Dass Sportlerinnen im Fußball und vielen anderen Sportarten im Vergleich zu den Männern finanziell meist benachteiligt sind, ist kein Geheimnis. Die Debatte um gleiche Bezahlung, speziell im Profi-Fußball, zieht sich seit Jahren. Nach dem wochenlangen Rätselraten über die endgültige WM-Prämie für die Frauen ist nun klar: Bei der Weltmeisterschaft gibt es für sie deutlich mehr Geld als bislang, innerhalb des DFB aber noch keine gleichen Prämienzahlungen.
Denn der Deutsche Fußball-Bund (DFB) wird den Spielerinnen der Deutschen Nationalmannschaft keine zusätzlichen Prämien für Erfolge bei der bevorstehenden Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland zahlen. Und das, obwohl sich sogar Bundeskanzler Olaf Scholz bei seinem Besuch beim DFB für eine gerechte Bezahlung ausgesprochen hatte.
Die deutschen Fußballerinnen werden also wieder nicht an die zuletzt vom DFB ausgelobten Summen der Männer-Nationalmannschaft herankommen. Der DFB hat die Verhandlungen mit dem Team der Frauen nun für beendet erklärt, wie die Deutsche Presse Agentur berichtete. Er wird das Rekordpreisgeld der Fifa nicht aufstocken.
Hintergrund dieser Entscheidung ist, dass die Fifa erstmals direkt Prämien an die Spielerinnen auszahlt, anstatt diese an die Verbände zu überweisen. Die Verbände selbst können für sich entscheiden, ob sie die erhaltenen Gelder behalten oder ganz oder teilweise an die Spielerinnen weitergeben.
Für den DFB, der in Anbetracht der erwarteten Fifa-Zahlung über die Höhe der Prämien mit den Spielerinnen verhandelt hatte, ist die Sache damit erledigt. Aus eigenen Mitteln will der finanziell angeschlagene Verband sein Frauenteam nicht zusätzlich entlohnen.
Jede Weltmeisterin wird von der Fifa nun rund 250.000 Euro erhalten, während allein für die Teilnahme jede Spielerin rund 30.000 Euro erhält. Die Erfolgszahlungen an die Verbände bleiben jedoch weiterhin bestehen und haben im Vergleich zur Weltmeisterschaft 2019 sogar leicht zugenommen.
Anstatt die Prämien an die Sportlerinnen weiterzuleiten, plant der DFB, das Geld für sich selbst zu behalten. Gemäß Informationen mehrerer Medienberichte, unter anderem der "Bild"-Zeitung, rechtfertigt der Verband diese überraschende Entscheidung damit, dass die Spielerinnen durch die neu eingeführten direkten Fifa-Prämien im Erfolgsfall deutlich mehr Geld erhalten als je zuvor.
Der DFB möchte als Konsequenz die vergleichsweise niedrigere Prämie für den Verband lieber in die Infrastruktur des Frauenfußballs investieren. Der Verband bewertet dies laut Medienberichten als eine Win-win-Situation für alle Beteiligten: mehr Geld für die Spielerinnen und mehr Geld für die Infrastruktur.
Dennoch könnte man dies durchaus als eine vergebene Chance für eine Revolution in Sachen Gleichberechtigung im Fußball werten. Hätte der DFB die Titelprämie erhöht und seinen Anteil auf 400.000 Euro angehoben, hätte es erstmals eine gleichwertige Bezahlung der Fußballerinnen im Vergleich zu den männlichen Spielern gegeben. Denn genau diese 400.000 Euro wären den deutschen männlichen Spielern für den Titelgewinn bei der letzten Weltmeisterschaft in Katar ausgezahlt worden.
Die deutschen Spielerinnen begrüßten die Prämienreform der Fifa in den vergangenen Tagen, hatten jedoch seit Monaten auch an einer Lösung mit dem DFB gearbeitet. Mindestens zwei Verhandlungstermine wurden verschoben. Ursprünglich sollten die Gespräche bis zur Abreise zur Weltmeisterschaft am 11. Juli in den Trainingslagern in Herzogenaurach stattfinden. Hierfür sollte sogar die schwangere Torhüterin Almuth Schult anreisen, die nach wie vor Teil des Mannschaftsrats ist. Nun sind die Verhandlungen wohl gestrichen.
In den sozialen Netzwerken hagelt es unterdessen Kritik für die Entscheidung. Zwar loben einige User:innen die gestiegene Prämienzahlungen. Der Großteil kritisiert jedoch die Beendigung der Verhandlungen mit dem DFB, so wird die Entscheidung als "Rückschlag für die Gleichberechtigung" oder "unfair" bezeichnet. Einige fordern die DFB-Frauen gar zum Boykott auf.