Die reichste Liga der Welt gibt nur ungern zu, dass andere etwas besser können. Doch wenn am Wochenende die Fußball-Bundesliga und die 2. Liga nach der Corona-Zwangspause ihren Spielbetrieb wieder aufnehmen, werden auch die Vertreter der US-amerikanischen Football-Liga NFL genau hinschauen.
Wenn es der Soccer da drüben in Germany hinbekommt, dann ist das auch ein gutes Zeichen für ihre 32 Franchises, die zuletzt zusammen 16 Milliarden Dollar (14,8 Milliarden Euro) umgesetzt haben.
Die NFL will ihren Spielbetrieb wie geplant im September aufnehmen – wenn möglich sogar mit Publikum. Zunächst aber wollen die Liga-Verantwortlichen ganz genau hinschauen, wie das hochgelobte Hygiene- und Sicherheitskonzept der Deutschen Fußball Liga (DFL) umgesetzt wird. NFL-Vizepräsident Brian McCarthy sagte der Zeitung "Newsday":
Heißt auch: Die Welt wird auch sehen, ob etwas schiefgeht.
Besser könnte es gar nicht sein, behauptet daher Karl-Heinz Rummenigge. Er gehe davon aus, "dass wir auf der ganzen Welt ein Milliardenpublikum haben werden", sagte der Klubchef von Bayern München in Sport Bild, das sei nicht nur "Werbung für unseren Fußball" und die Bundesliga, sondern "für das ganze Land".
Der Re-Start, der nach SID-Informationen teilweise in mehr als 200 Mitgliedsstaaten der FIFA übertragen wird, zeige auch: "'Made in Germany'" ist wieder ein absolutes Gütesiegel."
DFL-Chef Christian Seifert stellte zuletzt ebenfalls fest, dass es weltweit großes Interesse am Konzept der Liga gebe: "Von Los Angeles über London bis Tokio wird darüber berichtet, dass die Bundesliga als die erste große und weltbekannte Liga wieder plant, in den Spielbetrieb einzusteigen." Somit wird wohl auch von Los Angeles bis Tokio berichtet werden, ob der Plan funktioniert – oder ob ihn systemgefährdende Fälle wie Dynamo Dresden doch zunichtemachen.
Vorerst gilt das DFL-Konzept als einzige Blaupause für die Durchführung eines Ligabetriebs. Frank Bohmann, Chef der bereits beendeten Handball-Bundesliga (HBL), hält den Plan deshalb für wegweisend: "Wenn das nicht funktioniert, können wir den Laden dicht machen", sagte er dem SID.
Scheitere der Neustart, habe dies langfristige Auswirkungen für den gesamten Sport: "An den Rahmenbedingungen ändert sich nichts, solange es keinen Impfstoff gibt."
In Spanien soll ab 12. Juni wieder gespielt werden. "Wir müssen aber natürlich diszipliniert sein, um das Virus zu eliminieren", sagte Real Madrids Mannschaftskapitän Sergio Ramos am Montag nach dem Trainingsbeginn und betonte: "Wir sollten uns Deutschland als Beispiel nehmen." Am 11. Juni will angeblich die englische Premier League beginnen, einstweilen aber stimmen die Medien auf der Insel ihre Leser und Zuschauer tatsächlich auf den Spielbeginn der Bundesliga ein.
Jean-Michel Aulas hofft unterdessen auf ein Wunder, das die Bundesliga in Frankreich auslösen möge. "Es ist ein wirklich großer Schritt", sagte der Präsident von Olympique Lyon über den Neustart in Deutschland.
Er leitet daraus die Hoffnung ab, dass die bereits abgebrochene Ligue 1 den Spielbetrieb wieder aufnimmt. "Wo Leben ist, ist Hoffnung", sagte er der L'Equipe. "Alle, die argumentierten, wir müssten aufhören, sollten bereit sein, umzudenken. Vielleicht ist es nicht zu spät."
(vdv/afp)