Zuletzt wurde es nicht ruhig um Thomas Tuchel. Er selbst heizte noch vor dem Topspiel am Samstag gegen den BVB (4:0) eine Diskussion mit den Sky-Experten Lothar Matthäus und Didi Hamann an. Ironisch kritisierte er beide.
Nach den 90 Minuten legte er noch einmal nach. Als er bei Sky danach gefragt wurde, weshalb die Münchner ausgerechnet nach der Pokal-Pleite gegen Drittligist Saarbrücken (1:2) nun gegen Dortmund das beste Spiel der Saison gemacht hätten, hatte der 50-Jährige trotzig entgegnet: "Trotz Zerwürfnissen in der Mannschaft mit dem Trainer, meinen Sie?" Kurz danach ergänzte er: "Weiß ich nicht. Weiß Lothar bestimmt. Wenn's Lothar nicht weiß, weiß es Didi (Hamann, Anm. d. Red.)."
Im Anschluss gab es in der Öffentlichkeit große Diskussionen, ob die Reaktion von Tuchel gerechtfertigt oder unsouverän sei. Zumindest von den Bayern-Bossen bekam er Zuspruch. Matthäus äußerte sein Unverständnis über die Reaktion des Bayern-Trainers, legte den Streit aber nun in seiner neuesten Sky-Kolumne bei.
Darin schrieb er: "Die Sache vom Samstag ist für mich vergessen, auch für meinen Arbeitgeber Sky." Er verglich die Situation mit seiner Zeit als Spieler oder Trainer nach einem Sieg oder einer Niederlage: "Nicht zu lange feiern, nicht zu lange darüber reden, sondern auf das nächste Spiel konzentrieren."
Vielmehr habe er es nur als schade empfunden, dass durch die Diskussion um ihn und Tuchel die starke Leistung der Bayern-Spieler in den Hintergrund geraten sei. "Das tut mir leid für die Mannschaft und für die Spieler, denn sie hätten es verdient gehabt, für ihre tolle Leistung richtig gelobt zu werden", führte der deutsche Rekord-Nationalspieler an.
Matthäus schließt aber als letzten Inhaltspunkt mit einem konstruktiven Vorschlag ab. Für sein Empfinden habe sich bei den Münchnern gegen den BVB wegen einer Not-Situation eine Lösung für die Zukunft gezeigt. Weil Joshua Kimmich aufgrund seiner Roten Karte aus dem Darmstadt-Spiel gesperrt war, ließ Tuchel Leon Goretzka und Konrad Laimer im Mittelfeld-Zentrum ran. Zur Begeisterung von Matthäus.
"Die neue Doppelsechs mit Laimer und Goretzka hat sehr gut funktioniert, das Mittelfeld wurde sehr schnell und konzentriert überbrückt, das Spiel wurde präziser und schneller nach vorne getragen", erklärte er seine Begeisterung. Dadurch, dass Laimer den defensiveren Part übernahm, ergaben sich ganz andere Freiheiten für Goretzka. Matthäus stellte fest: "Goretzka konnte mit seinen Läufen und Vorstößen befreiter als in den vergangenen Wochen und Monaten aufspielen, da er Kimmich nicht absichern musste."
Aus diesem guten Zusammenspiel von Laimer und Goretzka könnte sich für Tuchel eine Möglichkeit ergeben, "die er schon im nächsten Spiel umsetzen könnte – mit Kimmich auf der rechten Abwehrseite". Kimmich habe dort bereits "Weltklasse gespielt" und gleichzeitig hätte Tuchel dann die Lücke auf der Rechtsverteidiger-Position geschlossen.
Matthäus geht sogar noch einen Schritt weiter und sieht Kimmich auf der Außenposition sogar für Bundestrainer Julian Nagelsmann als Option: "Der Nationaltrainer weiß, dass Kimmich und Gündoğan zusammen nicht so funktioniert haben, wie man es sich vorgestellt hat, man erinnere sich an die Weltmeisterschaft in Katar." Auch hier schließt Matthäus mit dem Vorschlag, Kimmich aus dem Zentrum abzuziehen.
Ob Tuchel oder Nagelsmann auf den 62-Jährigen hören, zeigt sich zeitnah. Am Mittwoch spielen die Bayern gegen Galatasaray Istanbul (21 Uhr) in der Champions League, in knapp zehn Tagen tritt Nagelsmann mit dem DFB-Team im Berliner Olympiastadion gegen die Türkei an.