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Michaël Cuisance: So unsportlich provozierte er den Transfer zum FC Bayern

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So unsportlich soll Cuisance seinen Wechsel zum FC Bayern provoziert haben

29.08.2019, 11:1329.08.2019, 12:15
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Philippe Coutinho, Ivan Perisic und Lucas Hernández – der FC Bayern hat namhaft eingekauft. Im Schatten der Superstars wurde aber auch ein vielversprechendes Talent verpflichtet: Michaël Cuisance kam für zehn Millionen Euro von Borussia Mönchengladbach und unterschrieb für fünf Jahre.

Der Mittelfeldspieler rückt nach dem Weggang von Renato Sanches weiter in den Vordergrund und könnte ein erfolgreicher Backup-Spieler für Bayern-Star Thiago werden. Der erst 20-jährige Franzose gilt als ein begnadeter Ballkünstler – doch über seinen Charakter scheiden sich die Geister.

Schon nach dem Transfer erklärte Gladbachs neuer Trainer Marco Rose: "Er hat hier einige Verhaltensweisen an den Tag gelegt, die er bei seinem neuen Arbeitgeber sicher nicht an den Tag legen wird. Genau das ist der Punkt. Denn das geht auch hier nicht." Nach dem Bundesliga-Auftaktspiel erklärte Rose nur: "Für uns war der Transfer unabdingbar."

So soll Cuisance in Gladbach unter anderem eine Stammplatz-Garantie gefordert haben, verriet Sportdirektor Max Eberl. Trotz intensiver Bemühungen der Borussia wechselte das Talent dann ausgerechnet zum FC Bayern. "Ich war überrascht, weil die Thematik war, dass ein junger Spieler spielen muss. Bayern hat einen großartigen Kader. Dann wird es nicht einfacher zu spielen als bei uns", sagte Eberl, der mit seinen Aussagen tief blicken ließ: "Ich bin jetzt schon fast elf Jahre Sportdirektor. Aber so war es zum ersten Mal."

Cuisance soll Wechsel befeuert haben

Auch fernab des Trainingsgeländes sorgte Cuisance schon für Aufregung: Der Franzose wurde im vergangenen Jahr beim Fahren ohne Führerschein erwischt und hatte einige Monate zuvor einen Verkehrsunfall verursacht.

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Keine Seltenheit im Spiel von Michaël Cuisance: ein Rabona-Pass.Bild: imago images / DeFodi

Nun kommen neue Details ans Licht, wie Cuisance seinen Wechsel befeuert haben soll.

So hat der 20-Jährige laut einem Bericht der "Sport Bild" zuletzt Verantwortliche und Mitspieler bewusst gegen sich aufgebracht, um den Wechsel nach München zu beschleunigen. Er soll schon mal mit offenen Schuhen trainiert haben oder den Handschlag mit seinen Teamkollegen nach einem Foulspiel im Training verweigert haben. Vor dem DFB-Pokalspiel gegen Sandhausen soll er Leisten-Beschwerden vorgetäuscht haben, um sich nicht wirklich zu verletzen.

FC Bayern schwärmt von seiner "Mentalität"

Der FC Bayern sprach bei der Vorstellung des Neuzugangs von ganz anderen Qualitäten. "Er hat eine super Mentalität", so der Sportdirektor Hasan Salihamidzic. "Wir haben ihn zwei Jahre beobachtet. Er kann im Mittelfeld alle Positionen spielen, ist sehr kreativ und hat einen sehr guten linken Fuß, da ist richtig Musik drin", so Salihamidzic. "Er hat schon gezeigt, dass er sich in der Bundesliga behaupten kann."

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Cuisance bei seiner Vorstellung mit Sportdirektor Hasan Salihamidzic.Bild: reuters

In seiner ersten Bundesliga-Saison vor zwei Jahren kam Cuisance auf 24 Bundesligaspiele und machte trotz fehlendem Treffer seine Sache so gut, dass ihn die Borussia-Fans zum "Spieler der Saison" wählten. Der Franzose, der ohne Profierfahrung und für lediglich 250.000 Euro Ausbildungsentschädigung aus der U19 der AS Nancy-Lorraine gekommen war, war ein absoluter Glücksgriff für die Borussia.

In der seiner zweiten Saison im vergangenen Jahr tat sich der damals 19-Jährige jedoch schwerer und kam auf lediglich elf Bundesliga-Einsätze. Trotz der enttäuschenden Spielzeit setzte Gladbach voll auf den Franzosen: Auch wenn kein Spieler eine Garantie auf einen Stammplatz bekommen sollte, wissen sie in Gladbach, wie viel Potenzial ihnen da künftig fehlt.

Ein verspielter Typ wie Franck Ribéry

Übersteiger, Beinschüsse oder Rabona-Pässe – in Gladbach galt Cuisance als Künstler, aber eben auch als zu verspielt, manchmal gar als eigensinnig. Auch von den Mitspielern gab es auf dem Platz mal Kritik, dass er nicht den einfachen Weg, sondern immer das schwierige Spektakel suchte. Ex-Trainer Dieter Hecking sprach von Leistungen "zwischen Genie und Wahnsinn".

Hecking sah in den Spielereien aber auch die Möglichkeit den Unterschied auszumachen und er wollte dem Franzosen diese Spielweise nicht verbieten: "Ich glaube, das ist ein Spieler, den müssen wir das Risiko gehen lassen. Wenn er sich so weiter entwickelt, dann wissen wir, dass er auch mal einen Beinschuss probiert im eigenen Strafraum und wir wissen, dass er mal eine Pirouette dreht, mit der er trotzdem vorbeikommt."

Der FC Bayern dürfte sich so einen Ausnahmespieler in Cuisance erhoffen. Ein Spieler, der mit kleinen Dribblings, feinen Hebern oder frechen Pässen den Unterschied macht. Mit Thiago hat der amtierende Meister schon einen ähnlich verspielten Künstler in seinen Reihen, der den Außenrist-Pass einem normalen Zuspiel vorzieht. Und seit Franck Ribéry wissen wir: mit verspielten Dickköpfen aus Frankreich kennt sich der FC Bayern aus.

Seit er in München ist, ist es ruhiger um Cuisance geworden: Trotz der harschen Kritik aus Gladbach trat der 20-Jährige gegen seinen Ex-Verein nicht nach und bedankte sich bei seiner Vorstellung stattdessen, dass die Borussia ihm das erste Bundesliga-Spiel ermöglichte. Beim 13:1-Sieg in einem Testspiel am Sonntag gegen einen Bayern-Fanclub gehörte Cuisance schon zu den Torschützen. Vielleicht hat der gebürtige Straßburger aus seinen Fehlern gelernt und greift beim FC Bayern voll an – ganz ohne Stammplatz-Garantie.

(bn)

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