Der FC Bayern München ist, das dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben, am Mittwochabend im DFB-Pokal gegen den Drittligisten 1. FC Saarbrücken ausgeschieden. Bayern-Trainer Thomas Tuchel wusste die Blamage nach dem Abpfiff noch nicht so richtig zu erklären, am ARD-Mikrofon sagte er: "Es gibt 100 Erklärungen oder keine".
Einer, der zu den allermeisten Themen, die den FC Bayern betreffen, eine Analyse parat hat, ist Lothar Matthäus. So auch für das erneut frühe Pokal-Aus des deutschen Rekordmeisters.
Gegenüber der "Bild" bezeichnete Matthäus die Niederlage als "größte Pokal-Blamage seit unserem Aus in Vestensbergsgreuth". Gemeint ist damit die DFB-Pokalpartie gegen den Regionalligisten TSV Vestensbergsgreuth aus dem Jahr 1994. Bei dem ersten Auftritt von Giovanni Trapattoni in seiner Funktion als Bayern-Trainer unterlag der Favorit dem Außenseiter mit 0:1 in der ersten Pokalrunde.
Nun sei der Fall aber anders gelagert, erklärt Matthäus weiter: "Vier mal in Folge auf diese Art und Weise im Pokal zu scheitern ist für den FC Bayern peinlich und beschämend." Die Münchner sind in den vergangenen Jahren gegen den Zweitligisten Kiel, mit 0:5 gegen Gladbach und zu Hause gegen Freiburg ausgeschieden. "Das ist nicht erklärbar", befindet Matthäus. Für ihn ist aber klar, wer Schuld an dem Aus im Saarland trägt.
"Thomas Tuchel hat sich in Saarbrücken verzockt", meint der 62-Jährige. "Ich hätte an seiner Stelle meine beste Elf aufgeboten und nach 50, 60 Minuten rotiert. Harry Kane überhaupt nicht zu bringen und dann auszuscheiden – das ist unglücklich. Auf der anderen Seite standen genug erfahrene Spieler auf dem Feld, die diese Partie gewinnen müssen."
Trotz guter Ergebnisse seien bereits die letzten Wochen nicht überzeugend gewesen, sagt Matthäus weiter. Was fehle, seinen die "Selbstverständlichkeit, die alte Bayern-Dominanz". Eine "echte Weiterentwicklung" sehe er nicht. Im Gespräch mit Sky sagte er zudem, dass die Mannschaft "auch nach Monaten unter Tuchel immer noch nicht besser als unter Julian Nagelsmann" spiele. Im Gegenteil:
"Er hat durch viele Äußerungen Spieler wie Joshua Kimmich verunsichert und das hat nicht zum Erfolg der Mannschaft beigetragen bis zum heutigen Tage." Im Hinblick auf das Bundesliga-Topspiel zwischen den Bayern und Borussia Dortmund seien die Vorzeichen dennoch klar verteilt.
"Bayern ist in der Bundesliga in jedem Spiel der Favorit", sagt Matthäus, "weil der Mann-gegen-Mann-Vergleich immer zu ihren Gunsten ausgeht". Da Dortmund in der Liga bislang aber ungeschlagen ist und einen stabilen Eindruck mache, sei er gespannt, ob es Bayern zum ersten Mal in dieser Saison schaffen, "einen wirklich guten Gegner zu dominieren und verdient zu gewinnen. Dafür müssen sie ein komplett anderes Gesicht als in Saarbrücken zeigen".