Den DFB-Pokal kann Bayern-Trainer Thomas Tuchel mit seinem Team schon seit dem blamablen Aus gegen Saarbrücken (1:2) Anfang November nicht mehr holen. Nach der Niederlage gegen Bremen (0:1) am Sonntag wachsen nun auch die Zweifel an der zwölften Meisterschaft der Bayern in Folge.
Da Leverkusen am Wochenende das Topspiel gegen Leipzig gewann, ist der Rückstand der Münchner auf den Tabellenführer auf mittlerweile sieben Punkte angewachsen. Zwar können Tuchel und seine Spieler am Mittwoch mit einem Sieg im Nachholspiel gegen Union Berlin auf vier Zähler verkürzen, trotzdem wären die Münchner auf Patzer von Leverkusen angewiesen.
Deshalb ging Bayern-Legende und Sky-Experte Lothar Matthäus mit den Münchnern und Tuchel hart ins Gericht. In der Sendung "Sky90" stellte er beispielsweise fest: "Die Mannschaft hat keine Lockerheit, hat keine Stabilität und steht nicht kompakt. Es liegt daran, dass der FC Bayern keine Einheit auf dem Platz ist. Ich bin mir sicher, dass sie einfach nicht stabil genug sind."
Dieser Rundumschlag richtet sich sowohl an die Spieler als auch an Tuchel. Die Aufgabe des Trainers ist es, den Spielern diese Lockerheit zu vermitteln und gleichzeitig eine Einheit zu formen. Die Spieler hingegen können selbst daran arbeiten, als geschlossenes Team aufzutreten.
Neben der Generalkritik nimmt sich Matthäus aber auch einen expliziten Punkt heraus: die Personalie Leon Goretzka.
Der Mittelfeldspieler musste auch im zweiten Spiel des neuen Jahres zunächst auf der Bank Platz nehmen, kam erst in der 65. Minute bei einem Dreier-Wechsel gemeinsam mit Thomas Müller und Mathys Tel in die Partie. Danach erhöhte sich der Druck der Münchner auch, obwohl sie es nicht mehr schafften, die Partie zu drehen.
Die Entscheidung von Tuchel, Goretzka nicht in der Startelf zu bringen, brachte Matthäus regelrecht in Rage. Er erklärte vielsagend: "Dass Goretzka wieder nicht von Anfang an gespielt hat, ist für die Stimmung nicht gut. Diese Entscheidung gegen Goretzka können auch die Spieler nicht verstehen."
Anschließend daran führte Matthäus aus, dass Goretzka in der Mannschaft angesehen sei und "viele Kumpels" habe. "Er ist ein Mentalitätsspieler, der gerade in solchen Spielen dann genau was mitbringt, was sonst keiner in dieser Mannschaft hat."
Doch neben der Tuchel-Entscheidung, die Matthäus hart kritisiert, hat er auch noch einen dritten Punkt, den er bemängelt: die Transfer-Politik. Das große Ziel der Münchner ist es, den Kader im Wintertransferfenster in der Breite besser aufzustellen. Dafür wurde Eric Dier bis zum Saisonende von Tottenham Hotspur ausgeliehen.
Eine Entscheidung, die Matthäus nicht nachvollziehen kann. "Klar, sie wollen sich breiter aufstellen, damit ihnen solche Spiele wie gegen Bremen nicht wieder passieren. Aber ob das jetzt Verstärkungen sind, das bezweifle ich. Denn gerade Dier ist nicht der Spieler gewesen, der im letzten halben Jahr bei Tottenham die Bäume ausgerissen hat."
Im Gegenteil sogar. In der ersten Saisonhälfte kam der 49-malige Nationalspieler auf lediglich vier Einsätze in der Premier League, spielte in nur einer einzigen Partie 90 Minuten durch.
Matthäus führte weiter aus: "Uli Hoeneß hat mal gesagt: 'Wir werden keine Spieler mehr holen, die bei anderen Vereinen auf der Ersatzbank oder auf der Tribüne sitzen.'" In Bezug auf den Dier-Wechsel fügte er an: "Und der letzte Transfer sieht ein wenig anders aus."