Der Blick voraus ist beim FC Bayern ein Blick ins Ungewisse. Nachdem Xabi Alonso am Freitag verkündet hat, über den Sommer hinaus bei Bayer Leverkusen zu bleiben, müssen sich die Münchener auf der Suche nach einem Nachfolger für Thomas Tuchel anderweitig umschauen.
Sportvorstand Max Eberl treibt dieser Tage aber nicht nur die schwierige Suche nach einem ebenso geeigneten wie willigen Trainer um, sondern auch die eine oder andere Personalie im Kader des FC Bayern.
Das gilt etwa für Alphonso Davies, dem die Münchener ein Angebot zur Vertragsverlängerung mitsamt Ultimatum unterbreitet haben. Das wiederum ist beim Berater des Kanadiers nicht gut angekommen. Offen ist indes auch, wie es mit Joshua Kimmich, Leroy Sané oder Leon Goretzka weitergeht.
Klar ist immerhin schon jetzt, dass mit Nestory Irankunda ein neuer Flügelstürmer zur Mannschaft stoßen wird. Die Verpflichtung des 18-jährigen Australiers hatten die Bayern schon im Vorjahr verkündet, aktuell dürften sich Fans und Verantwortliche besonders freuen.
Für seinen aktuellen Klub, Adelaide United, erzielte er kürzlich schließlich einen Hattrick.
Ob das Talent nächste Saison direkt eine Rolle bei den Profis spielen wird, muss sich noch zeigen. Didi Hamann legte den Bayern-Bossen nun aber nahe, dass sie Youngster wie Irankunda bei der Trainersuche im Hinterkopf haben sollten.
Der neue Übungsleiter "sollte vor allem ein sportliches Konzept entwickeln, an das die Leute wieder glauben können", forderte der TV-Experte im Gespräch mit der "Süddeutschen Zeitung".
Konkret heißt das: "Nicht einen Josip Stanišić verleihen und für diese Position dann für 30 Millionen einen Sacha Boey holen. Das verstehen die Leute irgendwann nicht mehr, zu Recht."
Es gelte, künftig wieder verstärkt die talentierten Jungprofis einzubauen. "Aus meiner Sicht muss es darum gehen, einen Trainer zu holen, der Lust darauf hat, junge Spieler wie Aleksandar Pavlović zu begleiten", erläuterte Hamann und schob eine kleine Spitze in Richtung Tuchel hinterher: "Also nicht wieder einen Welttrainer, der nur auf der Durchreise ist."
Der frühere Bayern-Profi hat dabei zwei konkrete Namen im Kopf, die diesem Ansatz folgend für den Posten in München infrage kommen könnten.
Beide haben eine Vergangenheit beim FC Bayern, sammelten mit dem FCB jahrelang Titel. Und doch fallen beide Namen nun überraschend. Van Bommel war einst krachend als Trainer des VfL Wolfsburg gescheitert, Demichelis trainiert derzeit River Plate und hatte einen vorzeitigen Abschied öffentlich ausgeschlossen.
Für den nicht allzu abwegigen Fall, dass keiner der beiden nach München zurückkehrt, hat Hamann aber noch eine weitere Lösung auf dem Zettel: "Wenn es aber weiterhin darum geht, vor allem Stars zu trainieren, würde ich gerne Zinédine Zidane hier sehen – ein Weltmann, der alles gewonnen hat."
Internationale Würden hat auch Tuchel errungen. Mit Chelsea gewann er die Champions League, mit PSG räumte er in Frankreich ab. Ein hohes Ansehen schien er bei Hamann, der den Coach regelmäßig kritisiert hat, aber nie zu genießen.
"Ich bin überzeugt davon, dass ein Trainer eine gute Beziehung zu seinen Spielern braucht. Deshalb war ich eben etwas schärfer in meiner Kritik, als Tuchel öffentlich erklärt hat, dass Spieler eine bestimmte Position nicht spielen können", rechtfertigte sich der TV-Experte nun.
Dabei äußerte er aber auch ein gewisses Mitgefühl mit dem Welttrainer von 2021: "Ich kann schon nachvollziehen, warum er sich bei Bayern offenbar nie richtig wohlgefühlt hat. Er ist in eine Phase geraten, in der der Verein ein Stück weit führungslos war."
Trotz dieser schwierigen Umstände hofft Tuchel in München noch auf einen versöhnlichen Abschluss. In der Bundesliga scheint eine Aufholjagd zwar unwahrscheinlich, in der Champions League dürfen sich die Münchener aber noch Hoffnungen auf den Titel machen. Im Viertelfinale geht es gegen den FC Arsenal, im Halbfinale wartet Real Madrid oder Manchester City.