Neue Teams in der Formel 1 haben es schwer. Der jüngste Rennstall Haas gilt als lobenswertes Beispiel, dabei hat das Team seit dem Einstieg 2016 noch keinen einzigen Podestplatz – geschweige denn Rennsieg – errungen.
Auch in der Konstrukteurswertung landete Haas bis auf 2018 (Platz 5) immer unter den letzten drei Teams. Die anderen Neueinsteiger der letzten Jahrzehnte existieren unter ihrem ursprünglichen Namen schon gar nicht mehr.
Trotzdem will es Audi versuchen: Ab 2026 wird der deutsche Automobilhersteller in der Formel 1 starten. Wie Projektleiter Adam Baker im Interview mit der "Sport Bild" verrät, haben sich die Bayern trotz allen Widrigkeiten enorme Ziele gesetzt.
In erster Linie geht es der Aktiengesellschaft natürlich darum, die eigene Marke zu verkaufen, darum macht auch Baker keinen Hehl. "Wir wollen zeigen, wofür 'Made in Germany' steht: eine zuverlässige Antriebseinheit auf höchstem Niveau", erklärt er der "Sport Bild".
Doch auch sportlich hat sich Audi die höchsten Ziele gesetzt. "Natürlich steigt eine Marke wie diese nicht in die Formel 1 ein, um hinterherzufahren". Immerhin hat Audi über die Jahre schon reichlich Erfolge im Motorsport gefeiert – unter anderem in der DTM und beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans.
Für das Formel-1-Team heißt das konkret: "Unser Ziel ist es im dritten Jahr vorne mitzufahren", benennt Baker den eigenen Anspruch. Soll heißen: Bis dahin will man um Rennsiege konkurrieren.
Dabei wird schon der Einstieg schwer genug. "Einen Formel-1-Hybridantrieb zu entwickeln, ist die größte Herausforderung, der man sich als Ingenieur und Techniker stellen kann", muss Baker gestehen. Daher werde es "in der ersten Saison darum gehen, dass wir eine möglichst hohe Zuverlässigkeit haben." Und das muss auf Anhieb gelingen, wenn Audi schon 2028 konkurrenzfähig sein will.
Hinzu kommt, dass die anderen Rennställe – die größtenteils schon zuverlässige Motoren haben – bis dahin nicht Däumchen drehen werden. Dessen ist sich Baker bewusst: "Wir sind nicht blauäugig: Wir wissen um die starke Konkurrenz."
Dennoch glaubt er, gegenüber anderen Neueinsteigern einen entscheidenden Vorteil zu haben: "Bei Power Unit und Chassis wird es tiefgreifende Änderungen im technischen Reglement geben. Es ist eine Herausforderung für alle, nicht nur für uns. Das eröffnet uns als Newcomer die Chance, schneller konkurrenzfähig zu sein", erklärt er der "Sport Bild".
Was für den schnellen Erfolg von Audi spricht, ist also der günstige Zeitpunkt. Dadurch, dass bereits mit der Konstruktion der Power Unit begonnen wurde, glaubt Baker "genügend Zeit" zu haben. Dass die in der F1 erfahrenen Schweizer von Sauber ein fertiges Chassis zur Verfügung stellen, dürfte ebenfalls helfen.