Über die Weihnachtsfeier der eigenen Firma gibt es nur zwei Meinungen: Die einen Menschen lieben sie wie ein Tor in der Nachspielzeit. Die anderen fürchten sie wie Torjäger Robert Lewandowski. Das liegt wohl daran, dass die Fete zum Jahresende mit den Kollegen ein extremes Eskalationspotenzial birgt.
Auf so einer Weihnachtsfeier kann man seine Karriere durch geschickte Charmeoffensiven nach vorne bringen – oder durch einen Alkoholexzess für immer vernichten. Zwischen Besinnlichkeit und Besinnungslosigkeit verläuft nur ein schmaler Grat.
Bei Profifußballern ist das nicht anders. Sind ja auch nur Menschen. Menschen, die ziemlich auf die Kacke hauen.
Man könnte meinen, dass die Weihnachtsfeier inklusive peinlicher Momente eine deutsche Erfindung sei, doch auch im europäischen Ausland wird sie zelebriert. Ein aktuelles Beispiel kommt aus Spanien: Da feierte Real Madrid in diesem Jahr eine Weihnachtsfeier mit lauter Päckchen, die nur das Ziel hatten, die Beschenkten zu erniedrigen.
Wie die Real-nahe Zeitung "Marca" berichtet, gab es beim königlichen Weihnachtswichteln einige lustige Geschenke: Der Ex-Frankfurter Luka Jovic, der erst im Sommer aus der Bundesliga von Eintracht Frankfurt nach Spanien wechselte, soll demnach ein Spanisch-Wörterbuch erhalten haben, weil er die Sprache nicht spricht. Rechtsaußen Lucas Vasquez durfte sich über Hanteln freuen – mit denen er sich im Fitnessraum verletzt hatte.
Den Vogel schoss aber ein anderer Star ab: Dem Bericht nach soll Gareth Bale von seinem brasilianischen Mitspieler Marcelo einen Golfschläger erhalten haben. Der Waliser gilt bei seinen Mitspielern sowie den Real-Fans als umstritten und hat den Ruf weg, dass er lieber Golfen geht, statt bei Team-Aktivitäten zu erscheinen. Ihm scheint das alles egal zu sein: Vor einigen Wochen hielt er beim Spiel seiner Nationalmannschaft eine Fahne eines Fans mit folgender Aufschrift hoch: "Wales. Golf. Madrid. In that order".
Dank Alfred Finnbogason konnte der FC Augsburg im Dezember 2017 so gerade noch eine Heimniederlage gegen den SC Freiburg abwenden. Der Isländer traf in der Schlussminute zum 3:3-Ausgleich und sorgte für einen versöhnlichen Hinrundenabschluss.
Danach feierten die Augsburger die verrückteste Weihnachtsfeier der Liga. Alle Spieler und das Trainerteam kamen verkleidet. Das Motto lautete: Helden der Kindheit.
Schlagerstar Roberto Blanco ist auf Schalke zu Gast. Die Stimmung ist prächtig. Zu prächtig. Im Überschwang der Begeisterung erhöht der königsblaue Schalke-Manager Günter Siebert die Gage von Blanco kurzerhand um 5000 D-Mark (etwa 2500 Euro).
Das ist seine letzte Amtshandlung. Stimmungstechnisch immer noch gelenkt von Blanco und dem Alkohol, bietet Ex-Präsident Siebert dem Vorstand übermütig seinen Rücktritt an. Der nimmt an. Als Präsident aber kehrt Siebert noch zwei Mal (1978 und 1987) zurück.
Eine höchst kaiserliche Einlage ist praktisch der Vater aller Weihnachtsverfehlungen. Heidrun Burmester, die damalige Sekretärin des FC Bayern, ist neun Monate später Mutter – weil Franz Beckenbauer wieder mal zugeschlagen hat.
Im gestandenen Alter von 54 Jahren sorgt die Lichtgestalt des deutschen Fußballs offiziell zum vierten Mal für Nachwuchs. Sein entwaffnender Kommentar zum feierlichen Stelldichein: "Der liebe Gott mag jedes Kind."
Gefesselt haben kann Heinz-Jürgen Gosda die Mannschaft des LR Ahlen mit seiner Weihnachtsansprache 2002 nicht sonderlich. Der Zweite Vorsitzende des Zweitligisten muss registrieren, dass alle Spieler nach seiner Rede aufstehen und gehen.
Die Routiniers Marc Arnold und Marcus Feinbier büßen die mannschaftliche Geschlossenheit. Arnold wird fristlos gekündigt. Feinbier wird "nur" vorläufig aus dem Kader gestrichen, spielt die Saison aber zu Ende.
Etwas mehr als fünf Monate trainiert Werner Kasper den Regionalligisten Wuppertaler SV – nach der Weihnachtsfeier nicht mehr. Um 22.15 Uhr – vorbildlich nüchtern – nach Hause zu gehen, interpretiert WSV-Boss Friedhelm Runge als alles andere als "grenzenlose Identifikation" mit dem ehemaligen Uefa-Pokal-Starter.
Dass Kasper mit der Mannschaft davor von sechs Spielen nur eines verloren hat, spielt keine Rolle. Am 19. Dezember 2004 ist der Coach arbeitslos...
"Wenn ich zu einer Weihnachtsfeier gehe, trage ich Sakko, Hemd und Krawatte", sagte Bayern-Präsident Franz Beckenbauer, der das Outfit von Stefan Effenberg damals "nicht glücklich" fand. Stein des Anstoßes: Der "Tiger", damals Kapitän, trug zur vereinsinternen Weihnachtsfeier Cowboystiefel und rote Lederhose.
Effenberg meinte daraufhin in der Boulevardpresse: "Ich trete so auf, wie ich es für richtig halte. Wenn das einem nicht passt, dann ist mir das scheißegal." Der Mittelfeldregisseur hatte bei der Feier auch eine Rede gehalten und darin über Beckenbauer und Bayerns Ex-Ministerpräsident Edmund Stoiber gelästert.
Nach so vielen Peinlichkeiten will man fast auf keine Weihnachstparty mehr gehen. Überall lauern Fettnäpfchen. Die beste Feier ist dementsprechend keine Feier. So wie es beim Hamburger SV nach dem Abstieg in Liga zwei im Jahr 2018 der Fall ist.
Der Finanzvorstand Frank Wettstein hatte die HSV-Weihnachtsfeier gestrichen, denn beim Ex-Dino muss nach dem Abstieg in die zweite Liga kräftig gespart werden. Wer wollte, konnte zu einem freiwilligen Beisammensein auf dem Weihnachtsmarkt kommen. (bild.de)
(as/bn)