Thomas Tuchel und Julian Nagelsmann verbindet so einiges. Beide gehören zu den erfolgreichsten deutschen Trainern der jüngeren Vergangenheit, beide mussten als Übungsleiter des FC Bayern dennoch vorzeitig gehen.
Schon bevor der heutige Bundestrainer seine Karriere als Trainer begann, arbeiteten sie zudem in Augsburg zusammen. Tuchel coachte die zweite Mannschaft, in der Nagelsmann als Spieler selbst noch kickte. Nicht lange allerdings, denn eine schwere Knieverletzung beendete seine Karriere.
Der damals 20-Jährige blieb aber in der Branche, wechselte an die Seitenlinie. Unter Tuchel arbeitete er zunächst als Spielbeobachter sowie Analyst, überzeugte seinen Chef seinerzeit mit seiner Akribie. Ein Jahr später zog Nagelsmann zu 1860 München weiter, startete dort seine Laufbahn als Trainer.
2016 führte ihn dieser Weg schließlich in die Bundesliga, wo Tuchel bereits sieben Jahre zuvor angekommen war. In sechs Duellen trafen die beiden seither aufeinander, der jetzige Bayern-Trainer ging dabei viermal als Sieger vom Feld.
Zumindest der 50-Jährige sollte also eigentlich gut auf seinen Kollegen zu sprechen sein. Tatsächlich klang dies auch so, als Nagelsmann im September 2023 das DFB-Team übernahm. "Natürlich kann er das, er ist ein herausragender Trainer. An der fachlichen Qualität, am Know-how und an den Skills wird es nicht scheitern", lobte Tuchel seinen Bayern-Vorgänger damals.
Und doch soll das Verhältnis keineswegs so gut sein, wie es die Vielzahl an Berührungspunkten vermuten lässt. "Bild"-Reporter Christian Falk berichtet im Podcast "Bayern Insider" gar das komplette Gegenteil: "Die mögen sich eigentlich nicht."
Die Disharmonie sei auf die Umstände des Trainerwechsels beim FC Bayern im Frühjahr 2023 zurückzuführen. Tuchel soll damals schon mit den Münchenern verhandelt haben, als Nagelsmann noch Cheftrainer war.
Das angeknackste Verhältnis habe sich erst kürzlich wieder bemerkbar gemacht. Nagelsmann traf vor der aktuellen Länderspielpause zwei sensible Personalentscheidungen, ließ Leon Goretzka zu Hause und nominierte dafür Youngster Aleksandar Pavlović. Dies soll er aber nicht Tuchel, sondern FCB-Sportvorstand Max Eberl mitgeteilt haben.
Demnach habe der Bundestrainer zuvor aber durchaus den Kontakt zum Bayern-Trainer gesucht. "Es gab ein paar Versuche der Annäherung. Da wurde nicht immer geantwortet", berichtete Bild-Reporter Tobias Altschäffl von einer ausbleibenden Rückmeldung Tuchels.
Trotz der gemeinsamen Vergangenheit in Augsburg sei zwischen den beiden Toptrainern "nie eine Freundschaft" entstanden, heißt es abschließend. Das wiederum bestätigte Nagelsmann indirekt einst selbst: "Er war nicht mein Ziehvater, auch wenn ihn viele als solchen bezeichnen. Dafür war unser Verhältnis zu pragmatisch."