
Trost für Neymar: Hansi Flick und vor allem David Alaba kümmerten sich nach dem Schlusspfiff um den am Boden zerstörten PSG-Star.Bild: reuters / POOL
Fußball
Neymar weinte und kaum einer konnte ihn trösten.
Neymar war einfach am Boden zerstört. "Ich habe den guten Kampf
gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten",
schrieb der Brasilianer dann in der Nacht auf Montag bei Instagram.
Dazu ein Foto, die Hand vor den verweinten Augen, der Kopf gesenkt.
Der Traum vom Champions-League-Titel, zerstört durch den FC Bayern
München, der das Finale am Sonntagabend in Lissabon mit 1:0 (0:0)
gewann.
Die Trauer bei Neymar war groß, das war schon gleich nach Abpfiff für die ganze Welt sichtbar geworden. Doch die Bayern zeigten Größe. Nicht nur, dass Hansi Flick quasi zu jedem PSG-Spieler ging nach dem Schlusspfiff.
David Alaba blieb sogar minutenlang bei Paris-Superstar Neymar stehen, umarmte ihn innig und fest, versuchte, Trost zu spenden in der für ihn persönlich wohl schönsten Minute seiner Karriere, die gleichzeitig für Neymar einer der bittersten Momente war. Für die Franzosen war die Umarmung natürlich trotzdem nur ein kleiner Trost.

David Alaba umarmte Neymar lange.Bild: / imago images
Tuchel: "Es ist das schlimmste Gefühl, zu verlieren"
"Untröstlich", schrieb die französische Sportzeitung "L'Équipe"
am Montag in großen Lettern über ein Titelbild mit Neymar und
kommentierte "Bonjour Tristesse". In Paris kam es nach der Niederlage
zu Ausschreitungen, die Polizei nahm 22 Menschen fest.
Wieder wurde es nichts mit dem großen, praktisch aber auch
einzigen Ziel des Hauptstadtclubs mit den reichen Geldgebern aus
Katar. "Es ist das schlimmste Gefühl, zu verlieren", räumte Trainer
Thomas Tuchel ein. "Vielleicht hat uns ein bisschen das Glück
gefehlt."
Der 46-Jährige war nach dem Abpfiff mit seinen Krücken auf den
Platz gehumpelt, hatte dort auch mit Uli Hoeneß gesprochen. Er habe
ihm gratuliert, berichtete Tuchel: "Es ist absolut beeindruckend, was
er gemeinsam mit Karl-Heinz-Rummenigge erschaffen hat und wie der FC
Bayern im Moment da steht. Im Moment sind sie auf dem Weg zu einem
der größten Clubs in Europa und der Welt."
"Wir werden jetzt Gespräche führen, wie wir die Mannschaft wieder aufbauen"
Das würden die PSG-Besitzer nur allzugern auch über ihren Verein
sagen. Das erstmalige Erreichen des Finales der europäischen
Königsklasse wird ihnen nicht genügen. "Natürlich sind wir traurig",
sagte PSG-Präsident Nasser Al-Khelaïfi. "Wir werden daran arbeiten,
diese Champions League zu gewinnen, wir waren nah dran und nach
diesem Abend glauben wir noch mehr daran als vorher."
Mit welchem Kader und mit welchen möglichen weiteren Superstars
Tuchel kommende Saison arbeiten und den nächsten Versuch starten
wird, dürfte sich bald zeigen. "Wir werden jetzt Gespräche führen,
nicht über meine Verlängerung, sondern Gespräche, wie wir die
Mannschaft wieder neu aufbauen und weiter verstärken müssen",
erklärte Tuchel: "Denn wir brauchen neue Energie, wir brauchen neue
Qualität, um unser Niveau zu halten und um allen ganz klar die
Perspektive aufzuzeigen, dass wir nicht nachlassen, dass wir weiter
nach vorn gehen und dass das, was wir uns aufgebaut haben, erst der
Anfang ist und nicht bereits der Höhepunkt."
Das könnte auch Neymar wieder aufbauen. Der 28 Jahre alte
Brasilianer litt wie kein Zweiter. Das Abklatschen mit Tuchel, der
die schmerzvolle Niederlage sportlich souverän, mit Würde und
fachlich sachlich akzeptierte - Neymar schien es einfach nur über
sich ergehen zu lassen. 2015 hatte er noch zu seinen Zeiten beim FC
Barcelona den Pott für den Champions-League-Sieger zuletzt richtig in
den Händen halten dürfen. Diesmal war nicht mehr als ein kurzes
Tätscheln voller Sehnsucht beim "verpassten historischen Rendezvous
von PSG" ("Le Monde") drin.
(hau/dpa)
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