Die gute Nachricht: Das Weihnachtsfest der Familie Hoeneß dürfte in diesem Jahr in vertrauter Eintracht stattfinden. Der FC Bayern München hat sich im Spitzenduell der Bundesliga am Sonntagabend mit 3:0 eindrucksvoll gegen den VfB Stuttgart durchgesetzt.
"Ich kann es kurz machen", sagte VfB-Trainer Sebastian Hoeneß, Neffe von Bayern-Ehrenpräsident Uli, nach dem Spiel. "Wir konnten unseren Teil nicht beitragen, dass es ein Spitzenspiel wird."
Bereits in der zweiten Spielminute gerieten die Schwaben nach einer unglücklichen Aktion von Bayern-Leihgabe Alexander Nübel in Rückstand, im Anschluss gelang Stuttgart kaum Nennenswertes. Es sei folgerichtig, sagte Hoeneß Junior weiter, dass man "völlig verdient als Verlierer" heimfahre.
Nicht nur aufgrund der familiären Überschneidungen war die Partie im Vorfeld mit Spannung erwartet worden. Aus sportlicher Sicht empfing der Zweitplatzierte den Drittplatzierten. Durchaus überraschend also, dass das Ergebnis derart deutlich ausgefallen ist, zumal der deutsche Rekordmeister mehrere Ausfälle zu verbuchen hatte.
Nach der Champions-League-Partie gegen Manchester United unter der Woche musste Bayern-Trainer Thomas Tuchel auf Kingsley Coman und Noussair Mazraoui verzichten. Hinzu kamen die kurzfristigen Verletzungen von Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Sven Ulreich. Lediglich 15 Feldspieler verblieben, um eine Startelf zu formieren.
So wurde beispielsweise der 18-jährige Aseko Nkili erstmals in den Spieltagskader berufen und der 19-jährige Aleksandar Pavlović durfte sogar von Beginn an spielen – letzterer mit Erfolg. Bei zwei Standardtoren der Bayern gab Pavlović als Freistoß- beziehungsweise Eckenschütze die Vorlage.
Er sei "ein guter Junge", sagte Thomas Tuchel über den Youngster und dämpfte zugleich die Erwartungen: "Wir haben heute bewiesen, dass wir ihm vertrauen. Aber lassen wir mal die Kirche im Dorf." Auch Thomas Müller, zuletzt meist nur Nebendarsteller, kam aufgrund der Personalnot wieder einmal zu einem Einsatz in der Startelf. Zum erst fünften Mal in der laufenden Bundesliga-Saison.
Wie sich das denn angefühlt habe, wurde er später bei Sat.1 gefragt. Müller, mit Weihnachtsmann-Mütze ausgestattet: "Gut, hat Spaß gemacht. Ich glaube schon, dass man gesehen hat, dass ich zumindest selbst überzeugt bin, dass ich der ganzen Truppe was geben kann."
Was implizit in dem Satz mitschwingt, sagte er darauf auch ganz ausdrücklich: "Jetzt muss ich nur noch den Trainer überzeugen, dass der davon auch häufiger überzeugt ist." Das war er in der Vergangenheit nicht. Offenbar zum Unverständnis Müllers: Den Trainer zu überzeugen, sei "noch nicht so häufig gelungen, wie es mir gerne gelungen wäre."
Die Entscheidungen habe dennoch jeder zu akzeptieren. Und das gehe auch nicht auf Kosten des Binnenklimas, wie Müller beteuerte.
Auf den Ratschlag von Sat.1-Moderator Matthias Opdenhövel, vor dem Spiel gegen Wolfsburg die "Faust in die Tasche und rausholen", um Tuchel von einem Einsatz zu überzeugen, antwortete Thomas Müller, dass sie eine Faust nicht bräuchten. "Wir haben uns lieb", sagte er.