Eintracht Frankfurt und Oliver Glasner, das wirkte fast zwei Jahre lang wie die perfekte Beziehung. In seinem ersten Jahr bei den Hessen gelang ihm mit dem Europa-League-Sieg direkt ein historischer Erfolg. In der abgelaufenen Saison folgte mit dem Einzug ins Champions-League-Achtelfinale der nächste große Erfolg für die Hessen. Und dennoch wird der Österreicher trotz eines Vertrags bis 2024 den Verein am Ende der Saison verlassen.
Doch zum Abschied könnte er mit einem Sieg gegen RB Leipzig am Samstag im DFB-Pokalfinale auch sein zweites Endpsiel mit der Eintracht gewinnen. Eines ist auf alle Fälle klar: der Final-Abend wird für den Erfolgstrainer enorm emotional.
Überraschend ist jedoch, dass Glasners Abgang von der Eintracht vor allem mit großen Emotionen in den vergangenen Wochen verbunden waren.
Für viele Fans und Spieler ist die Entscheidung für den Rauswurf noch immer nicht nachvollziehbar. "Man fragt sich oft, warum", kommentierte Eintracht-Torwart Kevin Trapp zuletzt in einem Interview mit dem Sender Sky.
Neue Recherchen der "Sport Bild" zeigen nun, dass auch an dieser Entscheidung Emotionen Schuld sind. Bereits im April fiel der Eintracht-Trainer durch einen Wutausbruch nach einer Niederlage in Leverkusen auf der Pressekonferenz auf. Dem gesamten Vorstand soll dies damals bereits ein Dorn im Auge gewesen sein, da sie einen Imageschaden für den Klub befürchteten.
Sportvorstand Markus Krösche soll Glasner bereits zu diesem Zeitpunkt nahegelegt haben, Niederlagen nicht zu sehr an sich heranzulassen.
Gleichzeitig scheint ein Gerücht um aktive Angebote aus Glasners Umfeld gegenüber anderen Top-Klubs im März die ersten Ungereimtheiten zwischen Trainer und Vorstand verursacht zu haben.
Zur Sicherheit beauftragte der Eintracht-Vorstand anschließend die Medienabteilung mit der Prüfung der folgenden Pressekonferenzen mit Glasner. Es folgten jedoch weitere verbale Aussetzer.
Auf die Frage eines Journalisten nach dem Spiel in Hoffenheim vor wenigen Wochen fährt der Trainer wieder aus der Haut. "Hört mir mit diesem Müll auf", wettert er, nachdem er auf dem Platz Rot bereits dafür gesehen hatte, dass er einen zweiten Ball auf Spielfeld warf.
Zudem erzählt er, dass der 39-jährige Verteidiger Makoto Hasebe nach jedem Spiel Blut im Urin hätte. Dies soll im Klub und der Mannschaft nicht gut angekommen sein.
Die Recherchen der "Sport Bild" machen nun den Grund für diese unbändige Wut Anfang Mai deutlich. Denn nur drei Tage zuvor wurde Glasner nach dem Sieg gegen Stuttgart im Pokalhalbfinale zu einem Gespräch mit dem Vorstand gebeten.
Darin soll es zur Überraschung Glasners nicht um den gelungenen Finaleinzug gegen den VfB gegangen sein, sondern um die Niederlagenserie in der Bundesliga. Dass Glasner nach dem Spiel lange mit den Frankfurter Fans feierte und vor den Fankurve auf dem Bauch rutschte, sollen die Bosse als "selbstdarstellerisch" empfunden haben.
Dann folgte die Wutrede in Hoffenheim. In der folgenden Woche trennt sich die Eintracht offiziell von ihm.
Nach seinem Rauswurf entschuldigte sich Glasner öffentlich und kündigte an, sich jetzt nur noch auf die bevorstehenden Spiele zu konzentrieren, nicht auf persönliche Ungereimtheiten.
Bei der Mannschaft selbst hat der Trainer im Großen und Ganzen noch immer ein gutes Image. Torhüter Trapp versprach ihm schon jetzt den Sieg am 3. Juni. "Wir wollen dem Trainer etwas zurückgeben. Das hat er sich verdient", erklärte er.
Es bleibt dann nur noch abzuwarten, wie Glasner das Ergebnis selbst dann öffentlich darstellt. "Ich bin als Langweiler gekommen und gehe als emotionaler Typ. Das hat Eintracht Frankfurt mit mir gemacht", bilanziert er.