In England demonstrierten FC Chelsea-Fans gegen die Gründung der Super League.Bild: AP / Matt Dunham
Sport
Die Pläne von zwölf europäischen Fußball-Topclubs für
eine Super League sind zumindest fürs Erste krachend gescheitert. In
der Nacht zum Mittwoch gaben die englischen Teams ihren Rückzug von
dem Vorhaben bekannt – und die Macher wollen das Projekt nun
"überdenken". Das geht aus einer Mitteilung hervor, über die unter
anderem die US-Nachrichtenagentur AP berichtete. "Angesichts der
aktuellen Umstände werden wir die am besten geeigneten Schritte zur
Neugestaltung des Projekts überdenken und dabei stets unser Ziel im
Sinn haben, den Fans die bestmögliche Erfahrung zu ermöglichen und
dabei die Solidaritätszahlungen für die gesamte Fußballgemeinschaft
zu erhöhen", hieß es demnach.
Zuvor hatten sich die Reihen der Rebellen gelichtet. Als erster der
Initiatoren hatte Manchester City am Dienstagabend seine Teilnahme
wieder abgesagt. Dem folgten die anderen fünf englischen Mitgründer
FC Liverpool, Manchester United, FC Arsenal, Tottenham Hotspur und FC
Chelsea. In Spanien sollen laut Medienberichten der FC Barcelona und
Atletico Madrid diesen Schritt gehen wollen.
Der FC Arsenal entschuldigt sich öffentlich für die Super League
"Wir haben einen Fehler gemacht und wir entschuldigen uns dafür",
hieß es in einem Tweet des FC Arsenal. Der FC Chelsea schrieb:
"Nachdem wir uns der Gruppe Ende letzter Woche angeschlossen haben,
hatten wir jetzt Zeit, uns eingehend mit der Angelegenheit zu
befassen und wir haben entschieden, dass unsere fortgesetzte
Teilnahme an diesen Plänen nicht im besten Interesse des Clubs,
unserer Fans und der breiteren Fußballgemeinschaft ist."
Zwölf europäische Spitzenclubs, darunter neben City und Chelsea der
FC Liverpool, Real Madrid und Juventus Turin, hatten in der Nacht zum
Montag die Gründung einer milliardenschweren Super League
angekündigt. Diese stünde in direkter Konkurrenz zur Champions League
der Europäischen Fußball-Union UEFA. Aus der Bundesliga hatte sich
kein Club der Super League angeschlossen, auch Frankreichs
Serienmeister Paris Saint-Germain hatte eine Teilnahme abgelehnt.
Finanziert werden sollte das Projekt durch eine US-Großbank.
In mehreren europäischen Ländern gab es heftige Kritik zur geplanten Liga
In England, der Heimat der Hälfte der zwölf Gründerclubs, drohte
Premierminister Boris Johnson mit scharfen Sanktionen. Er kündigte in
der "Sun" an, dem "lächerlichen" Milliardenprojekt die Rote Karte zu
zeigen. Sein Sportminister Oliver Dowden stellte im Parlament
drastische Ideen vor, um die "Big Six", die englischen
Spitzenvereine, von einer Teilnahme abzuhalten. Sogar Prinz William – Präsident des nationalen Verbandes FA – mischte sich ein.
Auch nationale Verbände und viele andere Clubs kritisierten die Pläne
massiv. Die UEFA um ihren Präsidenten Aleksander Ceferin hatte die
Initiatoren der Super League scharf attackiert und mit harten
Sanktionen gedroht. Die Clubs sollten aus der Champions League
ausgeschlossen werden, ihren Nationalspielern drohte eine Sperre für
die Europameisterschaft im Sommer.
Dem europäischen Club-Fußball drohte eine Schlammschlacht vor
Gericht, möglicherweise schon vor dem Halbfinale der aktuellen
Champions-League-Saison Anfang Mai. Diese Gefahr scheint nun gebannt.
Sowohl Regierungschef Johnson wie auch UEFA-Chef Ceferin begrüßten
die Rückzugspläne der Mitgründer.
(lfr/dpa)
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