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Super League: Wie die gescheiterte Idee die Uefa und den DFB verändern kann

Real Madrids Präsidents Florentino Perez ist eine treibende Kraft hinter der Super League.
Real Madrids Präsidents Florentino Perez ist eine treibende Kraft hinter der Super League.bild: IMAGO / ZUMA Wire
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Super League: Wie die gescheiterte Idee nachhaltig den Fußball und die Uefa verändern kann

In seiner wöchentlichen Kolumne schreibt der Fanforscher Harald Lange exklusiv auf watson über die Dinge, die Fußball-Deutschland aktuell bewegen.
16.07.2022, 13:1028.01.2023, 09:33
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Es würde dem Fußball ausgesprochen guttun, wenn das Monopol der großen Verbände Fifa und Uefa gekippt wird. Gleichzeitig wäre es aber auch wichtig, dass der Fußball vor neuen Modellen des Kommerz, zum Beispiel der Einführung einer neuen Super–League, geschützt werden kann.

Die Lösung der anstehenden Problemlage ist im Grunde einfach, auch wenn es sich um eine nur schwer vorstellbare Idee handelt: Die nationalen und internationalen Fußballbosse und deren Verbände müssen sich reformieren, demokratischer werden und in all ihren Entscheidungen schonungslos nachweisen, dass sie zuallererst im Interesse ihrer Basis und zum Wohl des Sports handeln.

"Wir haben in unserer großen DFB-Basis-Studie festgestellt, dass die Fußballbasis ihren Top-Funktionären nicht mehr traut."

Gerade in den letzten Tagen wurden wieder seitenweise Floskeln und inhaltsleere Phrasen zu den vermeintlichen ideellen Werten des Sports vorgetragen und wir alle fragen uns: Meinen die das wirklich so? Oder geht es immer nur ums Geld?

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Über den Autor
Harald Lange ist seit 2009 Professor für Sportwissenschaft an der Universität Würzburg. Er leitet den Projektzusammenhang "Fan- und Fußballforschung" und gilt als einer der bekanntesten Sportforscher in Deutschland. Der 53-Jährige schreibt und spricht täglich über Fußball, auch in seinem Seminar "Welchen Fußball wollen wir?"

Uefa und Super-League-Gründer duellieren sich vor Gericht

Wir erinnern uns an den die Protestwelle, die die Ankündigung einiger großer europäischer Fußballklubs um den FC Barcelona, Juventus Turin und Real Madrid im vergangenen Jahr ausgelöst hat. Der Plan, eine Super League gründen zu wollen, war bereits nach wenigen Tagen des Protests Geschichte und die mächtige Uefa verhängte drakonische Strafen über die "abtrünnigen" Verein und drohte mit Sanktionen, die bis hin zum Ausschluss aus der Champions League gingen.

Seither ist es in der Öffentlichkeit ruhig geworden. Das Säbelrasseln zwischen den Uefa–Bossen und einigen der Gründungsmitglieder dieser Super League findet hinter den Kulissen und inzwischen vor Gericht statt. Nachdem Richter in Madrid bereits festgestellt hatten, dass die Uefa das Kartellrecht unterlaufe, liegt der Fall nun beim Europäischen Gerichtshof in Luxemburg. Dort fanden am Montag und Dienstag die ersten Anhörungen statt und die Richter erklärten, dass sie Ihr Gutachten zu diesem emotional aufgeladenen Fall Mitte Dezember vorlegen werden. Das Urteil wird Anfang 2023 erwartet.

Die Sachlage ist schwierig, denn formal gesehen hat die Uefa ein Monopol auf die Veranstaltung und Vermarktung des Berufsfußballs in Europa. Sie pflegt dieses Monopol so selbstbewusst und nachhaltig, sodass sie all denjenigen, die es umgehen und unterlaufen wollen, ganz unverhohlen und offen droht. Dabei ist es – rein wirtschaftlich gesehen – notwendig, solche Monopole zu brechen und Alternativen zuzulassen.

DFB-Chef Neuendorf stellt sich auf die Seite der Uefa

Damit wären wir beim Kern der Problemlage angekommen: Handelt es sich beim internationalen Fußball eher um ein Sport- oder um eine Wirtschaftsstruktur? Geht es der Uefa zuerst um die Förderung und Entwicklung des Fußballs auf allen Niveaustufen in ganz Europa? Oder aber nur um den Profit? Woran könnten wir erkennen, dass die Uefa auch wirklich den Breitensport, Amateurfußball und die Pädagogik des Spiels pflegt und fördert? Woran erkennen wir, dass sie das Allgemeinwohl im Blick hat und nicht zuerst ans Geldverdienen denkt?

Aktuell tingeln führende Verbandsbosse durch die Länder und Medien, um auf die besondere ideelle Wertschöpfung des europäischen Spitzenfußballs und seiner Uefa zu verweisen. Auch DFB-Chef Bernd Neuendorf hat sich in dieser Sache pünktlich zum Beginn der Anhörung beim Europäischen Gerichtshof in der "Welt am Sonntag" über die vermeintliche Kraft des Fußballs schwadroniert.

Er untermalt die These, dass der Fußball wichtig für die Gesellschaft sei. Auch wenn ich nicht alles glaube, gefallen mir viele seiner Sätze wie: "Es geht darum, ob der Sport künftig – wie bisher – dem Allgemeinwohl dienen soll oder den Interessen weniger."

Fußball-Basis hat kein Vertrauen in den DFB

Die Angst vor der Macht der Initiatoren einer Fußball-Super-League katapultiert plötzlich wieder genau das ins Bewusstsein der Top-Funktionäre, um das es ihnen eigentlich gehen soll: die Basis. Der DFB muss sich für die Interessen und Bedürfnisse seiner sieben Millionen Mitglieder in den 25.000 Vereinen engagieren. Genau die haben der DFB Führung und dem Führungszirkel der Landesfürsten im Februar dieses Jahres ein vernichtendes Urteil ausgestellt.

Wir haben in unserer großen DFB-Basis-Studie festgestellt, dass die Fußballbasis ihren Top-Funktionären nicht mehr traut und dass sie gerade auf der Wertebene ein Totalversagen feststellt. Nach dem Motto: "Den Top-Funktionären geht es nur noch um Macht und Geld."

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