
Dietmar Hopp und Karl Heinz Rummenigge (l.) klatschen.Bild: imago images / Sven Simon
Fußball
Die Fronten zwischen den Fußballvereinen und den Ultras verhärten sich weiter. Die verschiedenen Blickwinkel auf das Milliarden-Business und
unterschiedlichen Wertevorstellungen sorgen seit jeher für ein
schwieriges Verhältnis zwischen Klubs und vielen Fan-Gruppierungen. Nun entzündet sich der Konflikt an einem Preis, den Dietmar Hopp, der Mäzen der TSG Hoffenheim, und Bayern-Vorstand Karl-Heinz Rummenigge verliehen bekommen haben.
Anfeindungen gegen Hopp hätten im Februar fast für einen Spielabbruch im Heimspiel der Hoffenheimer gegen den FC Bayern (0:6)
gesorgt. Auf Plakaten wurde er unter anderem als "Hurensohn" beleidigt. Hopp steht bei vielen Ultras in der Kritik, weil er aus dem vormaligen Dorfklub Hoffenheim mittels Millionen-Zuwendungen einen etablierten Bundesligisten gemacht hat.
Rummenigge und Hopp hatten sich damals während einer Spielunterbrechung im Kabinengang zur Absprache getroffen. Gemeinsam kehrten sie zusammen mit den Spielern aufs Feld zurück. Das Spiel wurde zwar wieder angepfiffen, doch die Teams schlossen eine Art Nichtangriffspakt, die Spieler passten sich den Ball einfach hin und her.
Für diese Aktion wurden Rummenigge und Hopp am Mittwoch vom Magazin "Sport Bild" mit der "Geste des Jahres" ausgezeichnet. Doch daran gibt es viel Kritik.
Viele Internet-Nutzer hätten für diese Auszeichnung andere Kandidaten im Kopf gehabt. Denn nach dem Tod von George Floyd, der weltweit Proteste gegen Rassismus ausgelöst hat, zeigten viele Spieler und Vereine ihre Solidarität.
Auch "Unser Fußball" kritisiert Entscheidung – Angriff von Rummenigge
Auch das Bündnis "Unser Fußball" kritisierte die Entscheidung. Unter diesem Namen haben sich zahlreiche Fanszenen zusammengeschlossen, die nach eigenen Angaben mehr als 2300 Fanclubs und -gruppierungen sowie über 12.000 Einzelpersonen umfassen.
Während sich weder Hopp noch Rummenigge zur Kritik an der Preisverleihung äußerten, griff der Vorstandschef des FC Bayern München am Mittwoch das Bündnis an – und nahm dabei Bezug auf die Forderung von "Unser Fußball", die Fans müssten ein Mitspracherecht bei der Debatte um Fernsehgelder haben.
"Wir sind jetzt leider angekommen an einem Punkt, an dem ich von
den Ultras immer nur lese: Wir fordern dies, wir fordern das. Jetzt
wollten sie Mitsprache bei der Debatte um die Verteilung der
TV-Gelder", sagte Rummenigge der "Sport Bild". "Aber wenn ich immer
nur fordere, aber nie bereit bin, Pflichten und auch Verantwortung zu
übernehmen, endet das in einer Einbahnstraße."

Im Streit mit den Fans: Karl Heinz Rummenigge greift Mitglieder von "Unser Fußball" an.Bild: imago images / Poolfoto
Dies wiederum wies das Bündnis zurück.
"Fußballfans geben sehr viel – vor allem Zeit und Leidenschaft, alles
das, was den Fußball zu mehr macht als nur zu einem Sport", sagte
Sprecher Jan-Henrik Gruszecki. "Wer das macht, der darf auch durchaus
mal auf Dinge aufmerksam machen."
Rummenigge bemängelte auch die Namensgebung des neuen Bündnisses. "Ich finde, der Name ist
etwas anmaßend", sagte Rummenigge. "Wem gehört
der Fußball? Am ehesten noch denen, die ihn spielen – egal, auf
welchem Niveau. Die Fans sind Teil des Fußballs, aber er gehört ihnen
nicht."
Die Aussage zeige, "dass Karl-Heinz Rummenigge nichts verstanden
hat", kontert Gruszecki. "Die Fanklubs, die unterschrieben haben,
sagen, so würden wir unseren Fußball definieren", erklärt er auf Twitter.
"Wir sagen nicht, 'uns gehört der Fußball'. Wenn jemand sagt, 'wir müssen unseren Planeten retten', impliziert das ja auch nicht, dass demjenigen selbst der Planet gehört."
(vdv/mit Material von dpa)
Noch bis zum Montagabend können die Vereine in den großen europäischen Fußballligen Zugänge für die restliche Saison abwickeln, dann schließt das Wintertransferfenster. In der Gerüchteküche wird ab dem 4. Februar also wieder auf Sparflamme gearbeitet, zumindest im Fußball.