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Das kollektive Aufatmen des FC Bayern am Freitag war bis an die Tabellenspitze nach Leverkusen zu hören. "Personelle Situation hat sich entspannt", seufzten die Münchner auf X, ehemals Twitter. "Keine Rückkehr von Jérôme Boateng zum FC Bayern."
Die drei etatmäßigen Innenverteidiger Mathijs de Ligt, Dayot Upamecano und Min-jae Kim werden genügen, um den untersetzten Kader zumindest in die Winterpause zu retten, redete man sich ein. Der zwangsläufige Aufruhr um eine Boateng-Verpflichtung bleibe einem nun doch erspart, so die Hoffnung. Wenige Tage später ist die Personaldecke aber noch kratziger geworden – und bringt den Verein erneut in die Bredouille.
Beim ungefährdeten 3:0-Sieg der Bayern gegen Freiburg am Sonntag wurde Dayot Upamecano in der 77. Minute ausgewechselt, auf den ersten Blick ohne Probleme. Der Franzose wurde allerdings direkt von einem Physiotherapeuten behandelt, nach Informationen der "Bild" soll der Verdacht auf einen Muskelfaserriss bestehen. Ein mehrwöchiger Ausfall steht im Raum.
Doch damit nicht genug. Was bei Upamecano noch unter Verdacht steht, ist bei Raphaël Guerreiro bereits bestätigt: Guerreiro wird den Bayern mit einem Muskelfaserriss vorerst nicht zur Verfügung stehen.
Personell hat sich die Lage in München also nochmals verschlechtert. Die Frage ist nun: Wie geht der Verein damit um? Dem Vernehmen nach soll nämlich weniger die vermeintlich entspannte Personalsituation ausschlaggebend für eine doch ausstehende Verpflichtung von Boateng gewesen sein, sondern viel mehr das Verfahren wegen Körperverletzung.
Nun hat sich auch Boateng selbst auf Instagram zu seinem kurzen Intermezzo in der bayerischen Trainingsgruppe geäußert, wobei ein Detail hervorsticht. Darin sagt er "Danke" an den Verein, dass er an der Säbener Straße mittrainieren durfte "und vor allem an Thomas Tuchel und seinem Trainerteam für die Unterstützung, mich im Team zu haben".
Die Betonung auf Tuchel dürfte dabei nicht zufällig erfolgt sein, da es allem Anschein nach vor allem er war, der sich für einen Vertrag für Boateng starkgemacht hat. Die Entscheidung gegen Boateng soll demnach eher von der Vereinsführung aus getroffen worden sein.
Was den Bayern entgegenkommt, ist, dass nun erst einmal die Länderspielpause ansteht. Mathijs de Ligt soll, so zumindest die Erwartung, danach wieder einsatzfähig sein – womöglich aber nicht über 90 Minuten. Sollte sich bei Upamecano der Verdacht auf einen Muskelbündelriss wieder verhärten, dürfte dieser bis dahin aber noch nicht zur Verfügung stehen.
Theoretisch stünde Boateng immer noch zur Verfügung. Auf Instagram schrieb er, nach dem "positiven Feedback zu seinem Fitnesslevel" weiter trainieren und hart arbeiten zu wollen. Nimmt man den Verein beim Wort, scheint eine Abkehr von der Abkehr geradezu konsequent. Frei nach Bertolt Brecht: Erst kommt das Pressen und dann die Moral. Von einer entspannten personellen Situation kann schließlich keiner mehr sprechen.
