Das Rhein-Energie-Stadion in Köln. Wird in den Arenen der Bundesliga wirklich wieder ab dem 9. Mai Fußball gespielt? Viele würden sich freuen, andere zweifeln daran.Bild: imago images/Kirchner-Media / Christopher Neundorf
Bundesliga
Die Bundesliga feilt an einer
schnellen Rückkehr in den Spielbetrieb. In leeren Stadien soll die
Saison zu Ende gespielt werden – und zwar möglichst bis zum 30. Juni. Das ist der Tag des bislang vereinbarten Endes der Spielzeit in fast allen europäischen Topligen.
Vor der nächsten DFL-Mitgliederversammlung am Donnerstag ist der
Optimismus der Verantwortlichen gestiegen, die Saison in absehbarer
Zeit fortsetzen zu können. Die Entscheidung über einen Starttermin
liege "selbstverständlich bei den zuständigen politischen Gremien",
teilte die DFL mit.
Dabei gibt es viele Interessengruppen, die mitreden möchten. Ein Stimmungsbild.
Die Politik
Armin Laschet (l.) und Markus Söder.Bild: www.imago-images.de / Malte Ossowski/SVEN SIMON
Die Ministerpräsidenten Markus Söder (Bayern/CSU)
und Armin Laschet (Nordrhein-Westfalen/CDU) hatten am Montag den 9.
Mai als möglichen Start-Termin in Aussicht gestellt. Das
Bundesinnenministerium widersprach und ist gegen die vorzeitige
Festlegung eines Termins.
Die Sportministerkonferenz sprach von
Mitte/Ende Mai als mögliche Zeitspanne. Einigkeit scheint aber
darüber zu bestehen, dass wieder gespielt werden soll – auch, um der
Bevölkerung ein Stück Normalität wiederzugeben. Dem gegenüber steht
die Kritik, dass der Fußball keine Sonderrolle zugesprochen bekommen
dürfe.
Der Bund Deutscher Fußball-Lehrer
Für den Bund Deutscher
Fußball-Lehrer (BDFL) sind Geisterspiele die absolute Notlösung. "Zu
einem Bundesligaspiel, wie wir es uns vorstellen, gehören Fans. Ohne
diesen äußeren Rahmen gehen alle damit verbundenen Emotionen
verloren", sagt BDFL-Präsident Lutz Hangartner. Eine Fortsetzung der
Bundesliga kommt für ihn nur in Frage, wenn gesundheitliche Risiken
ausgeschlossen werden können. "Ich bin der Auffassung, dass die DFL
in Abstimmung mit den Clubs unter Abwägung aller Sicherheitsaspekte
(...) zu einer einvernehmlichen Entscheidung über die Fortführung der
Spiele kommen wird."
Die Gewerkschaft der Spieler
Für die Spielergewerkschaft VDV steht die
Gesundheit der Profis im Vordergrund. "Die Spieler möchten natürlich
auch, dass der Ball möglichst bald wieder rollen kann", sagt
VDV-Geschäftsführer Ulf Baranowsky der Deutschen Presse-Agentur. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass dies aus medizinischer
Sicht verantwortbar sei. Im Training werde schon jetzt auf Hygiene
und Abstandsregelungen geachtet. "Es gilt das Motto: Torschussübungen
statt Zweikampfschulungen." Die Idee, die Spieler im Falle einer
Saisonfortsetzung zu isolieren, lehnt Baranowsky ab. Die Sportler
stünden einer solchen Maßnahme skeptisch gegenüber, und auch die
Arbeitsverträge würden derartige Quarantäne-Lager nicht vorsehen.
"Die Spieler bezweifeln zudem, dass sich dadurch das Infektionsrisiko
ganz erheblich reduzieren ließe", betont er.
Die Fans
Fans von Borussia Mönchengladbach können immerhin als Pappaufsteller ins Stadion kommen.Bild: imago images/Moritz Müller
Für die Fan-Szene geht es bei der Diskussion um mehr als
leere Stadionränge. Die Organisationen nehmen den Profifußball in die
Pflicht und wollen die näher rückenden Geisterspiele in der
Bundesliga nicht hinnehmen, ohne dass ein Wertewandel eingeleitet
wird. "Wir möchten nicht mehr über Symptome diskutieren, sondern
endlich über die Krankheit und die Wege zur Gesundung des Fußballs
sprechen", fordert die Organisation "Unsere Kurve". Der "neue
Fußball" brauche Visionäre, um eine Balance zwischen wirtschaftlichen
Interessen und gesellschaftlicher Verantwortung herzustellen. Die
Ultras der "Fanszenen Deutschland" haben sich schon vergangene Woche
gegen Spiele ohne Zuschauer ausgesprochen und ebenfalls einen
Kulturwandel gefordert. "Der Profifußball ist längst krank genug und
gehört weiterhin in Quarantäne", heißt es in einer Erklärung.
Die Spielerberater
Auch für die Vereinigung deutscher
Spielervertreter (DFVV) steht die Gesundheit aller Beteiligten im
Vordergrund. Nur wenn diese gewährleistet sei, könne auf
wirtschaftliche Belange Rücksicht genommen werden, sagt
DFVV-Präsident Georg Reiter. Der Fußball müsse mit seiner Disziplin
ein Beispiel für die Gesellschaft sein. "Lockerungen dürfen nicht
dazu führen, dass wir uns in falscher Sicherheit wiegen", betont
Reiter. Es brauche in der momentanen Situation das notwendige
Augenmaß. Dazu zähle auch, die Vereine der unteren Ligen nicht zu
vergessen, "denen Geisterspiele nicht nur nichts bringen, sondern für
sie meiner Meinung nach logistisch gar nicht darstellbar sind".
Die Gewerkschaft der Polizei
Auch das bisher einzige Geisterspiel der Bundesliga zwischen Mönchengladbach und Köln kam nicht ohne Polizei aus.Bild: imago images/Revierfoto
Die Gewerkschaft der Polizei (GDP)
zweifelt am Sinn einer Bundesliga-Fortsetzung während der Epidemie.
"Auch ohne Seuche ist Fußball sehr personalintensiv für die Polizei",
sagt der stellvertretende Bundesvorsitzende Jörg Radek. Es bestehe
die begründete Gefahr, dass Fans sich trotz eines Kontaktverbots vor
den Stadien versammeln, um ihre Mannschaften zu unterstützen.
"Fußballspiele würden dann für die Polizei einen noch höheren
Personalaufwand bedeuten", außerdem bestünde eine erhöhte
Ansteckungsgefahr. Auch Erich Rettinghaus, NRW-Vorsitzender der
Deutschen Polizeigewerkschaft, hält Spiele ohne Zuschauer für
problematisch. "Derartige Veranstaltungen, welche auch mit
gebündelten Anreisen von Fangruppen einhergehen, würden uns schon vor
personelle Herausforderungen stellen", sagt Rettinghaus.
(as/dpa)
Noch am Donnerstag erklärte Julian Nagelsmanns Berater Volker Struth, dass eine Entscheidung um die Zukunft des Bundestrainers "in den nächsten fünf, sechs, sieben" Tagen fallen werde. Gleichzeitig bestätigte er, dass er sich auch in Gesprächen mit Bayern München befinde.