Seit Jahren ist es der große Traum von Hertha BSC und den Berliner Anhänger:innen, das Pokalfinale im Olympiastadion zu erreichen. Nach der 1:3-Pleite im Viertelfinale gegen Kaiserslautern klappt das in diesem Jahr allerdings nicht. Die Enttäuschung nach dem schwachen Auftritt war folglich groß.
Publikumsliebling Fabian Reese sprach im Anschluss klar an, was ihm beim Pokalauftritt gegen den FCK gefehlt habe: "Wir waren in der ersten Halbzeit in allen Grundtugenden unterlegen. Wir haben die Zweikämpfe nicht richtig angenommen, haben zurückgezogen und den Matchplan nicht konsequent umgesetzt. Wir haben nicht den Mut gehabt, den Gegner in Eins-gegen-eins-Situationen unter Druck zu setzen, und lagen zu Recht 0:2 hinten."
Reese sprach von einer "Riesen-Hypothek" für die zweite Halbzeit und war der Auffassung, eine Riesenchance "vor einer Wahnsinnskulisse" verschenkt zu haben.
Beim Pokalspiel fiel allerdings auch auf, dass Hertha unter Cheftrainer Pál Dárdai erstmals in dieser Saison mit einer Dreier- beziehungsweise Fünferkette spielte. Schon in der Wintervorbereitung hatte der Ungar mit seiner Mannschaft daran gearbeitet, gegen Kaiserslautern sollte der taktische Kniff eigentlich zum Erfolg führen. Das tat er aber nicht.
Erst als der 47-Jährige nach der Pause wieder auf die bewährte Viererkette stellte, lief es besser. Den Entschluss zur Dreierkette begründete er später damit, dass er Kaiserslautern "spiegeln" wollte. Dadurch wollte er verhindern, dass die Roten Teufel die Berliner pressen können. Ohne Erfolg.
Das Lauterer Offensivtrio um Ragnar Ache, Richmond Tachi und Marlon Ritter konnte die Hertha-Dreierkette früh unter Druck setzen. Das große Problem für Dárdai war außerdem auch der hohe Krankenstand auf den Außenpositionen. Fabian Reese, Gustav Christensen und Palko Dárdai fehlten länger, dazu musste Marten Winkler kurzfristig passen.
Neben den fehlenden Flügelspielern fiel aber besonders das Mittelfeld-Zentrum negativ auf. Deshalb kritisierte Dárdai auch Deyovaisio Zeefuik und Aymen Barkok, seine beiden zentralen Spieler: "Beide Sechser haben sich versteckt, wollten den Ball nicht haben. Da müssen sie sich anbieten, mit dieser Körpersprache wirst du aber nicht angespielt. So kann man nicht Fußball spielen."
Das könnte allerdings auch daran liegen, dass sowohl Barkok als auch Zeefuik eigentlich keine gelernten Sechser sind. Barkok spielt sonst offensiver, Zeefuik hat seine Stammposition rechts hinten in der Abwehr. Dass die beiden im Pokal ran mussten, lag auch am hohen Krankenstand im Mittelfeld der Hertha.
Stamm-Sechser Pascal Klemens fehlte mit Fieber, Marton Dárdai musste aufgrund des neuen Systems in die Dreierkette und auch Linus Gechter meldete sich krank für das Spiel ab.
"Wir haben nie gejammert und es nie gesagt, aber seit dem Trainingslager haben 60 Prozent der Mannschaft das Norovirus mit Fieber und Durchfall, das hinterlässt Spuren. Die halbe Mannschaft hat mit Spritzen und Medikamenten gespielt. Wir waren am Limit", teilte Dárdai auf der Pressekonferenz mit und gab so eine Erklärung für den schwachen Auftritt seines Teams.