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Beijing 2022: Rodler Felix Loch über die Folgen von Covid und Käfer-Quarantäne

Felix Loch hatte nach seiner Corona-Erkrankung Probleme, seine Leistung wieder abzurufen.
Felix Loch hatte nach seiner Corona-Erkrankung Probleme, seine Leistung wieder abzurufen.Bild: www.imago-images.de / kristen-images.com
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Olympia 2022: Rennrodler Felix Loch spricht über die Folgen seiner Corona-Erkrankung

04.02.2022, 16:0206.02.2022, 09:20
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Wenn Felix Loch am Samstag in Peking bei den ersten beiden Läufen des Rodelwettbewerbs an den Start geht, beginnen für ihn bereits seine vierten Olympischen Winterspiele. 2010 war er in Vancouver dabei, 2014 in Sotschi und auch vor vier Jahren in Pyeongchang stieg der Rennrodler in den Eiskanal.

Die erfolgreichsten Spiele erlebte der 32-Jährige in Sotschi. Sowohl im Einsitzer als auch in der Staffel holte er Gold. Dazu war er auch in Vancouver auf dem Einsitzer der schnellste Rodler. Heißt: Er steht aktuell bei drei Goldmedaillen. Sollte er nach insgesamt vier Läufen am Sonntag vorne liegen und gewinnen, würde er Rodel-Legende Georg "Schorsch" Hackl überholen.

Gegenüber watson erklärt Loch allerdings, dass das für ihn kaum eine Rolle spiele. "Der Schorsch ist zu seiner Zeit gefahren und war wohl der erfolgreichste Rennrodler und ich bin jetzt unterwegs. Wenn ich am Ende besser bin als er, ist es schön, aber es ist nicht das Hauptziel." Das ist nämlich eine Medaille bei den Spielen in Peking. "Welche es am Ende wird, werden wir sehen."

Enges Teilnehmerfeld erschwert Medaille

Für Loch sei es schwer zu prognostizieren, weil das Feld "extrem eng zusammengerückt" sei. "Wir fahren manchmal zeitgleich und wenige Hundertstelsekunden entscheiden." Dass Loch allerdings auch zu diesem knappen Feld zählt, hätte sich auch ändern können. Kurz vor Weihnachten erkrankte er an Corona. Den Moment, als er sein positives Ergebnis erfuhr beschreibt er so:

"Man macht sich schon seine Gedanken. Aber durch die Impfung habe ich mich auch geschützt gefühlt."

Offensichtlich zurecht. Er hatte keine Symptome gehabt und musste deshalb nur die Quarantäne einhalten. Danach sei er wieder ins Training eingestiegen. "Da hat alles gut funktioniert und ich dachte, dass alles in Ordnung ist." War es aber nicht.

In Winterberg wurde er Anfang Januar nur Sechster. Es war sein erster Weltcup nach der Erkrankung. Erst da spürte Loch, dass er doch Probleme habe. "Bei mir wurde der Nacken extrem fest. Dann ist es in den Kopf hochgezogen und war total komisch. Das Gefühl ist schwer zu beschreiben, aber in Winterberg beim ersten Weltcup 2022 hat es mich schon sehr beeinflusst." Nach eigener Angabe habe er zehn bis zwanzig Prozent seiner Leistungsfähigkeit eingebüßt.

Kurz vor den Olympischen Spielen sei das aber besser gewesen. "Mittlerweile bin ich sehr zufrieden, wie es läuft." Immerhin sprang in Oberhof Mitte Januar schon wieder der 3. Platz heraus.

"Es krabbelten Käfer auf dem Boden, er konnte keine Fenster aufmachen und musste auf acht Quadratmeter seine Zeit absitzen. So stelle ich mir ein schöneres Gefängnis vor."
Felix Loch über die Erfahrung von Tobias Arlt in einem Quarantäne-Hotel in China

CT-Wert machte Loch sorgen

Allerdings machte sich Loch nicht nur wegen der Folgen seiner Erkrankung sorgen, sondern auch wegen der Corona-Regeln in China. Lange koppelte das Land den Genesenenstatus daran, dass die erkrankte Person einen CT-Wert von 40 erreichen müsse. Der CT-Wert ist ein Indikator für die Ansteckungsgefahr. Umso höher der Wert ist, umso geringer ist die Gefahr. In Deutschland zählt man ab einem CT-Wert von 30 als Genesen.

Loch erreichte allerdings lange nicht den 40er Wert, der in China benötigt wird. Wenn er dort mit zu niedrigem Wert eingereist wäre, hätte er als infiziert gezählt.

Ende Januar wurde der CT-Wert aber immerhin von 40 auf 35 herabgesetzt. Bei einem CT-Wert zwischen 35 und 40 gelten Sportler lediglich als "enge Kontaktperson". Sie müssen dann für sieben Tage auf ihr Hotelzimmer und sich quasi in Quarantäne begeben und nur das Zimmer für das Training oder zum Wettkampf verlassen.

Sie würden dann mit speziellen Fahrzeugen zu den Wettkampfstätten gefahren, in denen sie alleine sitzen. Außerdem muss die Maske die ganze Zeit getragen werden.

Quarantäne-Hotels mit Käfern

"Der Worstcase wäre, dass ich in Deutschland negativ bin, aber in China einen Wert von 34 habe. Dann muss ich sofort ins Quarantäne-Hotel. Dieser Fall darf überhaupt nicht eintreten", erzählte Loch im Gespräch mit watson vor seiner Abreise nach Peking. Diese Hürde stellte sich aber zum Glück nicht, sodass er zum Wettkampf antreten kann.

Dennoch möchte der 32-Jährige eine Infektion um jeden Preis verhindern. Das deutsche Rodel-Team hat nämlich schon Erfahrung sammeln müssen mit einem Quarantäne-Hotel in China.

Während des Weltcups im November 2021 an der Olympischen Rodelbahn wurde Tobias Arlt vom Doppelsitzer positiv getestet. Die Bilder, die er seinen Kameraden geschickt habe, seien "furchtbar" gewesen, berichtet Loch. "Es krabbelten Käfer auf dem Boden, er konnte keine Fenster aufmachen und musste auf acht Quadratmeter seine Zeit absitzen. So stelle ich mir ein schöneres Gefängnis vor. Das brauche ich einfach nicht."

Tobias Arlt (r.) mit seinem Kollegen im Doppelsitzer, Tobias Wendl
Tobias Arlt (r.) mit seinem Kollegen im Doppelsitzer, Tobias Wendl.Bild: www.imago-images.de / Fotostand

Doch nicht nur die Corona-Regeln haben Loch Sorgen bereitet. Auch die Menschenrechtslage oder die Presse- und Meinungsfreiheit beschäftigten ihn. Mehrfach äußerte er sich kritisch vor den Winterspielen, verlangte von der Politik auch Reaktionen: "Die Politik muss da ein klares Statement setzen, so wie es die Amerikaner und die Briten machen. Wir Sportler können da leider nur wenig machen. Für viele sind es die ersten und vielleicht auch die letzten Olympischen Spiele."

Das könnte auch auf Loch zutreffen. Schließlich wäre er 2026 in Mailand 36 Jahre alt. Sein Ziel sei es da auch dabei zu sein. Er selbst ordnet es als "machbar" ein, "wenn alles gut weiterläuft. Am Ende muss man da jetzt von Jahr zu Jahr schauen."

Sein großer Wunsch wäre es aber "noch einmal Olympische Spiele erleben, wo alles normal ist. Wo Fans und Zuschauer an die Sportstätten kommen können, wo Familie und Freunde da sind und an einem Ort, wo der Winter ist."

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