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DFB-Team: Ex-Manager Bierhoff mit bitterer Prognose zur Heim-EM

DFB Deutschland, Köln, 10.06.2015, Fussball, FIFA, Länderspiel, Deutschland DFB - USA (1:2): Oliver Bierhoff (Teammanager DFB).

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Oliver Bierhoff war insgesamt 18 Jahre Funktionär beim DFB, erlebte Highlights wie den WM-Titel 2014 mit, aber auch die Enttäuschung der WM in Katar. Bild: imago sportfotodienst / Sportfoto Rudel
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DFB-Team: Ex-Manager Oliver Bierhoff legt überraschende Beichte ab

29.11.2023, 17:19
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18 Jahre stand Oliver Bierhoff hinter der Nationalmannschaft. 2004 stieg er als Manager zusammen mit dem damaligen Trainerteam um Jürgen Klinsmann und Jogi Löw ein. Erst 2022 nach dem WM-Debakel in Katar war seine Zeit beim DFB selbstbestimmt vorbei. Er trat zurück.

Der ehemalige Mailand-Profi war in dieser Zeit bei all den großen Erfolgen, wie der EM-Finalteilnahme 2008, dem Sommermärchen 2006 und natürlich dem WM-Titel 2014 in Brasilien dabei. Er erlebte aber auch den Abstieg des deutschen Fußballs, der sich spätestens mit dem Vorrunden-Aus bei der WM 2018 in Russland abzeichnete.

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Nach seinem Rücktritt im Dezember 2022 war es lange ruhig um den heute 55-Jährigen. Vor Kurzem wurde sein neues Engagement aber öffentlich: Er ist nun Berater des NFL-Franchise der New England Patriots. Erst damit verbunden trat er wieder vermehrt in der Öffentlichkeit auf. Im Podcast "Einfach mal Luppen", den Real-Madrid-Star Toni Kroos mit seinem Bruder Felix veröffentlicht, begründet Bierhoff seine lange Medienpause.

Demnach wollte er nicht, dass nach seinem DFB-Aus seine Aussagen als Nachtreten interpretiert würden, weil er über die Zeit beim deutschen Fußball-Verband viel Dankbarkeit verspüre. Er habe die Zeit und die Erfolge zu sehr genossen, um Negatives über den DFB zu sagen.

Im Gespräch mit den beiden Kroos-Brüdern wird Bierhoff allerdings auch auf die aktuelle Situation der Nationalmannschaft und die anstehende Heim-EM im kommenden Sommer angesprochen. Über einem Vergleich zum Sommermärchen 2006 betont er zwar, dass es immer schwer sei Vergleiche anzustellen, danach stellt er aber für sich fest: "Die WM 2006 war ein großes Ding, auch im Vorfeld. Das spüre ich gerade nicht für die EM 2024."

Heim-EM 2024: Bierhoff zieht bitteren Vergleich zu Sommermärchen 2006

Demnach habe Franz Beckenbauer in der ganzen Welt Werbung für das Turnier gemacht und Jürgen Klinsmann den Nationalspielern eingetrichtert, dass die WM im eigenen Land eine einmalige Chance sei. "Das spüre ich jetzt nicht", schließt er ab.

Dafür bekommt er Zustimmung von Felix Kroos, der betont: "Das ist überhaupt nicht sichtbar." Gleichzeitig ist sich Bierhoff aber auch sicher, dass diese Euphorie mit der ersten Aktion im Turnier aufkommen könne. "Wahrscheinlich lamentieren die Fans noch eine Woche vor der EM und es regnet. Aber wenn dann zum Beispiel Leroy Sané eine herausragende Aktion macht, kann das euphorisieren."

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Die DFB-Mannschaft muss sich viel Kritik anhören.Bild: dpa / Jürgen Kessler

Im Anschluss zieht Bierhoff auch einen Vergleich zwischen dem aktuellen DFB-Team und der Weltmeistermannschaft von 2014. Der größte Unterschied seien die aktuellen Schwankungen. "Ein Philipp Lahm hat von 60 Länderspielen 55 sehr gut gespielt und dann waren noch fünf gute dabei", stellt Bierhoff die These auf. "Die aktuellen Schwankungen sind zu groß. Die Spieler sind da, zeigen was sie können, aber aktuell leider nicht über eine längere Periode." Auch dieser Umstand verhindere, dass eine große Euphorie aufkomme.

"2021 haben sich alle noch auf Jogi gestürzt. Er war dann weg, da wusste ich, dass ich als Nächster dran sein könnte."
Oliver Bierhoff über seine Vorahnung nach dem WM-Debakel in Katar

Neben den sportlichen Vergleichen sprechen die drei aber auch über die Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr in Katar. Bierhoff machte klar, dass er beispielsweise die Diskussionen um das WM-Quartier überflüssig erachte und auch 2014 im Campo Bahia nicht alles perfekt war. "Damals mussten wir eine Stunde vom Flughafen zum Fluss fahren und dann noch mit dem Boot rüberfahren", erklärt er. Außerdem habe es auch bei Sami Khedira zwei Wasserschaden gegeben.

Nach der WM in Katar beendete Bierhoff durch seinen Rücktritt selbst seine Zeit beim DFB. Letztlich sagt er, dass er es gespürt habe, dass nun er an der Reihe sei: "2021 haben sich alle noch auf Jogi gestürzt. Er war dann weg, da wusste ich, dass ich als Nächster dran sein könnte."

Amazon-Doku: Bierhoff legt überraschende Beichte ab

Mit der WM in Katar ist aber auch gerade die zuletzt erschienene Amazon-Doku verbunden. In den vier Folgen kommt weder der DFB noch der damalige Bundestrainer Hansi Flick besonders gut weg. Auch das Timing der Veröffentlichung wurde kritisiert. Ausgerechnet im September vor Flicks Endspiel gegen Japan erschienen die Folgen beim Streaming-Anbieter.

Auf die Frage der Kroos-Brüder, wie die Doku Bierhoff gefallen habe, muss der allerdings überraschend beichten: "Ich habe sie gar nicht geguckt." Deshalb fällt Toni Kroos das vernichtende Urteil, dass sie "wirklich schlecht" sei.

Bierhoff erklärt Toni und Felix allerdings den Hintergrund der Doku: "Es deuteten sich wirtschaftliche Schwierigkeiten beim DFB an. Da hat die Doku geholfen. Amazon selbst hat das toll gemacht. Das Team war gut, aber wenn du dann eine schlechte Geschichte zu erzählen hast, können wir uns gar nicht beschweren."

15.06.98 Deutschland - USA Frankreich, Paris, 15.06.1998, Fussball, FIFA WM 1998 in Frankreich, DFB Deutschland - USA 2:0: Oliver Bierhoff Deutschland. *** 15 06 98 Germany USA France, Paris, 15 06 19 ...
Vor seiner Karriere als Manager der Nationalmannschaft spielte Bierhoff selbst 70 Mal für das DFB-Team.Bild: Imago images / Pressefoto Rudel/Herbert Rudel

Im Nachhinein wäre es aus seiner Sicht einfacher gewesen, die Dokumentation selbst zu produzieren. Dann hätte man nach dem Turnier auch entscheiden können, die Episoden nicht zu veröffentlichen. Das große Risiko wären da die anfallenden Produktionskosten gewesen. "Aber das Geld hatten wir nicht", stellte Bierhoff nüchtern fest.

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Am Ende wurde es dann doch noch einmal ungewollt spannend. "Heute haben wir es nach dem 2:1, wo wir schon wieder zurückgekommen sind, wieder ein wenig schleifen lassen", sagte Thomas Müller nach dem 4:2-Heimsieg gegen den FC Heidenheim.

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