Die Lage des FC Bayern lässt sich auch immer gut am Blick von Uli Hoeneß auf der Ehrentribüne der Münchner Allianz Arena ablesen. Am Samstagabend bei der 0:2-Niederlage gegen Borussia Dortmund war Hoeneß wie so häufig in der Saison ratlos und betrübt zu sehen.
Denn die Saison verläuft bisher alles andere als nach dem Geschmack des Bayern-Patrons. Nach 27 Spieltagen hat der deutsche Serienmeister bereits fünf Spiele verloren – kommt noch eine weitere Niederlage dazu, wären es zum ersten Mal seit der 2011/12 mehr als fünf Pleiten in einer Spielzeit.
Für Ehrenpräsident Uli Hoeneß ist jedoch klar, dass nicht nur die eigene Mannschaft mit ihren Leistungen an der ersten titellosen Saison seit 2011/12 Schuld ist, sondern auch die organisierte Fanszene des Klubs. Während des Top-Spiels gegen den BVB reagierte diese mit einem Hoeneß-Zitat auf die Vorwürfe.
Der 72-Jährige hatte in einem Interview mit dem Bayrischen Rundfunk die Bayern-Anhänger:innen dafür verantwortlich gemacht, dass die Mannschaft das Auswärtsspiel beim VfL Bochum mit 2:3 verloren hatte. "Wir haben drei Punkte verloren wegen diesen bescheuerten Tennisbällen", echauffierte er sich. Während der Partie Mitte Februar protestierten Fans der ersten und zweiten Liga bundesweit gegen den Einstieg eines Investors in die Deutsche Fußball-Liga (DFL). Dabei warfen sie immer wieder Gegenstände wie Tennisbälle oder Schokogeld auf das Feld, um das Spiel zu unterbrechen.
In Bochum waren die Bayern zunächst in Führung gegangen, kassierten jedoch innerhalb von sechs Minuten zwei Tore. Wenig später verursachte Dayot Upamecano noch einen Elfmeter und flog mit Gelb-Rot vom Feld. Schuld am Ausgang der Partie waren laut Hoeneß die Fans.
"Es sind 20 Minuten gespielt, es regnet in Strömen, dann schmeißen unsere Fans, die immer so tun, wie wenn sie immer den FC Bayern so lieben, die Bälle. Und anschließend verlieren wir dieses Spiel in Bochum, das gar nicht zu verlieren war. Das sind dann die Leute, die immer behaupten von sich, dass sie die wahren Fans des FC Bayern sein, kann ich leider nicht unterschreiben", kritisierte er.
Die organisierte Fanszene der Münchner wollte diese Vorwürfe nicht unbeantwortet lassen. Während der Partie gegen den BVB rollten sie in der Südkurve des Stadions zwei Banner aus, auf denen stand: "Für euren Scheiß-Fußball seid ihr doch selbst verantwortlich, Uli!"
Damit spielen sie auf eine legendäre Rede von Uli Hoeneß aus dem Jahr 2007 an, als er noch Manager des Klubs war. Auf der Jahreshauptversammlung hatten einige Fans die schlechte Stimmung in der Münchner Arena bemängelt.
Hoeneß platzte deswegen der Kragen, er nannte die Aussagen damals "populistische Scheiße" und holte zum Rundumschlag gegen die Fans aus. "Für die Scheißstimmung seid ihr doch verantwortlich", sagte er und lieferte somit die Vorlage auf das aktuelle Spruchband der Bayern-Anhänger:innen.
Durch die Niederlage gegen den BVB am Samstagabend beträgt der Rückstand auf Tabellenführer Leverkusen mittlerweile 13 Punkte. Thomas Tuchel gratulierte Bayer nach Spielende bereits zum Meistertitel.