Pünktlich zum Oktoberfest-Anstich dürfte sich Uli Hoeneß wohl liebend gerne die ein oder andere Maß hinter die Binde kippen. Denn seine verbalen Angriffe gegen Marc-André ter Stegen und den DFB wurden erst von vielen Fans kritisiert – mittlerweile aber melden sich auch einige Ex-Stars zu Wort und schießen gegen Hoeneß.
Immerhin drei Mal (!) polterte Hoeneß vergangene Woche los, nachdem sich ter Stegen öffentlich über seine Reservistenrolle in der Nationalmannschaft hinter Kapitän Manuel Neuer beklagt hatte. Nach dem Bayern-Spiel gegen Belgrad in der Champions League schoss er in einer Wutrede gegen die Berichterstattung und ter Stegens Wunsch im Tor der Nationalelf zu stehen: "Er hat überhaupt keinen Anspruch dort zu spielen."
Bei einem Basketball-Termin am Donnerstag legte er nochmal nach: "Er beschädigt hier einen völlig untadeligen Sportsmann wie den Manuel Neuer." Danach lederte er noch in einem Interview gegen Oliver Bierhoff und den DFB. Besonders die Aussagen gegen ter Stegen gefielen aber auch in der Fußball-Welt nicht allen.
"Die Vorwürfe überraschen mich, und ich habe dafür auch kein Verständnis. Man muss sich da schon die Fakten anschauen", sagte Oliver Bierhoff am Donnerstag dem SID. Nach Bierhoff meldet sich auch Rekordnationalspieler Lothar Matthäus zu Wort und forderte vom Bayern-Präsidenten eine Entschuldigung. "Es war ein typischer Uli Hoeneß", sagte der ehemalige Bayern-Star der "Sport Bild". Häufig sage Hoeneß in den Emotionen Dinge, die ihm vielleicht nachher schon wieder leid tun, meinte der 58-Jährige. "Vieles von den Aussagen war überflüssig." Hoeneß solle seine Worte so nicht stehen lassen, sagte Matthäus.
Auch der ehemalige BVB-Torhüter Roman Weidenfeller kritisierte die Worte von Hoeneß: "Ich finde, dass er sich ganz klar im Ton vergriffen hat. Er setzt damit auch den DFB sehr stark unter Druck, und ich glaube da ist er einfach übers Ziel hinausgeschossen", sagte der 39-Jährige, der ebenfalls hinter Manuel Neuer in der Nationalmannschaft stand.
Weidenfeller schaltete sich anschließend jedoch auch selbst in die seit Tagen schwelende Torwart-Debatte mit ein: In der Frage, ob Neuer oder ter Stegen im Tor der Nationalmannschaft stehen soll, favorisiert Weidenfeller den Münchner: "Ich weiß, wie er die Mannschaft mitreißen kann. Er war auch ein sehr großer Garant dafür, dass wir 2014 Weltmeister wurden." Zudem habe Neuer nach langer Verletzungspause mittlerweile wieder zurück zu alter Klasse gefunden. "Von daher ist, glaube ich, auch klar, dass er immer noch die klare Nummer eins ist", sagte Weidenfeller.
Auch Matthäus hält einen Torwartwechsel in der Nationalmannschaft nicht für nötig. "Solange sich Neuer nichts zu Schulden kommen lässt, sollte man den Torhüter nicht auswechseln", sagte er "Sport1". Für ter Stegens Äußerungen hat er jedoch Verständnis: "Er hat sein Ventil etwas geöffnet, aber nichts gegen Manuel gesagt. Und er fügte hinzu: "Ich verstehe ter Stegen total, er hat sich die letzten 15, 16 Monate total kollegial verhalten. Und auch jetzt war es keine Attacke gegen Neuer." Eine Botschaft vor allem an Hoeneß.
Ob den Noch-Präsidenten des FC Bayern die Kritik aber überhaupt erreicht – geschweige denn interessiert – ist ziemlich unwahrscheinlich. Hoeneß dürfte wohl einfach genüsslich eine Maß auf dem Oktoberfest trinken und die vierte Attacke vorbereiten.
(bn mit dpa)