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Eins haben sie gemeinsam: Warum PSG und Leipzig so unbeliebt sind

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Juan Bernat (l.) oder Dani Olmo (r.)? Paris oder Leipzig? Wer kommt im Duell der Kapitalisten besser davon?Bild: PICTURE POINT/ Sven Sonntag / imago images
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Eins haben sie gemeinsam: Warum PSG und Leipzig so unbeliebt sind

19.08.2020, 13:28
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Paris St. Germain steht im Finale der Champions League. Für den Bundesligisten aus Leipzig war der französische Serien-Meister letzten Endes einfach eine Nummer zu groß. Doch trotz der deutlichen spielerischen Unterschiede haben die beiden Klubs etwas gemeinsam.

Das Halbfinal-Duell zwischen Leipzig und PSG war auch ein Duell zweier neureicher Klubs, die ganz besonders von einem sehr finanzstarken Geldgeber abhängig sind. Beide haben ihre Vereine mit großzügigen Investments mehr oder weniger schnell zum Erfolg geführt. Für Leipzig übernimmt das der österreichische Getränkekonzern Red Bull, der als Gesellschafter mit einem Anteil von 99 Prozent quasi die gesamte Kontrolle über den Verein hat. Für Paris dreht der katarische Geschäftsmann Nasser Ghanim Al-Khelaifi am Geldhahn.

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Nasser Ghanim Al-Khelaifi und Trainer Thomas Tuchel haben mit PSG noch große Pläne.Bild: imago-images / Paul Zimmer

Aus sportlicher Sicht hat es am Dienstagabend die bessere Mannschaft ins Finale geschafft, wie Trainer Julian Nagelsmann nach dem Spiel zugeben musste. Aus Investoren-Sicht hat sich Katar gegen Red Bull durchgesetzt. Die Kritik am Finanzierungskonzept der beiden Vereine ist nicht neu. Schon seit langem werden vor allem in Deutschland Vereine wie RB und PSG kritisiert, die von einer einzigen Privatperson oder eines Konzerns finanziert werden. Zu groß sei die Abhängigkeit vom wirtschaftlichen Erfolg eines Einzelnen. Zu gering das Mitspracherecht der Fans, zu übermächtig die Fokussierung auf Profit.

"Beide Vereine sind aus nachvollziehbaren Gründen unbeliebt"

Von Leipzig- und Paris-Fans werden die Vereine meist mit dem Argument verteidigt, dass die Fußballbranche ohnehin längst zu einer turbokapitalistischen Industrie geworden sei. In einem Business, in dem Spielergehälter in Millionenhöhe zur Selbstverständlichkeit geworden sind, sei das Geschäftsmodell der beiden Klubs nur die logische Konsequenz. Trotzdem wollen sich viele Fans anderer Vereine nicht mit den Entwicklungen zufriedengeben. Paris und Leipzig stehen für diese Fußballbegeisterten symbolhaft dafür, wie monströs der moderne Fußball geworden ist.

Der ehemalige Fußballer und TV-Experte Richard Sadlier fasste nun beim irischen Fernsehsender RTÉ2 dieses Phänomen zusammen und erklärte, warum ausgerechnet die Investoren bei Leipzig und Paris kritisch zu betrachten sind.

"Jeder in Deutschland wünscht sich, dass sie scheitern"
Fußball-Experte Richard Sadlier über RB Leipzigquelle: RTÉ2

Die Vereine seien "aus nachvollziehbaren Gründen" sehr unbeliebt. Leipzig sei von Außen betrachtet zwar eine schöne Erfolgsstory, doch die Art und Weise, wie der schnelle Aufstieg geschafft wurde, sei zu kritisieren, so Sadlier. Leipzig habe die 50+1-Regel umgangen, die vorsieht, dass Investoren nicht die Stimmenmehrheit in den Kapitalgesellschaften deutscher Profifußballvereine erlangen können. Der Verein – und damit die Mitglieder, die in demokratischen Wahlen dessen Vorstand wählen – soll das letzte Wort haben.

Dadurch, dass die Red Bull GmbH fast das gesamte Kapital des Profifußballklubs RB Leipzig stellt, entstehe eine extreme wirtschaftliche Abhängigkeit, so die implizierte Kritik. "Die Wichtigkeit, dass auch die Fans eine Stimme im Klub haben, spielt hier überhaupt keine Rolle", analysiert Sadlier weiter und betont: "Jeder in Deutschland wünscht sich, dass sie scheitern. Denn wenn sie mit dem Modell Erfolg haben, fragt sich jeder: Wer kann ihnen noch folgen?" Zusammenfassend fügt er hinzu: "Es ist im Grunde eine Marketingstrategie für eine Getränkemarke"

Im Fall von PSG ist die Situation zwar etwas anders, doch auch hier kritisiert der ehemalige irische Fußballer die Investoren. Der Geschäftsmann und ehemalige Tennisspieler Nasser Ghanim Al-Khelaifi, der gleichzeitig Präsident des französischen Vereins ist, pflegt gute Beziehungen zur Staatsführung von Katar. Sadlier schlussfolgert daraus, dass der Verein von einem Regime geführt wird, das unter anderem für Folter von Journalisten und der Inhaftierung von Homosexuellen verantwortlich ist.

Aus sportlicher Sicht ist das Erreichen des Champion League-Finales für PSG ein Erfolg, auch wenn die Erwartungen an den Klub wie immer erwartungsgemäß hoch sind. Für den jungen Verein RB Leipzig war das Halbfinale trotz Ausscheiden bisher bereits der größte Erfolg. Aber wer weiß: Wenn das Geld weiterhin fließt, ist beim nächsten Mal vielleicht auch das Finale drin.

(lau)

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