Beim FC Bayern dreht sich aktuelles alles nur um Harry Kane. Das musste auch Trainer Thomas Tuchel auf der Pressekonferenz am Freitagmittag vor dem Supercup gegen RB Leipzig (Samstag, 20.45 Uhr) erfahren. Gleich die ersten Fragen drehten sich um den aktuellen Stand des Transfers, was das für die Bundesliga bedeuten würde und natürlich, ob Kane gegen Leipzig schon auf der Bank sitzt oder sogar von Anfang an spielt.
Wirklich viel konnte der 49-Jährige dann jedoch nicht verraten. "Wir arbeiten mit Hochdruck daran, aber es gibt, Stand jetzt, keine Einigung. Und dann äußert sich der Trainer nicht dazu, weil es nicht sein Spieler ist", sagte Tuchel. Sollte der Deal noch im Laufe des Freitags offiziell werden, schloss er es nicht aus, dass der Engländer morgen bereits Teil des Teams ist.
Denn die Münchner würden am Samstagvormittag auch noch einmal trainieren und hätten bis zum Abend genug Zeit. "Alle Optionen sind offen", machte er vielsagend klar.
Pressesprecher Dieter Nickles ermahnte die anwesenden Journalisten nach einigen Kane-Fragen, sportliche Fragen zum Spiel um den ersten Titel der Saison zu stellen. Dabei ging es dann vor allem auch um das zweite große Reizthema dieser Tage beim FC Bayern: der Gesundheitszustand von Manuel Neuer und die Torwartfrage. In dieser Hinsicht war Tuchel sehr auskunftsfreudig.
Da weiterhin unklar ist, wann Neuer wieder ins Teamtraining einsteigen kann, werden die Bayern seit Wochen mit zahlreichen potenziellen Torhütern in Verbindung gebracht. Tuchel bezeichnete diese aktuelle Situation als "extrem komplex". Denn mit Sven Ulreich steht lediglich ein Torhüter im Kader, der über Profi-Erfahrung verfügt.
"Wir haben eindeutig zu wenig Torhüter, die konkurrenzfähig sind und mit denen wir konkurrenzfähig auf dem höchsten Niveau sind. Wir hatten ein paar Kandidaten, hatten auch eine Einigung, sind aber zu keinem Abschluss gekommen", erzählt er.
Der neue Schlussmann müsse sofort das Potenzial zur Nummer 1 haben, aber falls Neuer schnell wieder auf den Platz zurückkehren sollte, auch seinen Stolz schlucken können, um den 37-Jährigen als klare Nummer 1 zu akzeptieren.
Wann das jedoch der Fall sein wird, ist weiterhin unklar. Nachdem die Bayern zu Beginn der Woche mitgeteilt hatten, dass dem Schlussmann eine Metallplatte aus dem gebrochenen Bein entfernt wurde, arbeitet er aktuell wieder nur im Kraftraum.
"Es war ein Eingriff, um eine Schmerzproblematik zu lösen. Aber nach meiner Laien-Erfahrung und meinem Bauchgefühl war das ein großer Schritt nach vorn", erklärt Tuchel. Spekuliert wurde bereits über eine Rückkehr in der Länderspielpause Mitte September. "Das ist spekulativ und nicht seriös zu beantworten", sagte er. Er wolle dem Torhüter ungern Zeitdruck machen, da das nicht helfen würde.
Neben dem Chaos um Harry Kane und dem fehlenden Torhüter machte der Coach eigentlich schon auf der Asienreise deutlich, dass er sich für sein Team gerne noch einen defensiven Mittelfeldspieler wünsche, der seinen Fokus auch besonders auf der Verteidigung des eigenen Tores habe.
Eine Woche vor dem Bundesliga-Start gegen Werder Bremen stehen hinter mindestens zwei Personalien große Fragezeichen. Der Bayern-Coach hätte sich zwar gewünscht, dass sein Team für die kommende Saison spätestens nach der Asien-Reise steht, aber "ich weiß, wie es ist und es bringt nichts, Dingen hinterherzutrauern."
Viel mehr habe er gelernt, dass in so einem Prozess "Geduld und Vertrauen dazugehören, dass alle mit Hochdruck daran arbeiten. Es gilt, entspannt zu bleiben." Noch ist der Transfermarkt gut drei Wochen geöffnet.