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Fußball-Kolumne

Dynamo Dresden in Berlin: Fanforscher erklärt besonderen Hintergrund

GER, 2.Runde im DFB-Pokal, Hertha BSC VS. Dynamo Dresden / 30.10.2019, OLympiastadion, Berlin, GER, 2.Runde im DFB-Pokal, Hertha BSC VS. Dynamo Dresden, DFL regulations prohibit any use of photographs ...
2019 wurde Dynamo Dresden in der 2. Runde des DFB-Pokals von 30.000 Fans in Berlin unterstützt. Bild: imago images / nordphoto
Fußball-Kolumne

Bundesliga-Trend Fan-Invasionen: "Fast so exklusiv wie ein Titel-Gewinn"

In seiner Kolumne schreibt der Fanforscher Harald Lange exklusiv auf watson über die Dinge, die Fußball-Deutschland aktuell bewegen.
01.11.2025, 09:5801.11.2025, 09:58

Auswärtsfahrer:innen sind das Salz in der Suppe eines jeden Fußballspiels. Über deren Anzahl lassen sich treffende Rückschlüsse auf die Wertigkeit des jeweiligen Spiels ziehen. Je mehr Auswärtsfans, desto bedeutsamer die Partie. Vor allem dann, wenn die Auswärtsfans lange Reisen wie von Hamburg nach München oder von Freiburg nach Berlin auf sich nehmen. Solche Beispiele sagen etwas über wahre Leiden- und Anhängerschaft aus.

Wer ist bereit, seinem Team hinterherzureisen und alle aufkommenden Hürden zu überwinden? Nur um dabei zu sein, wenn in einem 90 Minuten dauernden Spiel über Sieg und Niederlage entschieden wird. Hinter dieser Frage verbirgt sich die Antwort zu den Eckpunkten echter Verbundenheit. Auswärtsfahrer:innen sind ein Indiz für nachhaltige Fankultur.

Zum Stichwort "Fan-Invasionen" fallen zuerst die spektakulären Auftritte der Frankfurter Eintracht in den internationalen Wettbewerben ein. Eintracht-Fans haben hier Maßstäbe gesetzt, die wohl auf absehbare Zeit unerreichbar bleiben werden. Im April 2022 verwandelten die SGE-Fans das altehrwürdige Camp Nou in Barcelona im Handstreich in ein zweites Waldstadion. 30.000 Fans organisierten sich auf zum Teil spektakulären Umwegen Karten für dieses Spitzenspiel, das die Eintracht auch dank der Unterstützung ihrer Auswärtsfahrer:innen für sich entscheiden konnte.

Fanforscher Harald Lange.
Fanforscher und watson-Kolumnist Harald LangeBild: Uni Würzburg
Über den Autor

Harald Lange ist seit 2009 Professor für Sportwissenschaft an der Universität Würzburg. Er leitet den Projektzusammenhang "Fan- und Fußballforschung" und gilt als einer der bekanntesten Sportforscher in Deutschland. Lange schreibt und spricht täglich über Fußball, auch in seinem Seminar "Welchen Fußball wollen wir?"

Im Europa-League-Finale 2022 setzten die Fans noch einen drauf: 50.000 Frankfurter:innen waren mit nach Sevilla gereist, obwohl nicht alle ein Ticket hatten. Nur, um dabei sein zu können, als die Hessen gegen die Glasgow Rangers den Titel holten.

Wer dabei war, hatte Glück. Dieses Erlebnis ist nicht nur unbezahlbar, sondern definitiv auch nicht wiederholbar. Etwas Einzigartiges. Beinahe so exklusiv wie der Titelgewinn an sich. Aus all den Strapazen der Anreise wird im Moment des Erfolges ein gigantisches Gemeinschaftserlebnis.

Dresden in Berlin: Stimmungsvoll unter den Augen der Polizei

Etwas, das es in dieser Form ganz offensichtlich nur in den Sphären der romantisch verklärten Fankultur zu geben scheint.

Daher ist es nicht verwunderlich, dass sich dieser Trend in der ersten und zweiten Bundesliga immer weiter durchsetzt.

Genau deshalb rangiert die TSG Hoffenheim in der aktuellen Tabelle der Auswärtsfahrer:innen der ersten drei Ligen in Deutschland mit durchschnittlich 975 Auswärtsfahrer:innen als letzter Bundesligist auf Platz 45. Direkt hinter Lokomotive Leipzig (44.) aus der Regionalliga Nordost.

Spitzenreiter in dieser Tabelle ist derzeit der 1. FC Köln, der zu jedem Auswärtsspiel im Schnitt 7280 Fans mitbringt und vom Hamburger SV (7250), den Bayern (6875) und Eintracht Frankfurt (6825) verfolgt wird. Auf Platz sieben rangieren die Schalker, die diesen Titel in den letzten Jahren als Zweitligist mehrmals hintereinander gewinnen konnten.

Als Schalke im März 2025 bei Hertha BSC spielte, begleiteten rund 25.000 Fans die Mannschaft nach Berlin. Dabei entstanden Bilder, die noch heute nachwirken und an internationale Großereignisse erinnern – und das bei einem Spiel in der 2. Liga. Auch an diesem Wochenende ist Berlin erneut Blickpunkt.

Mit 74.000 Zuschauer:innen ist das Olympiastadion beim Zweitliga-Spiel zwischen Hertha und Dynamo Dresden ausverkauft. Dabei werden ebenfalls mindestens 25.000 Fans der Sachsen erwartet. Obwohl nur ein Kontingent von 11.000 Tickets für Auswärtsfans erhältlich war, haben sich die Dynamo-Anhänger:innen über Umwege Karten für den Heimbereich besorgt.

Schon beim letzten Duell 2019 verwandelten die Dresden-Fans das Auswärtsspiel zu einem Heimspiel.

Die Polizei blickt auf dieses Vorgehen mit Sorge, über 1000 Beamt:innen sollen im Einsatz sein. Ohne konkrete Fantrennung werden solche Spiele für die Polizei zur absoluten Belastungsprobe.

Hertha machte bereits deutlich, dass keine Zuschauer:innen mit Dynamo-Symbolen auf die Ränge gelassen werden, wo Berliner Fans das Spiel schauen wollen. Es wird keinen neutralen Fan-Bereich geben.

Wir werden die Zahlen der Auswärtsfahrer:innen auch in dieser Saison im Blick behalten, denn sie sind das zentrale Kennzeichen für die Fanverbundenheit der Klubs und die Qualität der Liga. Der Bundesligafußball unterhält und bewegt vorzüglich.

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