Die EM in Deutschland ist bisher aus deutscher Sicht nicht nur sportlich erfolgreich, sondern ist auch ein Turnier der Fans. Die Stimmung auf den Rängen und gerade die gemeinsamen Fanfeste in den Städten und die zahlreichen großen Fanmärsche lösen eine enorme Begeisterung aus.
Einen Wermutstropfen gibt es jedoch: die Deutsche Bahn. Für viele ausländische Fans war sie lange der Inbegriff deutscher Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit. Nun wird ihnen das komplette Gegenteil aufgezeigt.
Überfüllte Bahnhöfe, Zugausfälle, schlecht organisierter Ersatzverkehr und frustrierte Fans, die nicht pünktlich oder nur mit viel Stress zu ihren Spielen kommen, prägen bisher auch das EM-Bild. Nun hat sich auch Turnierdirektor Philipp Lahm zu diesem Thema geäußert – und spielt das Problem ein wenig runter.
Und nicht nur die Fans sind von den Verspätungen betroffen, sondern eben auch Turnierdirektor Lahm. Beim Vorrundenspiel der Ukraine gegen die Slowakei schaffte es der 40-Jährige erst zur zweiten Halbzeit ins Stadion.
Laut ihm dürfe man jedoch nicht alles schlecht reden. "Ich bin zehn Tage mit der Bahn gereist und hatte nur eine große Verspätung", sagte er im Fußball-Talk "Doppelpass" auf Sport1. Zudem nahm er das Unternehmen in Schutz. "Für manche Dinge kann man natürlich auch nichts. Witterungen spielen auch eine große Rolle und andere Themen, die verhindern, dass die Bahn pünktlich kommt."
Lahm gab zu, dass sich die Schienen-Infrastruktur seit der WM 2006 in Deutschland nicht verbessert habe und man es versäumt hätte, daran zu arbeiten. Diese Kritik müsse man annehmen und daran arbeiten.
Trotz des teilweise großen Frusts lobte Lahm aber auch die bisherige Atmosphäre. "Man spürt, die Menschen haben Lust auf Fußball und das Turnier."
Eine Sache schloss der langjährige Kapitän des FC Bayern und der deutschen Nationalmannschaft jedoch konsequent aus: Mit dem Hubschrauber zu den Spielen zu fliegen, um mögliche Verspätungen zu vermeiden.
Franz Beckenbauer bereiste als Turnierdirektor der WM 2006 so Deutschland und verpasste kein Spiel. Eine Maßnahme, für die Beckenbauer bis heute gefeiert wird. "Ich bin ein kleiner Schisser und würde ich sowieso nicht trauen, in einen Hubschrauber zu steigen", erteilte Lahm der Idee schnell eine Abfuhr.
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Dass der "Kaiser" damals wie heute für dieses Engagement gefeiert wurde, sei laut Lahm "absolut berechtigt". Dass er als Turnierdirektor zu jedem Spiel mit dem Hubschrauber fliegen würde, das passe aber im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie "nicht mehr in die aktuelle Zeit."
Und so geht es für den Weltmeister von 2014 am Sonntag und Montag mit der Bahn zum Spiel England gegen Slowakei in Gelsenkirchen und Portugal gegen Slowenien in Frankfurt – wenn sie denn pünktlich kommt.