Die Station von Hansi Flick als Bundestrainer wird nicht als Erfolgsstory in die Geschichtsbücher eingehen. Der Ex-Bayern-Coach ist der erste Nationaltrainer, der in der 123-jährigen Geschichte des Deutschen Fußball-Verbandes gefeuert wurde. Vor ihm wurde nur Steffi Jones 2018 als Trainerin der Nationalmannschaft der Frauen entlassen, bei den Männern ist Flicks Entlassung hingegen ein Novum.
Allerdings kann man dem DFB nicht vorwerfen, dass er es nicht versucht hat, mit Hansi Flick. Auch nach der verkorksten Weltmeisterschaft in Katar, die für Deutschland blamabel in der Vorrunde endete, haben die Verantwortlichen an Flick festgehalten. Als dieser nun jedoch fünf Spiele in Folge nicht gewinnen konnte, wurde es den Entscheidungsträgern um A-Mannschaftsdirektor Rudi Völler und DFB-Präsident Bernd Neuendorf zu bunt.
Flick musste nach der deutlichen 1:4-Niederlage gegen Japan am Samstag gehen, vorübergehend hat Rudi Völler seinen Platz eingenommen – und die Mannschaft am Dienstag prompt zu einem 2:1-Sieg gegen Vizeweltmeister Frankreich geführt. Bis zur nächsten Länderspielperiode am 14. und 18. Oktober gegen die USA und Mexiko will die DFB-Führung jedoch einen Nachfolger für Flick gefunden haben, der nicht Rudi Völler heißt.
Derweil sorgt eine Statistik für Aufsehen, die Flicks Amtszeit durchaus treffend zusammenfasst.
Laut dem Statistikdienst "Opta" hat Flick in seinen 25 Spielen als Nationaltrainer 25 verschiedene Startformationen ausprobiert. Nicht einmal hat er dasselbe Team aus dem vorangegangenen Spiel erneut aufs Feld geschickt.
"Verrückte Statistik" kommentiert ein User den Beitrag von "Opta" bei X. "Das zeigt, dass er nicht das Team oder die Kombination gefunden hat, die er gesucht hat, was nicht heißt, dass Deutschland ein schlechtes Team ist oder dass es ihnen an Talent fehlt", urteilt ein anderer.
Die Statistik irritiert vor allem, wenn man sich vor Augen hält, dass Flick bei seiner vorherigen Cheftrainerstation beim FC Bayern durchaus auf eine feste Stammformation gesetzt hat – und damit großen Erfolg hatte. 2020 gewann Flick mit den Münchnern jeden nationalen und internationalen Titel.
Spieler wie Serge Gnabry, Joshua Kimmich oder Leon Goretzka, die unter ihm beim FC Bayern geglänzt hatten, waren bei Flick meist auch in der Nationalmannschaft gesetzt. Auf den anderen Positionen rotierte der 58-Jährige aber munter durch, wie die "Opta"-Statistik zeigt.
Weniger als ein Jahr vor der Europameisterschaft im eigenen Land befindet sich die deutsche Nationalmannschaft in einem desolaten Zustand. Sie steht ohne Trainer und ohne funktionierende Spielidee da. Den vielen talentierten Fußballern in der Mannschaft gelingt es selten, ihr Leistungsvermögen auch im Trikot der Nationalmannschaft abzurufen.
Viele Fans und Expert:innen bereiten sich innerlich bereits auf ein mögliches erneutes Vorrundenaus vor. Es wäre das dritte in den dann jüngsten vier Turnieren.