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Für Dazn war es das bisher wichtigste Spiel des Jahres. Darüber waren sich die Mitarbeitenden des Streamingdienstes schon vor dem Achtelfinal-Rückspiel zwischen Bayern München und Paris Saint-Germain einig.
Watson durfte am Mittwoch in München hinter die Kulissen der Übertragung blicken.
"Die beiden Mannschaften haben enormen Druck, die nächste Runde zu erreichen. Aber wir haben genauso Druck, eine Top-Performance abzuliefern. Das sind die Highlight-Spiele, für die man arbeitet", fasst David Binder, der Leiter der Champions-League-Produktionen beim Streamingdienst, die Bedeutung der Partie zusammen.
Das heißt aber auch, dass die zielgerichtete Koordination und Kommunikation mit über 140 Mitarbeitenden reibungslos funktionieren muss. Davon sind rund 30 Menschen nur für die Produktion der Sendung in Deutschland verantwortlich, die weiteren über 100 an diesem verregneten Mittwochabend produzieren das Signal für alle TV-Stationen auf der Welt als Rechteinhaber, der das Spiel in Deutschland überträgt.
Zudem kommt der Anspruch für den eigenen Markt in Deutschland. Für die Einschaltquoten sei es natürlich wichtig, dass der FC Bayern eine Runde weiterkommt. Doch unabhängig davon hat der Sender eine viel größere Aufgabe, als nur die Stammkunden zum Einschalten zu bewegen.
"Wir hoffen, dass der ein oder andere durch unsere Übertragung verleitet wird, ein Abo abzuschließen", sagt Redaktionschef Jörg Zwacka im Gespräch mit watson.
Damit dieses Vorhaben auch unabhängig von der Leistung der Bayern funktioniert, versucht der Streamingdienst künftig mithilfe technischer Innovationen die so wichtigen neuen Kunden zu gewinnen.
Ins volle Risiko will man bei einem Spiel dieser Bedeutung aber nicht gehen. Daher setzt Dazn auf die wohl bekanntesten Gesichter ihrer Übertragungen. Ex-Bayern-Angreifer Sandro Wagner als Experte, Jan Platte als Kommentator, Alex Schlüter als Moderator und Daniel Herzog als Reporter auf Stimmenfang nach dem Spiel.
Das Quartett kennt sich seit Jahren und ist ein eingespieltes Team. "Es muss alles funktionieren, da kannst du dir keine Fehler erlauben", sagt Zwacka.
Und auch Daniel Herzog, der seit den Anfangstagen im Jahr 2016 beim Streamingdienst arbeitet, betont, wie wichtig das freundschaftliche Miteinander ist. "Es ist eine Arbeit mit Freunden, die sich seit Jahren nicht verändert haben. Aber sobald die Kamera an ist, schalten alle in den ernsten Modus."
Und genau diesen spürt man im Redaktionsmeeting dreieinhalb Stunden vor Spielbeginn und zweieinhalb Stunden vor dem Beginn der Übertragung. Rund 20 Leute folgen aufmerksam den Worten des Leiters der Sendung, Tim Ahlfeld. Sekundengenau wird der Ablauf der Sendung einmal durchgesprochen, technische Details und mögliche Pläne B und C bei schlechten Witterungsbedingungen abgewogen.
Nicht Teil der rund 40-minütigen Besprechung sind allerdings Kommentator Jan Platte und Experte Sandro Wagner. Da Moderator Alex Schlüter durch die Sendung führt, sei vor allem wichtig, dass er wisse, wann etwas passiert, erklärt Produktionsleiter David Binder die Abwesenheit.
Schlüter, der seit dem Aufstieg des Streamingdienstes eines der bekanntesten Gesichter ist, beschwört auch in der Besprechung den Teamzusammenhalt und gibt Einblicke in seine Fragen und Aspekte der Analysen, damit das komplette Team fußballerisch vorbereitet ist.
Die Fragen an Bundestrainer Hansi Flick, auch zu Manuel Neuer, spricht er hingegen erst 30 Minuten vor Sendungsbeginn einmal kurz mit seinem Experten Sandro Wagner durch.
Insgesamt merkt man, dass hier ein eingespieltes Team am Werk ist. In den Gesprächen untereinander und selbst bei den Proben vor der eigentlichen Sendung haben besonders alle Beteiligten, die vor der Kamera stehen, eine gewisse Lockerheit. Niemand ist mit einem breiten Grinsen im Gesicht um einen blöden Spruch verlegen – trotz der enormen Bedeutung des Spiels.
Denn um auch neue Zuschauer zu gewinnen, setzt Dazn besonders beim Spiel zwischen dem FC Bayern und Paris auf einige Innovationen.
Daher war einerseits am Mittwoch die geballte Fußball-Expertise an Gästen vor der Partie am Dazn-Mikrofon: Bayern-Spielerin Lina Magull, die zudem kurz über den neuen Dazn-Frauensport-Sender Rise sprechen durfte, Bundestrainer Hansi Flick, Bayerns Vorstandboss Oliver Kahn plus die Trainer Julian Nagelsmann und Christophe Galtier.
Damit alle ausreichend zu Wort kommen, hatte sich die Dauer der Vorberichterstattung geändert. Statt 30 oder 45 Minuten ging die Sendung bereits eine Stunde vor Spielbeginn los. Neben und rund um das Spiel soll den Zuschauenden schließlich gleichzeitig die beste Unterhaltung geboten werden.
"Wir stehen für den Sport. Wir haben einen ganz klaren Fokus auf das taktische auf dem Feld und den Fußball", macht Redaktionsleiter Zwacka aber klar. Um Nebensächlichkeiten abseits des Feldes soll und wird es nicht gehen.
Damit die Unterhaltung in den auf den ersten Blick trockenen Analysen nicht zu kurz kommt, setzt Dazn ab dieser Partie erstmals auf Augmented Reality. Also Grafiken, die sonst in 2D dargestellt werden, werden so gezeigt, als würden sie über dem Rasen der Arena schweben.
"Das setzen wir dosiert ein und der Zuschauer wird auch nicht während des Spiels damit überfrachtet", verspricht Zwacka, erhofft sich aber auch einen visuellen Mehrwert.
Nach dem 2:0-Sieg der Münchner wird Thomas Müller als erster Spieler vor dem Dazn-Mikrofon erklären, dass man bei de Ligts Rettungstat in der ersten Halbzeit Glück hatte, aber im Endeffekt verdient gewonnen habe.
"Wenn zwei Mannschaften wirklich alles versuchen und dann auch diszipliniert verteidigen, ist das nicht ganz so einfach, gerade in so einem Spiel mit so viel Druck. Da geht es einem nicht so leicht von der Hand", ordnete Müller die Partie ein.
Für Reporter Daniel Herzog eine angenehmere Situation als eine Bayern-Niederlage. "Weil dann glückliche Menschen vor einem stehen", sagt er. "Aber man muss sich auch immer bewusst machen, dass dort Menschen vor einem stehen, mit denen man redet."
Beim ersten Gespräch nach dem Spiel kann sich Dazn für die 90 Sekunden Interviewzeit bei der Uefa und dem FC Bayern ab der 75. Minute bestimmte Spieler zum Gespräch wünschen. Ob das dann aber auch wirklich klappt, hängt allein von der Entscheidung des Klubs ab.
Daher macht Interviewer Daniel Herzog im watson-Gespräch deutlich: "Man darf sich von nichts überraschen lassen und muss auf alles vorbereitet sein."
