Seit mittlerweile fast zehn Jahren ist Manuel Neuer die unumstrittene Nummer 1 im Tor des FC Bayern und der deutschen Nationalmannschaft. In dieser Zeit hat der heute 34-Jährige das weltweite Torwartspiel revolutioniert und auf ein neues Level gehoben. Torhüter sind nun nicht mehr nur dafür da, Bälle zu halten, sondern sollen sich aktiv am Spielaufbau beteiligen.
In einem Interview mit dem Mitgliedermagazin des FC Bayern "51" sprach der fünfmalige Welttorhüter über seine Geheimnisse und erklärte auch die Gründe für seinen Spielstil. "Der Stürmer ist der erste Verteidiger, heißt es immer – ich finde, der Torwart sollte dann heutzutage auch der erste Angreifer sein."
Und auf die Eins-gegen-Eins-Duelle mit Stürmern wie Cristiano Ronaldo freut sich der gebürtige Gelsenkirchener besonders. "Nicht falsch verstehen: Ich bin nicht scharf auf solche Situationen, ich denke ja in erster Linie an die Mannschaft. Aber wenn ich mich beweisen kann, will ich da sein."
Dabei verrät er, dass es in solchen Duellen immer um Handlungsschnelligkeit und eine gewisse Antizipationsstärke geht, um den Gegner unter Druck zu setzten. "Wenn ich direkt nach der Annahme am Gegner bin, hat er mich oft nicht kommen sehen und kaum Zeit für eine Reaktion. Auf diese Art vereitle ich oft hundertprozentige Torchancen weit im Vorfeld."
Dabei läuft Neuers eigene Gegneranalyse im Vorfeld eines Spiels ähnlich komplex wie für das gesamte Team ab. "Bei einem Samstagspiel beginnen wir unsere Vorbereitung am Donnerstag. Es gibt unter anderem eine Sitzung zu den Standardsituationen und Einzelanalysen mit der Frage, wie sich der oder der Spieler offensiv und defensiv verhält."
Zwar sei es schwierig alles vorauszusagen, doch Neuer betont, dass er "einen richtigen Katalog im Kopf" habe. Dabei geht es vor allem um "das Vorgehen im Eins-gegen-Eins, Eckenvarianten, Freistoßtricks, Flankenverhalten, Elfmeterschützen und dazu die Fähigkeiten aus dem Spiel heraus."
Dabei gebe es keinen Unterschied, ob es gegen unbekannte Teams oder Top-Stars wie Cristiano Ronaldo oder Lionel Messi geht. "Der Unterschied ist, dass ich Cristiano Ronaldo inzwischen aus unseren vielen Duellen besser kenne als viele andere. Ich sage da jetzt nicht: oh, da kommt Ronaldo, ich habe Angst."
Um auch noch weitere Jahre auf dem höchsten Level seine Leistung bringen zu können, achtet Neuer sehr genau auf seine Ernährung. "Da habe ich einen ähnlichen Leitfaden wie Leon Goretzka, glutenfrei unter anderem – ich darf nicht einmal rotes Fleisch essen."
Außerdem lässt sich der Schlussmann von anderen Sportarten wie dem Handball inspirieren. "Es ist interessant, die Winkel zu studieren, die Position des Torhüters, die Beinarbeit – da sieht man laufend interessante Situationen für das Eins-zu-eins-Verhalten."
(lgr)