Sport
Analyse

DFB-Frauen unter Wück im Wandel – was sich seit der EM verändert hat

Caen, Frankreich 28. Oktober 2025: UEFA Nations League Women - 2025/2026 - Frankreich vs. Deutschland Im Bild: v.li. die Dritte Torsch
Jubel bei Deutschlands Fußballerinnen.Bild: IMAGO/Fotostand
Analyse

DFB-Frauen-Team im Wandel: Was sich seit der EM verändert hat

Die DFB-Frauen stehen im Finale der Nations League – und wirken dabei gefestigter als noch vor ein paar Monaten. Bundestrainer Christian Wück darf endlich auf höchstem Niveau jammern.
29.10.2025, 13:3229.10.2025, 13:32

Seit der Europameisterschaft im Sommer ist bei den DFB-Frauen vieles gleich geblieben. Und doch hat sich Entscheidendes verändert. Einen Beweis dafür lieferte der gestrige Abend in Caen.

Leidenschaft, Mentalität, Kampfgeist – all das, was dieses Team schon bei der EM 2025 ausgezeichnet hat, war wieder da. Deutschlands Fußballerinnen können immer noch ackern, sie sind gallig und kämpfen um jeden Ball.

Unverändert ist auch ihr Faible für Musik. Siege – oder auch ein 2:2, das sich wie einer anfühlte – feiern sie noch immer am liebsten zu Schlagerhits.

Wer Deutschlands Fußballerinnen auf Instagram folgt, konnte nach dem Spiel einen Blick in die Kabine erhaschen. Dort sangen sie: "Wir sagen danke schön" – ein Party-Banger der Kultband Die Flippers.

DFB-Frauen: Das alte Problem mit dem Passspiel

Doch so sehr dieses Team für Leidenschaft und Spaß steht, so zuverlässig schlichen sich auch in beiden Halbfinalspielen gegen Frankreich dieselben Unsauberkeiten ein. "Ich komme immer wieder darauf zurück: Wir müssen uns im Passspiel verbessern", sagte Bundestrainer Christian Wück hinterher.

Und wird dabei wohl an Klara Bühl gedacht haben, die in der eigenen Hälfte einen Pass spielte, der so gar nicht zu ihrem sonstigen Spiel passte – direkt in die Füße der Französin Grace Geyoro. Zum Glück ohne Folgen.

Nicole Anyomi – eine adäquate Alternative zu Lea Schüller

Ansonsten machte die Elf von Wück vieles richtig. Ein schneller Rückstand – wie diesmal nach nur drei Minuten – hätte Deutschland früher leicht aus dem Konzept gebracht. Bei der WM 2023 fehlte es den Fußballerinnen an Resilienz. Unter Wück ist das anders. Er hat sein Team offenbar mental gut eingestellt.

Immerhin reagierte das deutsche Team gefasst. Kein wildes Anrennen, kein Chaos. Stattdessen Geduld und zwei schöne Tore. Eins von Klara Bühl, das andere von Nicole Anyomi.

Caen, Frankreich 28. Oktober 2025: UEFA Nations League Women - 2025/2026 - Frankreich vs. Deutschland Im Bild: Nicole Anyomi Deutschland Stade Michel-d� Ornano *** Caen, France October 28, 2025 UEFA N ...
Bei der EM 2025 noch ausgebootet: Nicole Anyomi.Bild: IMAGO/Fotostand

Für die Stürmerin war es das erste Tor im DFB-Trikot seit zwei Jahren – und einer dieser Momente, die Wück verdeutlichen sollten: Es gibt eine adäquate Alternative zu Lea Schüller.

DFB-Frauen: Wück krempelt den Kader um

Auffällig war, dass Wück in Vorbereitung auf die Spiele gegen Frankreich an seinem System geschraubt hat – nicht radikal, aber clever.

Carlotta Wamser, bei der EM noch Rechtsverteidigerin, rückte nach vorne. Jule Brand, sonst auf dem Flügel, durfte sich im Zentrum austoben. Dort, wo Wück bei der EM die größte spielerische Schwachstelle identifiziert hatte.

28.10.2025, xgrfx, Fussball UEFA Women s Nations League Halbfinale , Frankreich - Deutschland v.l. Jule Brand Deutsche Frauennationalmannschaft, Sakina Karchaoui Frankreich DFL/DFB REGULATIONS PROHIBI ...
Dribbelgöttin: Jule Brand.Bild: IMAGO/Jan Huebner

Der Move ging auf – im Hinspiel besser als im Rückspiel, aber er funktionierte. Ihre Spielweise, manchmal intuitiv, manchmal riskant, ist genau das, was Wück schätzt.

"Sie ist eine Spielerin, die Fußball spielen möchte, ohne große Regeln oder Einschränkungen", sagte er einmal der "Bild am Sonntag". Für ihn ist das keine Gefahr. Er sieht darin einen Wert. "Die Mentalität eines Straßenkickers", sagte Wück, sei "die, die wir sehen wollen".

Feinjustierung statt Baustellenschild

Nach dem Einzug ins Finale der Nations League war Wück hörbar zufrieden. Er sprach seiner Mannschaft ein "großes Kompliment" aus, lobte den "nächsten Entwicklungsschritt". Etwas auszusetzen, hatte er aber trotzdem.

Der Bundestrainer hätte sich in der einen oder anderen Drucksituation mehr Abgebrühtheit gewünscht. Aber das sei "Jammern auf sehr hohem Niveau".

Dass Wück so etwas sagen kann, ist der eigentliche Fortschritt. Vor ein paar Monaten drehte es sich im DFB-Team noch um das große Ganze – um eine fehlende Spielidee, um Defizite in der Ausbildung junger Spielerinnen, um die Frage, wohin sich der deutsche Frauenfußball überhaupt entwickelt.

An diesem Abend aber ging es um Details, um Nuancen – und genau das war neu.

Nach dem 1:0 im Hinspiel und dem besseren Ende in der Gesamtwertung steht die DFB-Elf nun im Finale der Nations League. Dort wartet in einem Monat Europameister Spanien – und man darf gespannt sein, ob Christian Wück auch dann wieder so wenig zu kritisieren hat.

Bayern-Verlängerung von Kompany – das macht er besser als seine Vorgänger
Der FC Bayern München verlängert mit Trainer Vincent Kompany. Das sendet einige Signale, wie Identitäts-, Kultur und Positionierungsexperte Christopher Spall findet, und zeigt, was Kompany besser macht als beispielsweise sein direkter Vorgänger, Thomas Tuchel.
Vincent Kompany sitzt in der Mitte. Zu seiner Linken: Sportvorstand Max Eberl und Vorstandsvorsitzender Jan-Christian Dreesen. Zu seiner Rechten: Sportdirektor Christoph Freund und Präsident Herbert Hainer. Wie eine glückliche Familie präsentierte sich der FC Bayern München am Dienstag.
Zur Story