Die kürzlich erschienen Interviews von Manuel Neuer schlugen ein wie eine Bombe. Offenbar trafen sie den FC Bayern völlig unvorbereitet. Der 36-Jährige hat darin scharf gegen den Münchner Klub geschossen. Hauptkritikpunkt ist der Rauswurf von Torwarttrainer Toni Tapalovic. Die Folge der Neuer-Aussagen: Heftiger Tadel vonseiten des Klubs.
Doch warum hat das Aus Tapalovics einen derartigen öffentlichen Beef zur Folge? "Für mich war das ein Schlag – als ich schon am Boden lag. Ich hatte das Gefühl, dass mir das Herz herausgerissen wurde", sagte Neuer in dem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung". Offenbar wurde Neuer von der Trennung persönlich schwer getroffen, wie er sowohl gegenüber der "SZ", als auch bei "The Atletic" durchblicken ließ.
Manuel Neuer könne das Aus des Trainers, der auch ein enger Vertrauter für ihn ist, gar nicht nachvollziehen. Weiter machte der Torwart im Gespräch mit den Zeitungen deutlich, dass er sich eine andere Entscheidung gewünscht hätte:
Die Gespräche bleiben nicht ohne Konsequenzen für den 36-Jährigen: Es hagelt heftige Kritik am aktuell verletzten Bayern-Torwart. Ihm drohen nicht nur drakonische Strafen. Auch der Vorstandschef Oliver Kahn reagiert jetzt – und watscht Neuer ab.
Nicht nur die Fans sind geschockt vom Interview, auch an der Säbener Straße sind die Verantwortlichen offenbar alles andere als begeistert. Laut "Bild" wurden sie davon "kalt erwischt". Vor allem wegen des Zeitpunkts der Veröffentlichungen. Denn aktuell stehen für den Rekordmeister wichtige Spiele an.
Laut dem Blatt soll das Interview zudem nicht autorisiert gewesen sein. Damit droht dem 36-Jährigen möglicherweise eine drakonische Geldstrafe.
Nun wettert der Vorstandschef Oliver Kahn gegen den Torwart, der derzeit wegen einer Verletzung eine Zwangspause macht. Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur kritisiert er Neuers öffentliche Aussagen scharf:
Trotz der Kritik – offenbar kann er zumindest Neuers Enttäuschung nachvollziehen. Angesprochen auf die Beweggründe für die Interviews äußert er sich diesbezüglich empathisch. Schließlich sei Neuer persönlich von der Tapalovic-Entscheidung betroffen. "Das muss man ein Stück weit verstehen", sagt der Vorstandschef.
Dies sei dem Klub auch bewusst gewesen, weswegen mit Neuer darüber gesprochen worden sei. Die Bayern-Entscheider seien dennoch der Meinung gewesen, dass der Abschied vom Torwarttrainer das Beste für den Klub sei, erklärt Kahn.
Dann zieht Kahn Vergleiche zur eigenen Karriere und einer ähnlichen Situation, die er als damaliger Nationalspieler erlebt habe: Damals, im Jahr 2004 hatte sich der Torwarttrainer Sepp Maier vom DFB schlecht behandelt gefühlt, weswegen es zur Trennung kam. "Ich hatte jahrelang mit Sepp zusammengearbeitet, und wir hatten ein freundschaftliches und vertrauensvolles Verhältnis", erinnert sich Kahn.
Er sei damals wütend auf den DFB und enttäuscht gewesen. "Aber die gemeinsamen Ziele standen für mich im Vordergrund. Sie waren mir wichtiger als meine persönlichen Gefühle", erzählt der Vorstandschef. Er habe sich damals deshalb anders entschieden als Neuer heute – und schwieg gegenüber der Öffentlichkeit. "Manuel hat jetzt das Gegenteil getan", sagt er.