Im Oktober 2015 hat Jürgen Klopp als Trainer beim FC Liverpool angeheuert. Der Traditionsklub hechelte seinen großen Ansprüchen seinerzeit meilenweit hinterher. Mit dem deutschen Coach aber fand der LFC zurück in die Erfolgsspur, gewann unter anderem die Champions League sowie die Premier League.
Der 56-Jährige begeisterte die Fangemeinschaft dabei nicht nur mit sportlichen Erfolgen und tollem Fußball, sondern auch mit seiner menschlichen, stets authentischen Art. Entsprechend emotional fiel der Sonntag aus, als Klopp zum letzten Mal als Trainer des FC Liverpool an der Seitenlinie stand.
Die Reds setzten sich mit 2:0 gegen die Wolverhampton Wanderers durch, rein sportlich war es für den deutschen Übungsleiter also ein gelungener Abschied. Die Fans bereiteten ihm ebenfalls einen würdigen Rahmen: Sie empfingen ihn mit einer Choreo, besangen ihn später.
Nach dem Schlusspfiff standen Spieler und Vereinsmitarbeitende Spalier, Klopp richtete in der Folge noch ein paar Worte an Profis und Fans. Es war ein emotionaler Abschied, für den Trainer selbst aber nicht das einzige emotionale Erlebnis in dieser Woche.
Denn der FC Liverpool hat auf Youtube nun ein Video hochgeladen, in dem Klopp sich einer Flut an Fanpost annimmt. Aufgenommen wurde dies offenbar kurz vor seinem abschließenden Auftritt gegen Wolverhamtpon.
"Ich muss die Gelegenheit nutzen, um mich zu entschuldigen. Wenn ich auch nur ein Prozent dessen beantworte, was ich in den letzten zwei Monaten erhalten habe, sitze ich hier bis 2028", stieg der 56-Jährige direkt mit einer Entschuldigung ins Video ein: "Ich versuche, alles zu lesen, aber es ist schwierig."
Es folgen zehn Minuten, in denen Klopp Briefe von Fans unterschiedlicher Altersklassen vorliest, selbstgezeichnete Bilder voller Freude in die Kamera streckt und begeistert eine Spieluhr auspackt. Sie soll einen Platz in seinem Trophäenraum erhalten.
Das emotionale Highlight findet sich am Ende, als der Deutsche den Brief von LFC-Fan Molly Gardner öffnet. Sie berichtet in ihrem Schreiben vom Kampf gegen die Pankreatitis, also der potentiell lebensgefährlichen Entzündung der Bauchspeicheldrüse. "Es war die schrecklichste Zeit meines Lebens. Ich dachte, ich würde sterben", schrieb sie.
Die Liverpool-Anhängerin aber kämpfte, ist mittlerweile wieder zuhause. "Ein Teil deines Vermächtnisses ist mehr als Fußball", richtete Molly Gardner ihre Worte direkt an Klopp: "Du hast uns die Bedeutung des Glaubens gelehrt. Dass man es schaffen kann, wenn man hart genug kämpft. Das ist das, was du mir und Tausenden anderen gegeben hast, Jürgen."
Diese rührenden Zeilen gingen dem Deutschen sichtlich nahe. Er musste sich Tränen aus dem Gesicht wischen, rang anschließend um die richtigen Worte.
"Ich lese und glaube es, wenn Menschen das schreiben", sagte Klopp schließlich. "Aber wie kann ich das sein? Ich meine ...", blieb er von dem Brief überwältigt. "Wenn Molly sagt, dass ich diesen Einfluss auf ihr Leben hatte, ist das gut. Sehr gut."
Und es zeigt, warum der Sonntag, Klopps letzter Auftritt in Anfield, für viele Fans so schwer war. Der 56-Jährige war und ist für die Reds-Anhängerschaft weitaus mehr als ein erfolgreicher Trainer. Für einen Großteil ist er eine wahre Inspiration. Es ist das womöglich größte Kompliment, das man Klopp nach knapp neun Jahren in Liverpool machen kann.