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Bayern: Experte erklärt, warum der Münchener Klub Millionen Euro verliert

"Bin ich schon drin?" – Thomas Müller ist der derzeit meistgesuchte Bayern-Profi auf Google. Doch der FCB hinkt hinterher, was die Auffindbarkeit in der Suchmaschine angeht.
"Bin ich schon drin?" – Thomas Müller ist der derzeit meistgesuchte Bayern-Profi auf Google. Doch der FCB hinkt hinterher, was die Auffindbarkeit in der Suchmaschine angeht.Bild: imago images / Sven Simon
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Experten erklären, wo dem FC Bayern Millionen Euro verloren gehen

26.11.2019, 09:1626.11.2019, 13:24
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Hast du schon mal den Namen eines Spielers des FC Bayern München in eine Suchmaschine eingegeben? Bestimmt. Wenn du nach Thomas Müller googelst, ploppen zum Beispiel sein Wikipedia-Eintrag und die offizielle Webseite des ehemaligen Nationalspielers auf. Da lässt der FC Bayern erhebliches Umsatzpotenzial ungenutzt.

Jeder Klick ist nämlich Geld wert. Je mehr Fans bei Google nach einem Spieler suchen, desto mehr können Vereine verdienen. Längst sind Trikot-Sponsoren und TV-Gelder nicht mehr die einzigen Einnahmequellen der Fußballklubs. Im Internet, auf sozialen Plattformen oder bei Google gibt es zahlreiche neue Verdienstmöglichkeiten für die Klubs. Der FC Bayern München gehört nicht nur sportlich, sondern auch finanziell zur Weltspitze – doch der Liga-Primus hinkt in diesem Internet-Business noch immer hinterher.

Das erklären zumindest die Experten der Online-Agentur "Web-Netz Sports", die sich mit der digitalen Reichweiten-Steigerung von Vereinen, Verbänden und Unternehmen der Sport-Branche befassen.

FC Bayern nutzt die eigene Popularität nicht

Felix Benckendorff leitet "Web-Netz Sports" und erklärt im Gespräch mit watson, dass die Vereine die Nachfrage der Fans im Internet oft nicht optimal nutzen: "Wer bei Google nicht auf Seite eins der Suchergebnisse möglichst weit oben erscheint, droht, gar nicht wahrgenommen zu werden."

Der Online-Marketing-Experte erklärt weiter: "In der Online-Welt kommt es für die Klubs darauf an, das große Suchanfragenvolumen der Fans auf die Klub-Webseiten zu lotsen." Das gelinge selbst dem Branchenprimus vom FC Bayern München nicht. Der Rekordmeister erzeuge zwar das größte Suchanfrageninteresse der deutschen Bundesliga-Klubs bei Google, könne aber bei der Auffindbarkeit der eigenen Spieler nicht überzeugen.

Thomas Müller ist der meistgesuchte Spieler

Für watson untersuchte "Web-Netz Sports" die zehn am häufigsten gesuchten Spieler von Bayern München, Borussia Dortmund und dem derzeitigen Bundesliga-Spitzenreiter Borussia Mönchengladbach auf Google zwischen August und Oktober. Thomas Müller führt das Ranking mit einem Suchvolumen von 364.000 an. Dahinter folgen Manuel Neuer (274.000), Serge Gnabry (258.000), Marco Reus (255.000) und Mario Götze (238.000). Zum Vergleich für den krassen Vorsprung der zwei Klubs: Der meistgesuchte Gladbacher war Marcus Thuram mit einem Suchvolumen von lediglich knapp 38.000 in den drei Monaten. Bayern-Neuzugang Philippe Coutinho wurde noch im August von den Bundesliga-Fans mit Abstand am häufigsten gegoogelt, aber steht im Drei-Monats-Ranking insgesamt nur noch auf Platz sieben mit einem Volumen von 195.000.

Online-Marketing-Experte Benckendorff erklärt: "Fakt ist: Die Fans suchen nach ihren Spielern bei Google in großen Scharen nach Informationen. Und es ist nun einmal so, dass User bei Google in 99 Prozent der Fälle nur Seite eins anklicken, und da auch verstärkt die oberen Nennungen", sagt Benckendorff.

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Das große Geschäft wandert auch im Fußball schon länger von den Einkaufspassagen ins Internet.Bild: imago images / Joko

Laut einer Studie von "Sistrix" klicken fast 60 Prozent der Leute bei Google den ersten Treffer an und nur noch 15 Prozent der Suchenden auf den zweitplatzierten Link. Benckendorff sagt: "Die meisten Klubs schaffen es nicht, bei Google auf Seite eins zu ihren Spielern gefunden zu werden." Das gelte sowohl für den FC Bayern als auch für den BVB oder Borussia Mönchengladbach.

Am Beispiel des meistgesuchten Thomas Müller zeigt sich dies ganz gut, wie eine Analyse von "Web-Netz Sports" zeigt: "Die Spielerseite von Thomas Müller rankt erst im Niemandsland", erklärt Benckendorff. Bedeutet: Wenn man Thomas Müller googelt, muss man bis zu 26. Suchergebnis scrollen, bis man auf das Spielerprofil auf der Vereins-Homepage landet. Der Klub verpasst es dadurch, mit den Fans von Thomas Müller in Kontakt zu treten und diese zur eigenen Monetarisierung zu nutzen.

Klubs wollen unter anderem Trikots verkaufen

In der Branche heißt das Zauberwort "Monetarisierungspotenzial". Also: Wie die hohe Nachfrage nach den eigenen Spielern zu Geld gemacht werden kann. So sprechen die Macher von "Web-Netz Sports" etwa davon, dass jeder Fan, der nach einem Spieler sucht, auch mit den Fanartikeln des Klubs in Berührung kommen und diese angezeigt bekommen sollte, wo er ein Trikot seines gesuchten Stars kaufen kann. Das geschieht aber nicht, wenn der Fan, der nach Thomas Müller sucht, bei "Transfermarkt" oder Wikipedia landet.

Der FC Bayern verliert dadurch die Möglichkeit, Millionen-Summen einzunehmen, erklärt Friedhelm Mienert, PR-Experte von "Web-Netz": "Legt man das Beispiel des Suchanfragenvolumens von Fans für Thomas Müller in Höhe von zirka 200.000 im Monat Oktober bei Google zugrunde, und geht davon aus, dass davon 20 Prozent klicken, ergibt das 40.000 Klicks auf der Webseite. Geht man weiter davon aus, dass davon zehn Prozent im Shop landen, also 4.000, und drei Prozent davon kaufen ein Trikot, das rund 100 Euro kostet, kommen wir auf 12.000 Euro pro Monat", so Mienert. Hochgerechnet auf eine Saison ergibt das alleine für Thomas Müller 144.000 Euro Monetarisierungspotenzial durch Trikots im Jahr – von Möglichkeiten wie Sponsoringaktionen ganz abgesehen. Das ist aber nur ein Spieler von vielen namhaften Superstars aus dem Kader – das verschenkte Potenzial ist also um ein Vielfaches höher.

Juventus und Ronaldo zeigen, wie es läuft

Das prominenteste internationale Beispiel ist Superstar Cristiano Ronaldo, der den Social-Media-Kanälen seines neuen Klubs Juventus Turin im Sommer 2018 einen Zuwachs von drei Millionen Usern bescherte – und allein am Tag der Verkündung des Transfers von Madrid nach Turin laut "Yahoo Sport Italy" über 500.000 Trikotverkäufe bei Juventus Turin mit einem geschätzten Umsatz von 50 bis 75 Millionen Euro erzeugte.

Juventus ist laut "Web-Netz" mit einem monatlichen Suchvolumen von 1,2 Millionen der zweitmeistgesuchte Klub Europas – hinter Paris St. Germain (1,8 Mio.) und noch vor Real Madrid (699.000) sowie dem FC Bayern (671.150). Alleine Cristiano Ronaldo hat ein Volumen von knapp 550.000.

CR7-Hype: Diese stolzen Juventus-Fans kauften sich unmittelbar nach dem Ronaldo-Transfer ein Trikot mit der Nummer sieben.
CR7-Hype: Diese stolzen Juventus-Fans kauften sich unmittelbar nach dem Ronaldo-Transfer ein Trikot mit der Nummer sieben. bild: imago images/independent photo agency

Für Felix Benckendorff sind die Zahlen eng verbunden: "Zu diesen kolportierten 500.000 Juve-Trikotverkäufen passt das von uns ermittelte Suchanfragevolumen der CR7-Fans in Höhe von durchschnittlich etwa 550.000 monatlich in Italien", sagt Benckendorff und betont: "Diese Zahlen-Nähe untermauert die Hypothese, dass das Suchanfragenvolumen mehr als ein Fingerzeig in Richtung Monetarisierungspotenzial darstellt."

Benckendorff relativiert: "Fakt ist aber auch, dass die Suchanfrage 'Cristiano Ronaldo' bei Google nicht auf die Webseite von Juventus Turin führt! Der Trikotumsatz ist also sogar ohne Online-Marketing gelungen", und dadurch sei zu erahnen, "wie groß das Potenzial noch ist, wenn es Juve auch noch gelingen würde, die Suchanfragen auf Ronaldos Spielerprofilseite auf der Juve-Webseite zu lotsen." Bei etwa 550.000 Suchanfragen monatlich, geht es dabei um viel Umsatz.

Ein Potenzial, das auch den deutschen Rekordmeister interessieren dürfte. Wenn dir bei der nächsten Google-Suche nach Thomas Müller ganz oben in der Ergebnisliste der Shop des FC Bayern angezeigt wird, dann wissen wir, dass der Klub jetzt auch im Internet-Business zur Weltspitze gehört.

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