Die Suche ist vorbei, der DFB hat mit Julian Nagelsmann einen neuen Bundestrainer gefunden. Auf der USA-Reise im Oktober wird er als Nachfolger von Hansi Flick erstmals an der Seitenlinie stehen – zunächst gegen die USA, in der zweiten Partie dann gegen Mexiko.
Ob der Coach die deutsche Nationalmannschaft richtig einstellen kann und wie er sie spielen lassen will, wird sich frühestens auf dieser Reise klären. Fußball-Deutschland diskutiert trotzdem schon jetzt darüber, ob der frühere Bayern-Trainer der richtige Mann für den Posten ist.
"Wenn Julian Nagelsmann nicht aus seiner Zeit in München gelernt hat, dass die Spiele in der Nationalmannschaft von den Spielern gewonnen werden – und nicht von ihm – dann wird das nicht funktionieren", warnte Dietmar Hamann bei "Sky 90".
Generell blickte der Ex-Profi dabei kritisch auf Nagelsmanns Zeit in München, wo der 36-Jährige zu engstirnig agiert habe: "Es wurde ihm öfter nahegelegt, seine Matchpläne etwas seichter zu gestalten. Aber das wollte er nicht machen."
Deutlich zuversichtlicher klingt hingegen Tommi Schmitt, der beim Sender ZDFneo die Show "Neo Ragazzi" moderiert. In seinem Podcast "Copa TS" sprach er zwar auch von anfänglichen Bedenken, diese fußten aber auf der Vermutung, Nagelsmann würde einen langfristigen Vertrag unterschreiben.
Schmitts Befürchtung: "Wenn Jürgen Klopp in Liverpool zurücktreten würde, gäbe es rund um die Nationalmannschaft schnell wieder Unruhe, dann würden alle nach ihm rufen."
Ob der Erfolgscoach in Liverpool tatsächlich hinwerfen würde, sei einmal dahingestellt. Letztlich ist es aber irrelevant, denn der DFB und Nagelsmann einigten sich auf eine Zusammenarbeit bis zum kommenden Sommer. Nach der Heim-EM gehen sie nach aktuellem Stand also wieder getrennte Wege. "So finde ich das ganz gut", ordnet Schmitt ein.
Vor allem aber gefällt ihm die Zusammenarbeit mit Sandro Wagner. Mit Nagelsmann hätte der DFB einen "taktisch wahnsinnig versierten, intelligenten Trainer – früher wurde immer Laptoptrainer gesagt". Auch Wagner sei ein guter Coach, das habe er gerade bei der Spielvereinigung Unterhaching gezeigt, die er letzte Saison in die 3. Liga geführt hat.
Der frühere Stürmer sei aber vor allem eine Bezugsperson für gewisse Fans. "Er holt die ganzen Grill-Deutschen ab. Die, die von 'unserem Sandro' sprechen. Die den Deutschland-Hut aufhaben und gerade die Bratmaxe umdrehen", witzelte der Moderator: "Das gehört auch zu einem Turnier, die brauchst du auch."
Mit ernster Stimme ordnete er das Duo als "gute Kombination" ein. Es mag den einen oder anderen Fan an das Gespann vom Sommermärchen erinnern. Cheftrainer Jürgen Klinsmann galt 2006 vor allem als Motivator, der bei Fans und Mannschaft gleichermaßen beliebt war. Sein Assistent, Joachim Löw, war indes eher der Taktiker im Hintergrund. Diesmal sind die Rollen nur eben vertauscht.
Der Ausgang könnte laut Schmitt aber derselbe sein. "Wenn es funktioniert, werden wir nach dem Turnier sehr viel Liebeskummer haben", prophezeit er, dass die Fans dem dann womöglich scheidenden Duo nachtrauern würden.
So war es auch bei der Heim-WM, als ein ganzes Land Klinsmann vom Weitermachen überzeugen wollte. Er ging trotzdem, der Erfolg aber blieb ein gutes Jahrzehnt. Leitet Nagelsmann nun ebenfalls eine solche Ära ein, dürfte auch Hamann besser auf ihn zu sprechen sein.