem Erfolg.

Flick wollte sich zu seiner Zukunft als Bundestrainer nach dem Spiel nicht äußern, will aber weiterhin im Amt bleiben. Viel größer ist sowieso die Frage nach Oliver Bierhoff. Mit ihm erlebte der deutsche Fußball seine beste Phase, die im WM-Titel 2014 gipfelte. Aber seit sechs Jahren auch seine größte Schwächephase samt zwei Vorrunden-Aus bei Weltmeisterschaften.

ARCHIV - 19.11.2022, Katar, Al-Ruwais: Vorbereitung auf die WM in Katar, Nationalmannschaft Deutschland, Pressekonferenz im DFB-Medienzentrum, Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff spricht bei e ...
Nach dem erneuten WM-Aus steht auch Oliver Bierhoff heftig in der Kritik.Bild: dpa / Federico Gambarini

Und als Direktor der Nationalmannschaften und der Nachwuchsakademien hat er einen erheblichen Anteil an den Entwicklungen der vergangenen Jahre. Angesprochen auf seine persönliche Zukunft antwortete Bierhoff in der Mixed Zone: "Ich werde auch meine Verantwortung tragen, dann sind es andere, die entscheiden, ob es weitergeht. Ich kann sehr gut Dinge analysieren und besprechen, es liegt nicht an mir, ob es weitergeht." Auf eine Rückfrage schloss er einen Rücktritt aus: "Ja, das schließe ich aus."

Spanien als Vorbild des deutschen Fußballs – wieder einmal

Wie es im Optimalfall laufen kann, hat Spanien in gewisser Weise vorgemacht. Dort trägt die Entwicklung unter Trainer Luis Enrique Früchte.

Doch auch bei den Spaniern war lange nicht alles rosig. Ihrer dominanten Phase zwischen 2008 und 2012, während der sie zweimal Europameister und einmal Weltmeister wurden, folgte ein blamables Vorrunden-Aus bei der WM 2014 und 2018 eine Niederlage im Achtelfinale gegen Russland.

Doch die Spanier haben aus ihren Fehlern aus dieser Zeit gelernt. Mit Luis Enrique kam ein anerkannter Coach, der die spanischen Stärken wieder in den Mittelpunkt stellte und eine klare Spielidee vermittelte – viele kurze Pässe, Ballbesitz und alle Spieler in ständiger Bewegung.

Sein Vorteil: diese Fußballidee wird seit Jahren in den spanischen Nachwuchsteams im Verband und der Liga gelehrt. Sie gehört in gewisser Weise zur DNA eines spanischen Fußballers. Und so haben Jungstars wie Pedri (19) oder Gavi (18) neben ihrem unfassbaren Talent kein Problem, sich in das Spiel der Nationalmannschaft zu integrieren und es zu prägen.

Anders als in Deutschland, wo es in der Bundesliga nur wenige Teams gibt, die tatsächlich Fußball spielen wollen und sich nicht nur auf Konter und Gegenpressing verlassen.

Japan v Spain : FIFA World Cup, WM, Weltmeisterschaft, Fussball 01 December 2022, Doha - FIFA World Cup Qatar - Japan v Spain - Pedri and Gavi of Spain - Photo: Charlotte Wilson / Offside. Doha Qatar  ...
Pedri (l.) und Gavi beeindrucken im spanischen Mittelfeld mit unglaublicher Klasse.Bild: www.imago-images.de / IMAGO/Charlotte Wilson

Hinzu kommt, dass sie es schaffen, alte Fußballtraditionen und die Moderne zu verbinden. Eine Diskussion um eine echte Neun oder doch eine "falsche" gibt es nicht, denn Enrique hat beide Spielertypen im Team.

Für die spielerische Komponente sorgen Marco Asensio, immerhin dreifacher Champions-League-Sieger mit Real Madrid oder Ferran Torres. Als klassischen Stürmer gibt es zudem noch Álvaro Morata, zweifacher Champions-League-Sieger und mit aktuell drei Treffern einer der besten Torschützen des Turniers.

EM 2024: Titelgewinn das große Ziel des DFB

Spanien könnte deshalb wieder einmal das große Vorbild für den deutschen Fußball sein. Schließlich kündigten Flick und Bierhoff schon an, dass der Titelgewinn beim Heimturnier 2024 das große Ziel ist.

Das war es jedoch auch vor der aktuellen WM so. Deshalb kommt es besonders auf die Weiterentwicklung der Spielidee in den nächsten zwei Jahren an, damit die EM im eigenen Land nicht eine ähnlich große Enttäuschung wie die WM in Katar wird.

Schalke 04: Hoffmann will weg, darf aber nicht – Quintett darf gehen

Mit großen Vorschusslorbeeren war Ron-Thorben Hoffmann im Sommer zu Schalke 04 gekommen. Bei seinem Ex-Klub Eintracht Braunschweig hätte er "unter schwierigen Umständen überdurchschnittlich gut performt", wie Ex-S04-Sportchef Marc Wilmots im Sommer erklärte.

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