Es ist in der jüngeren Geschichte nicht oft passiert, dass ein Formel-1-Rennen abgesagt wurde. Die Rennserie ist bekannt dafür, bis zuletzt an angesetzten Rennen festzuhalten und auch bei widrigen Bedingungen zu fahren. So kam es seit Anfang 2020, als das Corona-Virus die Welt in Angst und Schrecken versetzte und die Formel 1 ihre ersten Saisonrennen alle streichen musste, zu keiner weiteren Absage.
Selbst beim Großen Preis von Belgien 2021, als starker Regen das Rennfahren eigentlich unmöglich machte, ließ die F1 die Fahrer antreten – nur um die Farce dann nach wenigen Runden hinter dem Safetycar zu beenden.
Doch jetzt hat sich in Norditalien eine Tragödie ereignet, die auch die hoch getaktete Formel 1 gestoppt hat. Massive Überschwemmungen in den Regionen Emilia-Romagna und den Marken haben mindestens acht Menschen das Leben gekostet und zahlreiche Häuser und Existenzen zerstört.
Das F1-Rennwochenende in Imola, das am Freitag mit den Trainingseinheiten gestartet und mit dem Rennen am Sonntag beenden worden wäre, ist deshalb abgesagt worden. Zu groß war den Verantwortlichen die Gefahr für die Fans sowie für Fahrer und Teams. "Es wäre nicht richtig, in dieser schwierigen Zeit für weiteren Druck für die lokalen Behörden und Sicherheitskräfte zu sorgen", ließ die Rennserie am Mittwoch außerdem verlauten.
Kurz nach dem Beschluss der F1-Bosse haben einige Fahrer und Teams emotionale Worte an die Fans gerichtet.
"Ich liebe Racing, aber die Sicherheit für alle ist viel wichtiger. Es tut mir leid für die Fans, aber wir sind bald wieder in Imola! Bleibt in Sicherheit!", schrieb McLaren-Fahrer Lando Norris in seiner Story bei Instagram. 160.000 Tickets waren verkauft, viele Fans bleiben nun wohl auf Kosten sitzen.
Weltmeister Max Verstappen, der als WM-Führender zum ersten Europa-Rennen der Saison gereist wäre, wandte sich in seiner Botschaft bei Instagram direkt an die Betroffenen der Flut. "Wir wünschen Euch allen Stärke, damit ihr diese Zeit sicher übersteht", schrieb der Niederländer, der in dieser Saison auf seinen dritten Fahrertitel zusteuert.
Wann und ob das Rennen in Imola nachgeholt wird, steht noch nicht fest. Angesichts des engen Terminkalenders der Formel 1, die in dieser Saison erstmals 23 Rennen austragen wollte, ist es wahrscheinlich, dass der Grand Prix ersatzlos gestrichen wird.
Nico Hülkenberg, der einzige deutsche Fahrer im Feld, richtete sich in einer ersten Reaktion ebenfalls an die betroffenen Menschen in der Region. "Das Rennwochenende in Imola wurde leider abgesagt, aber viel wichtiger ist jetzt: Ich hoffe wirklich, dass alle Menschen, die in der Region Emilia-Romagna leben, in den nächsten Tagen sicher sind!", schrieb der 35-Jährige bei Instagram.
Mitarbeiter:innen seines Rennstalls Haas waren wie die der anderen Teams bereits am Dienstag an der Strecke, um die Vorbereitungen auf das Rennwochenende in Angriff zu nehmen. "Viele von unserem Streckenpersonal haben die Auswirkungen der Überschwemmungen mit eigenen Augen gesehen", sagte deshalb Günther Steiner, der Teamchef von Haas.
Ferrari-Fahrer Charles Leclerc, für dessen Team das Rennen ein Heimspiel gewesen wäre, schrieb auf Italienisch an die Menschen in der Region: "Kraft und Mut Euch allen in dieser schwierigen Zeit." Dazu verwies er auf einen Spendenaufruf des Konkurrenzteams Alpha Tauri, das genauso wie Ferrari seine Rennfabrik in der Nähe der Strecke in Imola hat.
Während Ferrari in Maranello produziert, ist der Firmensitz von Alpha Tauri ebenfalls in der Region Emilia-Romagna, nämlich in Faenza, einem der Hotspots der Flutkrise. Das Team zeigte sich "sehr besorgt" angesichts der dramatischen Lage vor Ort. Bislang sei die Teamfabrik jedoch von den Überschwemmungen verschont geblieben, ließ Alpha Tauri verlauten. Man tue nun alles, um den Schutz der Mitarbeiter:innen zu gewährleisten.